24.08.2008

Liebe ist auch keine Lösung

Warum „Sex and the City – der Film“ eine einzige Enttäuschung ist

Caren Lay
Caren Lay

Ob Sex and the City feministisch ist oder nicht - das war nicht zuletzt bei der Release-Party des Prager Frühlings heiß umstritten. Klar gehöre ich strikt zu den VerfechterInnen der ersten Position, hatte die Serie doch die Vorzüge selbstbestimmten Single-Daseins gepriesen, und mit dem Irrglauben aufgeräumt, Single-Frauen Mitte Dreißig seinen bedauernswerte Existenzen, die ein einziges Jammertal durchschreiten. Sie hat unser großstädtisches Single-Leben zutreffend beschrieben, es ironisch kommentiert und uns last not least mit den aktuellsten Styling-Tips und Sex-Trends versorgt – wenn auch vorwiegend aus Hetero-Perspektive. Kann frau also davon ausgehen, dass die Serie mit ihrem Massenpublikum zumindest nicht weniger für die Entwicklung weiblichen Selbstbewusstseins getan hat als manche ermüdende Diskussion in der Frauengruppe, so gibt der Film allen KritikerInnen recht.

Dabei widmet er sich einer überaus spannenden Frage. Thema ist nicht länger die Suche nach Liebe, sondern wie es sich eigentlich lebt, wenn frau sie endlich gefunden hat. Und das muss schlimm sein: Ein Leben am kleinbürgerlichen Stadtrand, betrübte Sonntagnachmittage im Aquarium, unentschiedene Ehemänner, unrasierte Bikini-Zonen und folgerichtig: monatelang keinen Sex. Auf das erste Fremdgehen folgt umgehend die Trennung. Bestand das Leben von Carry, Miranda, Charlotte und Samantha in ihren Dreißigern noch aus der Jagd nach dem besten Date, dem angesagtesten Club und der neuesten Handtasche, so wird ihr Leben in den Vierzigern als das von mehr oder minder gelangweilten Hausfrauen beschrieben, die gnadenlos im Luxus schwelgen. Keine Konfrontation mehr mit dem sexuell promisken WG-Leben, keine Diskussionen über das Recht auf Schuhe, keine Brüche in Biographie und Styling. So abschreckend kann Reichtum sein. Selbst die Idee des Handtaschen-Leasings gilt dem Film nicht als innovative Idee zur Bereicherung und sozialverträglichen Ausgestaltung eines großstädtischen Single-Lebens, sondern als minderwertiger „Ersatz“. Ja, es gibt ein Leben jenseits der Vierzig – aber muss es wirklich so aussehen? Die Angst vorm Älterwerden nimmt der Film jungen Frauen mit Sicherheit nicht.

Und vor allem ist die traurige Botschaft, dass das Schicksal Ehe am Ende doch unausweichlich ist. Irgendwann landet jede im Hafen gelangweilter Ehen, ach ja, im Grunde doch der innerste Wunsch jeder Frau. Warum nur, möchte man fragen. Wenn es so ist, wenn man die Liebe endlich gefunden hat, komme ich nicht umhin mich zu fragen, ob nicht die Jagd in Wirklichkeit spannender ist als die Beute. Was bleibt ist die enttäuschende Erkenntnis: Liebe ist auch keine Lösung!