28.11.2011

Erzählung aus vieler Leben Wirklichkeit

Das 54. Leipziger Festival für Dokumentar‐ und Animationsfilm

Tobias Rahne
Still aus BAKHMARO

Das Leipziger Dokumentarfilm‐Festival eröffnet einen Blick auf die Welt, der überwältigt. Hervor-gegangen aus der ‐ in der DDR der 1950er Jahre gegründeten ‐ Leipziger Dokumentarfilmwoche zählt dieses Festival inzwischen zu den drei größten Festivals und Orten für den dokumentarischen Film in der Welt. Mehr als 3000 Einreichungen hatte die Auswahlkommission in diesem Jahr zu verzeichnen, der Festivalkatalog gleicht einem mittelstarken Buch und zunächst braucht es tatsächlich den einen Moment an Aufmerksamkeit, um in diesem starken Programm eine Orientierung zu gewinnen.

Still aus BIELUTIN - IN THE GARDEN OF TIME

Die jährlichen Wettbewerbe für Internationale, Deutsche und Nachwuchs‐Produktionen versammeln die künstlerisch‐dokumentierend herausragenden Filme eines ganzen Jahrgangs. Daneben stehen die regulären Programme. Allein hier wäre der Gewinn schon übergroß, doch das Leipziger Festival zeigt zudem verschiedenste Sonderreihen und Retrospektiven.

Still aus INDIAN SUMMER

In diesem Jahr wurden erste Film‐Arbeiten aus den arabischen Ländern Nordafrikas dem deutschen Publikum in größerem Rahmen gezeigt. Arbeiten wie I AM IN THE SQUARE (Regie: Olfat Osman) oder TAHRIR 2011 (Regie: Tamer Ezzat, Ayten Amin, Amr Salama) aus Ägypten oder wie NO MORE FEAR (Regie: Mourad Ben Cheikh) aus Tunesien dokumentieren ‐ oft mit Filmmaterial von den Plätzen der gewaltigen Demonstrationen ‐ die arabischen Regime‐Umstürze aus dem Geschehen selbst heraus. Eine sehr zu empfehlende Annäherung an die Geschehnisse des inzwischen schon wieder so weit entfernt scheinenden arabischen Frühlings. Besonders, wenn man das bislang Unabgeschlossene dieser

Still aus LIFE IN STILLS

Umstürze und die noch offenen Neukonstituierungen eines ganzen geographisch‐politischen Raumes bedenkt. Und wenn man das aktuelle, schon bürgerkriegsnahe Geschehen im Falle Syriens besieht, dessen Opferzahlen längst alle anderen Proteste überschritten haben und dessen Ende keineswegs absehbar ist.

Still aus RANGIERER

Eine weitere Sonderreihe sucht mit einer Vielzahl von dokumentarischen Filmen weltweiter Herkunft eine Annäherung an das komplexe Jahr 1961, das auch uns hierzulande gerade (festgelegt allerdings sehr auf den Mauerbau) sehr beschäftigte. Andere Programme des Festivals zeigten als einen film-historischen Fund avantgardistische Militär‐Propaganda aus den 1960er/1970er Jahren der Sowjetunion unter Breschnew, die im thematischen Rahmen politischer und militärischer Propaganda in der Film‐ und Medienwissenschaft bislang kaum zur Kenntnis genommen wurde (kuratiert von Barbara Wurm). Hommage und Retrospektive widmeten sich der Dokumentaristin Gitta Nickel und mit einigen Arbeiten dem herausragenden Jubilar Jürgen Böttcher.

Odyssee und Mikrokosmos

Still aus SEPTEMBER 25

Dokumentarische Filme können eine ihnen eigene Kraft inne haben die es vollbringt, dem Zuschauer einen Blick auf die Welt zu eröffnen. Unsere Welt, jenseits von der eigenen ‐ per se eingeschränkten ‐ Lebenswelt . Sie machen im besten Fall sichtbar, wie das Gewöhnliche und das Besondere, wie Leben und Leid, Tag und Nacht fern der eigenen Umgebung, der täglichen Bahn aussehen. Erzählungen aus vieler Leben Wirklichkeit.

