26.06.2008

Funkenaustausch zwischen Kultur und Politik

Zum 40. Jahrestag des Manifestes der 2000 Worte

Redaktion »prager frühling«
„Sozialismus ja – Okkupation nein“ – bekanntes Plakat aus den Tagen der Intervention in Prag

Ein wichtiger Meilenstein im Zuge des Prager Frühlings war die Veröffentlichung des "Manifestes der 2000 Worte - Zwei Tausend Worte, die an Arbeiter, Landwirte, Beamte, Künstler und alle gerichtet sind" am 27. Juni 1968 vor 40 Jahren. Verfasst von dem Schriftsteller Ludvík Vaculík[1] wurde es von 69 bekannten WissenschaftlerInnen, KünstlerInnen und SportlerInnen unterzeichnet und in der Zeitschrift Literární Listy[2] sowie verschiedenen Zeitungen veröffentlicht.

Anlässlich des 40. Jahrestages des Manifestes der 2000 Worte erklärt die Redaktion des Magazins »prager frühling«:

„Es ist kein Zufall, dass das Manifest der 2000 Worte in einer Literaturzeitschrift veröffentlicht wurde. Viele der Debatten, die den Prager Frühling zum Erblühen brachten, wurden damals über Literraturzeitschriften angestoßen. Insofern ist der Prager Frühling auch ein Beispiel dafür, dass politische und kulturelle Aufbrüche einander inspirieren. Nicht selten fallen politische und ästhetische Revolutionen zusammen.

Angeregt durch dieses historische Beispiel wird sich der Schwerpunkt der Zweitausgabe des Magazins »prager frühling« dem Verhältnis zwischen Politik und Kultur widmen. Und dieses Verhältnis ist zweifelsohne belastet, belastet durch den Rückzug vieler Künste in den Elfenbeinturm und durch Versuche der Politik, die Kunst vor ihren Karren zu spannen. Nun stellt sich die Frage, ob es nicht doch einen Platz des Austauschs, der gegenseitigen Inspiration gibt - jenseits der Barrikade, aber auch jenseits des Elfenbeinturmes.

Wie sagte doch schon Heiner Müller so treffend: „Die Zeit der Kunst ist eine andere Zeit als die der Politik. Das berührt sich nur manchmal. Und wenn man Glück hat, entstehen Funken.“

Die nächste Ausgabe, die im Oktober erscheint, wird sich auf die Suche machen nach den Momenten des Funkenaustauschs und nach einer neuen Ästhetik des Widerstandes.

Anmerkungen

Der tschechische Originaltext des Manifests der 2000 Worte findet sich auf dieser Website: Dva tisíce slov[3]
• Nachtrag: Die Wochenzeitung Freitag dokumentiert das Manifest in leicht gekürzter Form in deutscher Übersetzung, siehe Ausgabe 33 vom 15.08.2008[4]

Links:

  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Ludvík_Vaculík
  2. http://de.wikipedia.org/wiki/Literární_noviny
  3. http://www.svedomi.cz/dokdoby/19680627_dvatisiceslov.htm
  4. http://www.freitag.de/2008/33/08331001.php