27.05.2013

Kommentar

»SPD – Die ersten 50 Jahre waren interessant«

Jutta Ditfurth

Die ersten 50 Jahre waren interessant. Da war die SPD politischer Ausdruck der Arbeiterbewegung. Der tapfere August Bebel lobte 1871 im Reichstag die Pariser Commune. Übers Erfurter Programm konnte man noch streiten. 1914, mit den Kriegskrediten, war die SPD als fortschrittliche Kraft am Ende. Es gab viele mutige Antifaschisten aber dominant blieben Hardliner wie Noske und obrigkeitsstaaatliche Kleinbürger wie Ebert – bis heute. Immer noch stellt sich die SPD ihrer Mitverantwortung an der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht nicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg hieß ihr Verhältnis zur Arbeiterbewegung Befriedung und "Sozialpartnerschaft". In Godesberg 1959 entschied sich die SPD endgültig für Kapitalismus und Nato und warf bald den SDS aus der Partei. Gratuliere, so hatte die außerparlamentarische Opposition eine unabhängige Organisation. Dann kam der Radikalenerlass und die 1970er Jahre, in denen wir AKW-Gegner von der SPD-Führung als »Terroristen« beschimpft wurden. Seit 1998 wird die SPD für Kriege und Sozialstaatszerstörung gebraucht. Im Herbst 2013 droht auch dafür eine Große Koalition.

Aufrichtig gratulieren kann ich für Willy Brandts Kniefall in Warschau.

Jutta Ditfurth, Autorin u.a. von »Zeit des Zorns. Warum wir uns vom Kapitalismus befreien müssen« (Westend 2012), www.jutta.ditfurth.de[1]

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  1. http://www.jutta.ditfurth.de/