Still aus SPLINTERS

Im Vergleich zur längst normierten und in ihrer Gestaltung formatierten TV‐Dokumentation verfügen dokumentarische Filme über ja verschiedenste Ansätze und Gestaltungen, um einem Aspekt, einer kleinen Welt sich anzunähern. Es wird erzählt, es wird beobachtet. Hier wird ein Moment herausgelöst, dort eine Geschichte aus vor-filmischer Wirklichkeit dramaturgisch wirksam für ein Publikum erzählt. Mal sind es Aufnahmen aus der Distanz, mal das sehr persönliche Portrait eines Menschen, welches auch zu den intimsten Bildern und Zeugnissen greift, um ein Leben, eine kleine Welt aufzuheben und sichtbar zu machen.

Still aus TAHRIR 2011

Der israelische Dokumentarfilm LIFE IN STILLS (Regie: Tamar Tal/Israel 2011) beispielsweise erzählt sehr nah aus dem Leben von Miriam Weissenstein. In den Vorkriegsjahren mit ihrem Mann aus der Tschechoslowakei nach Israel geflohen, führen die beiden in Tel Aviv seither das heute älteste Photo‐House Israels. Selbst die Gründung des Staates im Jahre 1948 haben die beiden fotografisch festgehalten. Der Mann starb vor Jahren und zum Drehzeitpunkt führen Miriam und ihr Enkel Ben das Photo‐House. Der Film erzählt mit oft sehr intimen Beobachtungen aus dem Leben der Familie Weissenstein und von einer besonderen, weil sehr sensiblen und füreinander verständnisvollen Beziehung zwischen der Großmutter und ihrem Enkel. Getragen von den zwei herausragenden Protagonisten (die auch das Leipziger Publikum spürbar für sich einnahmen) entsteht hier eine sehr beeindruckende dokumentarische Arbeit, so nah an ihren Lebenswelten und Erfahrungen.

Still aus THE ULYSSES

Ganz anders der herausragende Beitrag BAKHMARO (Regie: Salomé Jashi/Georgien 2011). Anstatt einer über Dekaden verlaufenden Geschichte zu folgen oder das Portrait eindrucksvoller Menschen filmisch zu verdichten bleibt diese Filmarbeit ganz bei einem Fragment unserer Welt. Ein altes Hotel, die guten Tage liegen lange zurück, ist der Mikrokosmos ihrer Beobachtung über mehrere Monate. Distanzierte, ruhige, eingriffslose Beobachtungen der Kamera registrieren hier Mensch und Detail in der georgischen Provinz. Hotelgäste gibt es hier lange nicht mehr und auch das bisweilen noch verbliebene Restaurant der unteren Etage sieht kaum zahlende Besucher. Alle warten hier scheint es, der Manager auf die Gäste, das wenige Personal auf seinen Lohn, selbst der Hund scheint zu warten, wenn er in den Gängen des einstigen Hotels mit stoischer Ruhe und Sanftmut der Kamera Salomé Jashis einfach entgegensieht. Ein Mikrokosmos, im Detail und ohne Induktion von Aktion vor dem Auge der Kamera durch das kleine Filmteam. Ausgehend von dieser kleinen Einheit gewährt der Film Sicht auf Größeres: auf das Georgien in der Provinz und auf Provinz allgemein, abgeschnitten von den größeren gesellschaftlichen und industriellen Zentren und seinen Impulsen.

