Vielfalt ist Schönheit!

Plädoyer gegen einen LINKEN Dresscode

Hanna Wintour
Nicht das "Rot" ist das Problem.

Parteitage – wie viele andere Parteiveranstaltungen – sind auf der sozialen Ebene eine bizarre Kreuzung zwischen Klassentreffen und Catwalk. Sehen und gesehen werden, Smalltalk, Gossip, Alkohol und Bratwurst – welch explosive Mischung.

Klar machen auch wir uns Gedanken, wie wir auf einem Parteitag auflaufen, selbst wenn wir keine großen Reden halten, sondern geduldig den prager-frühling-Stand hüten. Außerdem darf nicht vergessen werden, wie stark sich der Style der Mitgliedschaft auf das Image einer Partei auswirkt. Von strickenden Grünen in Jesuslatschen fühlen sich einfach andere angesprochen als von Trachtenträger_innen auf einer CSU-Veranstaltung.

Gibt es ihn also auch, den LINKEN-Style? Ist es die kreischige Weste, die bei keiner Streiksoli fehlen darf? Ist es die geschlossene Herrensandale samt Socke? Oder doch das Motto-Shirt? Wie wichtig sind rot gefärbte Haare, um als LINKE-Funktionärin erkannt zu werden? Ist der feine Rollkragenpulli, gar der gepflegte Anzug, ebenso Pflicht wie das elegante Kleid?

Wir wissen es nicht. Mehr noch: Wir wollen ihn nicht, den sozialistischen Einheits(partei)look. Denn: Vielfalt ist Schönheit! Wir setzen – gerade bei größeren Veranstaltungen in beengten Räumlichkeiten – lediglich hygienische Basics voraus.

Natürlich haben wir Präferenzen, was wir bereits über die Auswahl unserer eigenen Klamotten zum Ausdruck bringen. Zudem freuen wir uns, Menschen anzusehen, die wir attraktiv finden. Und natürlich wollen wir, dass sich unsere Genoss_innen von ihrer besten Seite zeigen.

Dafür braucht es keine Konfektionsgröße 36 und auch nicht die hipsten Labels. Wir wollen, dass man es der LINKEN ansieht, dass sie von ganz unterschiedlichen Personen getragen wird. Das macht die Partei vielfältig attraktiv. Und es verdeutlich uns immer wieder, dass wir kein homogener Block sind – und wir auch ganz richtig daran tun, es gar nicht sein zu wollen. Die eigenen Modevorstellungen zum Maß aller Dinge zu erheben endet beim blauen Halstuch. Selbstverständlich? Nein.

So mancher Eintrag bei der Facebookgruppe „Don‘t wear red“[1] ist nicht amüsant, sondern schlicht lookistisch. Auf dieser Gruppe werden Outfits vor allem zu Parteievents kommentiert. Anzüge bei Männern und Kleider bei Frauen werden gelobt, solange sie halt nicht rot sind. Skinny Jeans sind offensichtlich nur bei Konfektionsgröße 34 – und kleiner – kein Anlass zum Lästern.

Wir wünschen uns, dass sich alle Genoss_innen frei auf unseren Veranstaltungen fühlen können, weil sie wunderschön sind. So wie sie sind.

Hanna Wintour interessiert sich sehr dafür, was euren Style ausmacht und ob ihr ihn als politisch fasst. Warum wollt ihr so aussehen, wie ihr ausseht. Oder wollt ihr eigentlich ganz anders erscheinen?

Links:

  1. https://www.facebook.com/pages/Dont-Wear-Red/251041728277665