Prager Frühling, Magazin für Freiheit und Sozialismus (www.prager-fruehling-magazin.de)

Zögerlichkeit und Feigheit

Italiens Kommunisten und der Prager Frühling

Rossana Rossanda

Die Reaktionen auf die Niederschlagung des Prager Frühlings war kein glorreiches Kapitel in der Geschichte der Kommunistischen Partei Italiens (KPI). Der neue Kurs in der Tschechoslowakei war der letzte Versuch, sich von einem erstarrten System zu befreien. Dieser Kurswechsel wurde von einer noch starken kommunistischen Partei eingeleitet, von engagierten Intellektuellen unterstützt und genoss großes Vertrauen in der Bevölkerung. Anders als 1956 beim Aufstand in Ungarn gab es hier keine antikommunistischen Tendenzen. Die KPI begriff dies und unterstützte bis zum sowjetischen Einmarsch diesen neuen Kurs. Die Okkupation nannte sie einen „tragischen Fehler“, aber entschied sich dennoch vorerst gegen einen Bruch mit der sowjetischen Führung.

Sie unterstützte weder die Opposition gegen Gustav Husák (dem Nachfolger Alexander Dubčeks von Moskaus Gnaden, Anm. pf), noch die polnischen Studierenden. Diese hatten ebenfalls 1968 die Unis besetzt und die einzige weitere große Bewegung der Studierenden im Ostblock begonnen. Sie wurde brutal niedergeschlagen, angesehene Professoren wie Leszek Kołakowski, Bronisław Baczko, Włodzimierz Brus wurden von ihren Lehrstühlen entfernt, Jacek Kuroń, Karol Modzelewski und Adam Michnik mit den ersten Gruppen der späteren „Komitees zur Verteidigung der Arbeiter“ verhaftet.

Ein Jahr später begriff die KPI die Bedeutung des Aufstands in den Werften nicht, der zum Sturz Gomulkas führte. Die Rebellion prägte die Arbeiterkämpfe in Polen über die nächsten zehn Jahre und die Vereinnahmung durch die katholische Kirche hätte durch einen anderen Umgang sicher vermieden werden können. Doch noch 1978, als Il Manifesto zu einer zweitägigen Debatte dissidente Linke einlud, untersagte die KPI ihren Funktionären die Teilnahme und schickte stattdessen den Historiker Rosario Villari, der einen überaus vorsichtigen Vortrag hielt.

Palmiro Togliatti und Luigi Longo — die einzigen ehemaligen KI-Mitglieder der KPI, welche die Bedeutung des Prager Frühling begriffen.

Der Bruch mit Moskau wurde erst in den 1980erJahren durch den Parteivorsitzenden Enrico Berlinguer vollzogen, zu einem Zeitpunkt als die meisten Kader kaum noch zu einer Wende bereit waren oder bereits unter anderen politischen Vorzeichen opponierten. Im Nachhinein scheinen die Parteivorsitzenden Palmiro Togliatti und Luigi Longo, die einzigen ehemaligen Mitglieder der Kommunistischen Internationale mit einer relevanten Rolle in der KPI gewesen zu sein, die die Entwicklungen im Ostblock verstanden. Während Togliatti in Jalta ein Treffen mit Chruschtschow vorbereitete, schrieb er 1964 ein Memorandum, in dem er auf die Verschlechterung der Verhältnisse in den Ostblockländern hinwies. Dieses Memorandum, deren erste Fassung später in einigen Punkten geändert wurde, schien zu erklären, warum die KPI sich gegen eine internationale Konferenz aller kommunistischen Parteien wandte, bei der die KPdSU zu einer Verurteilung Chinas aufrufen wollte.