Still aus WORK HARD - PLAY HARD

Der spanisch‐polnische Beitrag THE ULYSSES (Regie: Agatha Maciaszek, Alberto Garcia Ortiz/Spanien 2011) beschreibt die langen Um‐ und Irrwege von 57 jungen Indern, die auf der Suche nach Arbeit in Europa auf einer spanischen Insel im Norden Afrikas gelandet sind. Mehr als ein Jahr harren sie im Wald der Insel aus und sind in Wartestellung: auf Besserung ihrer Lage, auf Einlass ins Spanien des europäischen Festlands und auf Anerkennung ihrer Identitäten. Die zwei Filmemacher besuchten die Gruppe mehrfach für längere Zeiträume, beobachteten ihr tägliches Handeln, das Mühen um staatliche Hilfe und die traurigen Abende in den Zelten. Für diese filmische Dokumentation sind die Filmemacher nah an ihren Protagonisten, begleiteten sie über ein volles Jahr. Die Filmemacher und ihre Arbeitsweise sind sehr partizipativ. Sie sitzen mit den Indern in Zelten und treten (mit einer Indienreise) sogar als die Übermittler persönlicher Botschaften auf. Den Familien in der indischen Provinz zeigen sie die reuevollen Video-Botschaften der Söhne. Die zahlreichen Familienmitglieder sitzen vor dem Bildschirm, lächeln und weinen zugleich. … und hinterlassen Botschaften, meist Heimkehr-Bitten an die Söhne. Das Verdienst dieses Films ist, dass Europas Umgang mit den Menschen an seinen Grenzen hier Geste und Gesicht erhält und greifbarer für den Zuschauer wird.

Still aus KURZER BESUCH BEI HERMANN GLÖCKNER

Die Produktion INDIAN SUMMER (Regie: Ellen Ugelstadt/Norwegen 2011) widmet sich ganz einem jungen Mann und seinem Leben in der Schizophrenie. Die Regisseurin begleitete Torstein, ihren jüngeren Bruder, über 6 Jahre lang mit der Kamera. Ein Film und Portrait von 70 Minuten Länge und in jeder einzelnen davon ein Gewinn. Entstanden ist eine persönliche, filmische Annäherung an einen psychisch erkrankten jungen Menschen. Die Nähe zwischen den Geschwistern ist zu spüren und nur sie ist es, welche diesen Film entstehen lassen kann. Torstein gibt ihr Einsicht in Nacht und Tag, in den besseren und den schlechteren Phasen seiner Behandlung. Die Filmemacherin kennt sein Leben von Beginn an, sie gestaltet dieses Film-Portrait mit intimer Kenntnis. Neben gegenwärtigen Beobachtungen stehen alte Photographien und Videofilme aus Tagen vor der Erkrankung, Torsteins Stimme erklingt von alten Tonbandaufzeichnungen, von ihm geschriebene poetische Texte werden gesprochen und auch in ihrer Schriftlichkeit ins Filmmaterial geholt. Die Aufnahmen der Filmemacherin sind liebevoll und bei aller Nähe verlieren sie nie den Respekt. Ein persönlicher Film von allgemeiner Relevanz und einer hohen filmischen Kunstfertigkeit.

Weit entfernt von Familie und Portrait positioniert sich WORK HARD ‐ PLAY HARD (Regie: Carmen Losmann/Deutschland 2011) mit einer Annäherung an die Arbeitswelt der Gegenwart. Besser noch: an die tägliche Welt der Arbeit in großen Konzernbüros. Einblicke in architektonische Kriterien für die Gestaltung von Konzernneubauten, in die Gespräche auf Bürofluren oder Mitarbeitertrainings im Wald zeichnen hier ein durchweg kaltes, kalkuliertes Bild von Arbeit. In dem der Mensch Faktor, sein Wesen, seine Bildung zuallererst Skills und Kapital sind. Der Film ist Beobachter von Mitarbeitergesprächen und Coachings, gibt so einen Einblick in meist unzugängliche Prozeduren. Ein deutscher Beitrag, der auch im Wettbewerb sehr erfolgreich war und hoffentlich schon bald das größere Publikum erreicht.

Sprachlos vor Moskau

Ein kurzer Beitrag von nur 30 Minuten lässt das Publikum erstarren. SEPTEMBER 25 (Regie: Askol´d Kurov/Russland 2010) konzentriert sich auf einen kurzen Zeitraum, den 25. September eines Jahres. Beobachtungen, ohne Fragen, ohne Eingriff, mit vielen nahen Einstellungen, roh und sprachintensiv. Ein junger Mann (nach seinem Militärdienst) fährt mit dem Zug in den Vorort, er sucht seinen Vater, der nach dem Mord an der Mutter lange Zeit in Gefängnissen verbracht hat. Beide begegnen sich, eine Konfrontation aus Abstoßung und unfassbarer Nähe ergibt sich. Der Vater ein Wrack, sichtbar trunken und kaum mehr Herr seiner Glieder und Sprache. Russland ganz unten, wahrhaft und kaum zu fassen. Der Sohn, in seinen Sätzen und Gesten selbst jenseits von Contenance, lebt seit dem Tod der Mutter bei Adoptiveltern, dem Dokumentaristen selbst.

