Mehr Eintracht, weniger Beuth

Was beim Europa League Spiel Eintracht Frankfurt gegen Schachtar Donezk passierte

Marika Tändler-Walenta

Am 21. Februar 2019 spielt die Eintracht im Rückspiel zu Hause gegen Schachtar Donezk, wobei es im Zuge von Polizeimaßnahmen zu Schwerverletzten kam. Vorab wurde aufgrund eines falsch wiedergegebenen Zitats von Peter Fischer ein Durchsuchungsbeschluss beim Amtsgericht erwirkt - offensichtlich ein Vorwand. Peter Fischer sagte: „Das Stadion muss brennen!“. Darin sah man eine Assoziierung zu Pyrotechnik. Gleichzeitig hätte jeder szenenkundige Beamte wissen müssen, dass die Strafe bei Einsatz von Pyrotechnik für die Fans zu hoch gewesen wäre, hatte man die Möglichkeit, das das erste Mal seit 25 Jahren wieder im Achtelfinale der Europe League zu stehen.

Peter Beuth mit einem gefälschten Fussball-Trikot der Jungen Union

Peter Fischer ist übrigens der einzige Präsident eines Erstligisten, der sich klar gegen die AfD positionierte: „Deswegen sage ich: Prüft euch! Wenn ihr die Werte der Eintracht lebt, könnt ihr nicht das Gegenteil wählen. Es ist unvereinbar.“ und „In unserer Satzung steht: Wir sind gegen Ausgrenzung, gegen Menschenverachtung, für Internationalität und Überreligiosität. Die Satzung ist das Gesetz des Vereins“. Der vom Innenminister Peter Beuth (CDU) veranlasste Durchsuchungsbeschluss hat u.a. dazu geführt, dass kurz vor dem Spiel die Räumlichkeiten der Nordwestkurve, der Ultras von Frankfurt, durchsucht wurden. Gefunden wurde nichts. Erst als Reaktion darauf wurde ein Spruchband gegen diese Maßnahme angefertigt (‚Beuth, der Ficker fickt zurück!‘), woraufhin Polizeieinheiten mit Schlagstockeinsatz ausrückten und dieses Spruchband beschlagnahmten. Zwei Fans wurden dabei schwer verletzt, einer erlitt einen Lendenwirbelbruch. Dies ist ein absoluter Tabubruch im Umgang mit der Fanszene. Die Anwendung von Polizeigewalt aufgrund eines Banners ist unverhältnismäßig und nicht hinnehmbar. Der hessische Innenminister Peter Beuth rechtfertigte diesen Polizeieinsatz als geboten, notwendig, verhältnismäßig und friedenssichernd. Der Polizeipräsident Gerhard Bereswill verteidigte mit den Worten: Man habe in diesem Fall keinen Ermessensspielraum gehabt. Eine Woche später gab es zum überzogenen Polizeieinsatz beim Spiel der Eintracht Frankfurt eine Landtagsdebatte.

Janine Wissler, (Fraktionsvorsitzende DIE LINKE im Hessischen Landtag, hat mit Ihrer Fraktion inzwischen einen Dringlichen Berichtsantrag eingereicht, mit dem die politisch Verantwortlichen benannt und die Hintergründe des überzogenen Polizeieinsatzes aufgehellt werden sollten. Es zeigt sich an diesem Beispiel, dass die geplanten Verschärfungen im Rahmen der Polizeiaufgabengesetze, welche unter anderem im April in Sachsen verabschiedet werden sollen, auch eine Vorfeldkriminalisierung von Fußballfans darstellen. Dass führt zu mehr Eskalation. In Hessen wurden erst im Juni 2018 das ähnlich angelegte Verfassungsschutzgesetz und die Anpassungen des Hessischen Gesetzes über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) beschlossen.

Nachdem die Nachricht von diesem Polizeieinsatz in den Fußball-Fan-Gemeinden die Runde machte, entschloss man sich zu mehreren Solidaritätsbekundungen. Auf Transparenten der Fans von VfL Bochum, Hannover, Babelsberg, Union Berlin und Dynamo Dresden und auch beim FC Bayern lass man u.a. „Beuth: Zurücktreten!“.

Verhältnismäßigkeit und die Bewahrung der Rechtsstaatlichkeit müssen an erster Stelle stehen, daher sollte sich der hessische Innenminister Beuth entschuldigen und die Vorkommnisse und den Einsatz von Polizeigewalt aufklären. Um es mit den Worten von Janine Wissler zu sagen: „Wir brauchen mehr Peter Fischer und weniger Peter Beuth“. Übrigens steht die Eintracht durch den Sieg gegen Schachtar Donezk das erste Mal seit 25 Jahren wieder im Achtelfinale der Europe League.

Marika Tändler-Walenta ist sportpolitische Sprecherin im Parteivorstand DIE LINKE.