Dass die italienischen Kommunisten die Konferenz ablehnten, hatte Togliatti China bereits mitgeteilt. Im Memorandum äußerte er sich mehr oder weniger wie folgend: Egal wie man zur chinesischen Linie stehe, jede Partei solle selbst über ihren eigenen „Weg zum Sozialismus“ entscheiden. Man solle sich ohne Ausgrenzungen miteinander auseinandersetzen … und wäre es nicht überhaupt an der Zeit, die Fehler, die im Ostblock gemacht wurden, aufzuarbeiten? Togliatti starb, bevor es zu dem Treffen mit Chruschtschow kam. Luigi Longo beschloss, das Memorandum publik zu machen. In Frankreich wurde es in Le Monde veröffentlicht. Während sich KPdSU und Kommunistische Partei Frankreichs (KPF) hochgradig irritiert zeigten, weckte das das Verhalten der italienischen Kommunisten Hoffnung bei jenen im Osten, die auf Veränderung hofften. Im Februar 1965 war ich in Prag (als die USA gerade Hanoi bombardierten, und die sowjetische Nachrichtenagentur „TASS“ lieber darüber schwieg). Die Unzufriedenheit mit der Führung von Antonín Novotný (Generalsekretär der KSČ seit 1953, Anm. pf) war zu spüren. Im Januar 1968 wurde er friedlich und ohne großes Aufsehen durch einen bis dahin unbekannten slowakischen Funktionär abgelöst: Aleksander Dubček. So begann der neue Kurs, die KPI verstand dessen Bedeutung. Und die begriffen auch Breschnew, Gomulka und Ulbricht, und sie fürchten seine Ausbreitung. Bereits zwei Monate später organisierten sie daher ein Gipfeltreffen des Warschauer Paktes in Dresden. Offiziell standen andere Angelegenheiten auf der Tagesordnung, insgeheim wollten sie Dubček zwingen, über den Kurs der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSČ) Rechenschaft abzulegen. Doch verteidigte sich Dubček dort und glaubte, sogar seine Genossen überzeugt zu haben.

Luigi Longo machte sich darüber keine Illusionen und begab sich im April 1968 nach Prag, um ein öffentliches Zeichen seiner Freundschaft mit der Tschechoslowakei zu setzen. Das war unüblich und kann als Warnung an die KPdSU gesehen werden. Die lud am 4. Mai die Regierungen von Polen, Ungarn, Bulgarien und Rumänien (dieses sagte ab) nach Moskau, um sich mit der tschechoslowakischen Frage zu beschäftigen. Auch die damals von Waldeck Rochet geführte KPF war alarmiert. Rochet eilte mit Giancarlo Pajetta (KPI) nach Moskau, um die KPdSU von einer Intervention abzuhalten. Sie wurden kaum beachtet. Am 14.-15. Juli verfassten die Sowjetunion, Polen, Bulgarien, die DDR und Ungarn einen öffentlichen Brief, in dem sie der KSČ vorwarfen, die Tschechoslowakei der Konterrevolution preisgeben zu wollen. Unter dem Vorwand der Abhaltung von regelmäßigen Militärmanövern rollten sowjetischen Truppen Richtung Tschechoslowakei. Zwei Wochen später am 29. Juli wurde die KSČ-Führung zu einem Gespräch in einem sowjetischen Regierungszug im slowakischen Čierna nad Tisou an der damaligen sowjetischen Grenze vorgeladen. Das glich einem Ultimatum.

Aber auch in Čierna nad Tisou knickte Dubček nicht ein. Er glaubte daran, dass die anderen kommunistischen Parteien ihn ernsthaft unterstützten. Rumänien war zum Beispiel zurückhaltend und Ungarn schien über das sowjetische Verhalten ebenfalls nicht begeistert. Der Parteivorsitzender Luigi Longo schrieb dem Politbüro der KPdSU einen langen Brief — etwas, das unüblich war. Angesichts des Zeitdrucks hatte er keine Zeit die Parteiführung zu einer Beratung einzuladen, aber er ließ im Brief wissen, was auch immer die anderen für eine Meinung haben mögen, er werde jegliche militärische Intervention verurteilen. Zu denen, die anderer Meinung als Longo waren, wird das KPI-Archiv vielleicht weiterhelfen. Bei den moskautreuen Anhängern der Sowjetunion kann sicher davon ausgegangen werden, was andere darüber dachten, weiß ich nicht. Aber Giorgio Amendola sagte mir gewohnt derb: Wie die USA für die Kräfteverhältnisse bei den italienischen Christdemokraten eine wichtige Rolle spielten, so spiele diese die UdSSR bei der KPI.