Eine andere russische Gegenwart zeigt der ebenfalls kurzformatige Film BIELUTIN ‐ IN THE GAR-DEN OF TIME (Regie: Clement Cogitore/Frankreich 2011). Ein altes Ehepaar, der Ehemann ist Nach- komme italienischer Einwanderer, in ihrer Wohnung mitten in Moskau. Alles in dieser Wohnung ist alt, um einiges älter als die beiden. Die Wände sind mit Gemälden früherer Jahrhunderte behangen, goldene Rahmen um Kunstwerke italienischer Meister. Kein Möbelstück datiert nach 1930, die Fußböden sind dunkel bedeckt von lauter Teppichen.

Kunst und Gegenstände wohin man sieht, in der Küche herbergt eine große Krähe als Haustier, das Ehepaar ist mal allein, mal mit Gästen und vor allem immer in ihrer musealen Umgebung zu sehen. Eine Wohnung als Schatzkammer, glanzvoll und erhaben, doch nie mit Ruhe zu verlassen. Sie beide erzählen aus vergangenen Jahrzehnten mit ihrer Lebenserfahrung in der Sowjetunion. Der Regisseur dreht jede Einstellung in der Wohnung, immer sehr nah an seinen Akteuren. Der Zuschauer erhält so nie eine Orientierung, einen umfassenden Blick auf Wohnung und Haus. Was das Mysteriöse dieser Atmosphäre nur weiter unterstützt. Ein herausragendes, ganz besonderes Fragment der Gegenwart. In Russland zu finden.

Splitter weißrussischer Nachbarschaft

Eine Besonderheit in Leipzig ist der weißrussische Dokumentarfilmer Viktar Asljuk, dessen kurze dokumentarische Arbeiten immer wieder in Leipzig Podium und Aufmerksamkeit erhalten. Filme von weniger als 30 Minuten, mit geringen Mitteln produziert und in Belarus nie in offiziellen Medien zur Ausstrahlung gebracht. SPLINTERS, im deutschen Splitter (Belarus 2011) zeigt ein Dorf in der weiß- russischen Provinz mit nur noch wenigen Bewohnern, fast alle sind Männer.

Asljuk zeigt sie in ihren täglichen Wegen, Gesten und Wortwechseln. Sie sind Verlierer, arm, alt und außer Form, ihre besten Tage liegen in einer anderen Zeit. Ihr Zusammensein, noch hinzu ohne Frau- en, hat etwas unwirkliches und seltsames. Übrig geblieben scheinen sie, doch Asljuk zeigt nicht nur dieses Ungewöhnliche in der Provinz, er zeigt sie voller Respekt und auch mit Zuneigung, gibt diesen Menschen allein durch seine filmische Arbeit etwas Besonderes, was ihr Leben selbst nicht vollbringt. Asljuks Arbeit ist eine von Kontinuität und Leipzig ist Teil davon, die früheren Dokumentarfilme wie WALTZ (2008) oder MARIA (2007) belegen dies. Diese Arbeiten gehören zu den wenigen Bildern, die wir von unseren weißrussischen Nachbarn jenseits offizieller Nachrichten und den so oft gesehenen Lukaschenko‐Fotos haben. Asljuks Arbeiten können nur durch äußere Hilfe entstehen. Meist ist es der kleine TV‐Sender Belsat auf polnischer Seite der Grenze zu Belarus, der seine Filme produziert und auch ausstrahlt. In Belarus selbst ist dieses Programm dann durch Satellitenempfang in weiten Regionen zu sehen.