Tatsächlich schien die Sowjetunion sich zunächst zurückzuhalten. Am 3. August trafen sich die „Warschauer Fünf“ wieder mit Dubček in Bratislava und stellten die Bedrohungen ein. Am darauf folgenden Tag zogen sich die sowjetischen Truppen aus der Tschechoslowakei zurück. In dieser friedlichen Stille wurde Prag in der Nacht vom 20. auf den 21. August von den anrollenden sowjetischen Panzern überrascht. Die Führung des neuen Kurses mit dem Staatspräsidenten Svoboda, wurde festgenommen und anschließend nach Moskau beordert. Auch Dubček wurde verhaftet. Von der KPI-Führung war in dieser Nacht nur Alfredo Reichlin in Rom, und er musste sich mit der Situation auseinandersetzen. Longo war auf Kur in der UdSSR und erfuhr von den Ereignissen in Prag durch ein Kommuniqué, das ihm mit dem Frühstück hingebracht wurde. Das verzieh er der KPdSU nie.

Aber wie reagierten Vietnam und Kuba, die damals als dritter Pol galten, auf den sowjetischen Einmarsch? In der Nacht vom 21. August warteten Karol (gemeint ist Kewes Karol, Rossana Rossandas Lebensgefährte und Mitstreiter bei Il Manifesto, Anm. pf.) und ich bis drei Uhr morgens auf eine Meldung der kubanischen Botschaft und hoffte auf eine Verurteilung des Einmarsches. Um sieben Uhr rief mich Reichlin an und sagte: „Dein Fidel unterstützt die Aktion mit der Formel: Weiter so nicht nur in Prag, sondern auch in Hanoi“.

Mehrere Genossen, auch solche, die keine Apparatschicks waren wie zum Beispiel Luigi Nono, fühlten sich durch diese von ihnen als links angesehene Position vertreten. Aus ihrer Sicht gehörten zwar Arbeiterräte zum neuen Kurs, aber auch Ideologen wie Ota Šik (Ökonom und Vordenker von Wirtschaftsreformen in der Tschechoslowakei, Anm. pf) und Radowan Richta (Philosoph und Verfasser des für den Prager Frühling sehr bedeutsamen „Richta-Reports“, Anm. pf). Zwar habe der neue Kurs gute Absichten, aber er wolle eben auch mit Willy Brandt ins Gespräch kommen; wer weiß, wohin all das führen könne. Die Mehrheit der KPI-Basis, wie auch die der PSIUP von Tullio Vecchietti, Dario Valori und Vittorio Foa, dachte, der Sozialismus der UdSSR sei zwar hässlich, aber er sei eben besser als gar keiner. Deshalb würde jeglicher Protest gegen die KPdSU die Arbeiterbewegung und die kommunistischen Parteien im Westen schwächen. Das dachten auch jene, die in der Studierendenbewegung im Sommer 1968 auf die Prager Ereignisse beobachteten.

Die Abruptheit mit der die PCI die Ereignisse in Ungarn 1956 ad acta legte und das Schweigen, das auf Togliattis Memorandum folgte, weisen darauf hin, dass die KPI darauf hoffte, die UdSSR würde ohne großen Aufruhr einen demokratischeren Weg einschlagen. Das wandte sich auch gegen diejenigen, die sich in der KPI-Führung über das sowjetische System schon längst keine Illusionen mehr machten. Als Ende August das Zentralkomitee (ZK) den „tragischen Fehler“ verurteilte, meinte Luigi Pintor, dies sei kein tragischer Fehler, sondern eine durchaus konsequente Folge der sowjetischen Politik. Dies war die erste deutliche Äußerung der Gruppe, die später Il Manifesto gründete. Ich kann mich nicht daran erinnern, ob es im Zentralkomitee zum Thema abgestimmt wurde, aber ich denke nicht. Trotzdem wurde Pintor gerügt. An der Tür fragte ZK-Mitglied Giancarlo Pajetta alle, die in die Beratung des Zentralkomitees wollten: „Was denkst du, war es doch gut, dass Svoboda und Dubček den Kompromiss angenommen haben, oder?“