Blicke auf die Welt um 1961

Diese groß angelegte Reihe (kuratiert von Matthias Heeder und Grit Lemke) nimmt sich vor, durch sieben einzelne Programme mit einer Vielzahl kurzer Dokumentarfilme aus den Jahren um 1961 die Komplexität dieses Zeitpunkts zu umranden und greifbar zu machen. 1961 besteht aus so viel mehr Themen, Konflikten und vor allem Perspektiven als dem deutschen Blick auf den August 1961. Diese Zerlegung in internationale Perspektiven im Blick auf eine Zeit ist vollbracht und die Arbeit daran ist eine Leistung der Kuratoren.

Kurze dokumentarische Arbeiten aus allen Teilen der Welt berichten mit Filmen wie ALGERIA, THE YEAR ZERO (Regie: Marceline Loridan‐Ivens, Jean‐Pierre Sergent/Frankreich 1962) von Frankreichs Krieg in Algerien, mit dem Kurzfilm KAHL (Regie: Haro Senft/BRD 1961) vom ersten Atomkraftwerk der Bundesrepublik und mit dem ersten Film der Golzow-Reihe WENN ICH ERST ZUR SCHULE GEH (Regie: Winfried Junge/DDR 1961) auch vom optimistischen Blick der DDR‐Kulturpolitik und einer Generation junger Künstler auf das ferne Jahr 2000.

Erste Arbeiten der Direct Cinema-Bewegung aus den USA oder des zunächst französischen Cinema Verité manifestierten mit Filmen wie CRISIS ‐ ein Film zur Rassentrennung in Nordamerika ‐ (Regie: Robert Drew/USA 1963) oder der CHRONIQUE D´UN ETÉ (Regie: Jean Rouch/Frankreich 1961) neue Ansätze im dokumentarischen Schaffen dieser Zeit, begünstigt durch technische Entwicklungen und getrieben von künstlerisch‐journalistischem Streben nach neuen Erforschungsmethoden der sie um-gebenden Wirklichkeiten.

Herausragend innerhalb der Reihe sind die kaum bekannten Arbeiten aus der Tschechoslowakei und Ungarn. Filme von Istvan Szabo, Jiri Menzel, Jurai Jakubisko und Jaromil Jires, die weniger auf streng dokumentarische Methode denn auf eine künstlerisch-dokumentarische Annäherung an ihre Gegen-wart setzten. Mit teils bohrenden Aufwerfungen zum gerade erst vergangenen Weltkrieg, zu Behandlung der Roma und Sinti in ihren neuen (sozialistischen) Gesellschaften oder zur Groß‐Bebauung an den Peripherien ihrer Städte. Hier sind die späteren Meister der Osteuropäischen Neuen Wellen des Films noch am Anfang und doch schon da.

Kurzer Besuch im Werk von Jürgen Böttcher

Ein kleines Programm zeigte Arbeiten des gerade 80 Jahre alt gewordenen Dokumentarfilmers und Malers Jürgen Böttcher. Arbeiten wie MARTHA (DDR 1978), WÄSCHERINNEN (DDR 1972), KURZER BESUCH BEI HERMANN GLÖCKNER (DDR 1985) und RANGIERER (DDR 1984), welche zu den besten filmischen Beobachtungen von DDR‐Realitäten und der Arbeitswelt im selbst ernannten Arbeiter- und Bauernstaat ohne großes Pathos und bei Tag- und Nacht-Zeit gehören.

Es waren in diesem Leipziger Herbst wieder ganz beachtliche Filme zu sehen und es ist eine bewundernswerte Fähigkeit in vielen dieser Arbeiten, von der Vielfalt unserer Welt uns etwas näher heran zu holen, es zu erzählen, zu zeigen und darauf aufmerksam zu machen. Dieses Festival müsste uns öfter mit in die Welt nehmen. Es ist zu wünschen, dass von diesem Leipziger Programm möglichst viele der Filme einen Weg ins tägliche Leben hierzulande und in die Programme der Sender finden.


Der Autor ist ein junger Filmhistoriker an der HBK Braunschweig und gründete in 2011 mit Freunden einen Filmverleih für Dokumentarfilm aus Osteuropa, dem Kaukasus und Zentralasien.