Ein Jahr später erschien der Leitartikel in der Monatszeitschrift Il Manifesto „Prag ist allein“. So begann die Phase, die zu unserem Ausschluss aus der Partei führte. Berlinguer hatte versucht dies zu vermeiden. Aber nach diesem Artikel hieß es, die KPdSU fordere von ihm „noch eine Rechnung zu begleichen“. Ich weiß nicht welche. Während meiner Rede auf dem 13. Parteitag der KPI stand die von Boris Ponomarjow geführte sowjetische Delegation auf und verließ den Saal. Aber drei aus der Manifesto-Gruppe, Luigi Pintor, Aldo Natoli und ich wurden ins Zentralkomitee wiedergewählt. Vielleicht versicherte Berlinguer jemandem, dass wir keinen Schaden anrichten würden. Er war gegen die Erscheinung der Manifesto-Zeitschrift, aber drohte nicht mit Disziplinarmaßnahmen. Er machte aber keinen Hehl daraus, dass er befürchtete, eine Distanzierung von Moskau könne eine starke pro-sowjetische Strömung innerhalb der Partei fördern, ähnlich wie die von Enrique Líster in Spanien. Aber angesichts des Leitartikels „Prag ist allein“ fanden Parteifunktionäre wie Pietro Secchia, Armando Cossutta und auch Giorgio Amendola und Umberto Terracini, dass wir nicht zu dulden wären. Hinzu kam unser Versuch, den ketzerischen Marxismus zu verfolgen, den die `68er vernachlässigten — von Marx bis Rosa Luxemburg, von Korsch bis zum jüngeren Lukács — mit unserem Engagement für den heißen Herbst nach dem Abklingen der Studentenbewegung. Wir waren also links und libertär, und die KPI machte uns nieder. Dadurch schadete sie aber vor allem sich. Nicht nur die Älteren, sondern auch die Generation der 40jährigen wollten sich nur widerwillig an der internationalen Konferenz beteiligen, gegen die sie längst verwahrt hatten. Longo war bereits krank, und nachdem sie nochmals „den tragischen Fehler“ kritisiert hatten, ignorierten sie die sich weiter vertiefenden Krisen im Osten. Die Oppositionen in den verschiedenen Ostblockstaaten fanden in der KPI keinen Bezugspunkt mehr. So kam das Jahr 1989, und die KPI hatte sich bis dahin von der der Sowjetunion nicht wirklich gelöst.

So fiel die Berliner Mauer und da es zu keiner Trauerbewältigung kam, wurde 1989 auch die Oktober-Revolution von 1917 über Bord geworfen. Die KPI schlug dann einen Weg ein, der nicht einmal als sozialdemokratisch zu bezeichnen ist.

Dadurch wurden die offenen Fragen einer neu gegründeten Partei überlassen, die sich damit nie auseinandersetzte.

Rossana Rossanda ist eine bedeutende italienische Intellektuelle, Journalistin und Schriftstellerin. Sie war die in den 1950er und 1960er Jahren an führender Stelle in der Kommunistischen Partei Italiens tätig und gründete 1971 die unabhängige linke Tageszeitung Il Manifesto mit. Der Beitrag stammt aus der Il manifesto, Beilage „Prag 1968-1998“, vom 21. August 1998.

Für die Übersetzung bedankt sich die Redaktion bei Paola Giaculli. Sie übersetzte auch das lesenswerte Buch Der Schneider von Ulm. Eine mögliche Geschichte der KPI von Lucio Magri.

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