selbstbewusst lesbisch

L-MAG, Deutschlands einzige Zeitschrift für Lesben, stellt sich vor

Manuela Kay

L-MAG ist derzeit das einzige Magazin für Lesben, das in ganz Deutschland und darüber hinaus in Österreich und der Schweiz erscheint. Mit ca. 8.000 Abonnentinnen und insgesamt über 12.000 verkauften Heften ist dieses einmalige Zeitschriftenprojekt in seinem fünften Erscheinungsjahr nunmehr auch kostendeckend.
Ziel war es 2003 ein Magazin zu machen, das modern und aufgeschlossen lesbischen Frauen das bietet, was „normale“ Frauenzeitschriften nicht zu bieten haben: abseits von Schminktipps, Diäten und Promiklatsch die Lebenswelt lesbischer Frauen abzubilden.
Doch wie an den Verkaufszahlen erkennbar ist, definiert sich nur ein Bruchteil der geschätzten zwei Millionen Lesben im Erscheinungsgebiet mit dem „L-Wort“ und hat somit Bedarf nach einer Zeitschrift für Lesben. Offen lesbisch zu leben ist nach wie vor für die Mehrheit lesbischer Frauen in Deutschland nicht denkbar. Eine Identifikation mit dem Begriff lesbisch lehnen viele ab oder trauen es sich schlicht nicht.
L-MAG hat bewusst den Untertitel „Magazin für Lesben“ gewählt, um keinerlei Etikettenschwindel zu betreiben und seine Zielsetzung deutlich zumachen. Es steht drauf, was drin ist. Auf verschwiemelte Begriffe, die man an Eltern und homophoben Freunden vorbeimogeln kann wie „queer“, „gay“ oder „andere Frauen“, wurde bewusst verzichtet. Somit setzt L-MAG bei seinen Leserinnen einen selbstverständlichen Umgang mit Lesbischsein voraus. Mangels sonstiger gesellschaftlicher Repräsentation von lesbischem Leben, fällt L-MAG somit eine ganz besondere Rolle zu: nämlich als einziges Magazin seiner Art alle Lesben zu repräsentieren – dies ist natürlich unmöglich und auch nicht gewollt. Das dringende Bedürfnis nach Wiederfinden der eigenen Lebenswelt führt bei vielen lesbischen Leserinnen kurioserweise auch zu einer Art „Überidentifikation“ mit dem Heft. Dies macht es natürlich schwierig auch kritisch, distanziert, humorvoll oder experimentell an lesbische Themen heranzugehen. Außerdem zeigt es klar, wie ungeübt Lesben im Umgang mit Medien sind. Eine Leserinnenstrukturanalyse von L-MAG im Jahr 2006 zeigte, das L-MAG Leserinnen praktisch keine anderen Printmedien nutzen, schon gar keine Zeitschriften.
Eine politische Ausrichtung des Hefts ist praktisch unmöglich. Wir sind noch immer in den Kinderschuhen, was generelle Wahrnehmung lesbischer Frauen in der Gesellschaft angeht. Zwar ist L-MAG bemüht auch politische Berichterstattung zu leisten, doch geht diese selten über das bloße Abbilden von Initiativen und politisch aktiven Lesben hinaus. Leider ist das, was derzeit als „Homopolitik“ verstanden wird, lediglich auf den kleinen Ausschnitt der Homoehe und Familienpolitik begrenzt. Das Interesse der lesbischen Leserinnen ist stark auf Gleichstellung in Gesellschaft und Gesetz fixiert. Familiengründung, Kinderkriegen und damit verbundene finanzielle Regelungen stehen heute im Mittelpunkt des Interesses vieler junger lesbischer Frauen. L-MAG muss dem Rechung tragen, versucht aber auch andere Aspekte von Politik im Heft abzubilden, hier vor allem die Situation von Lesben weltweit, die Menschenrechtsproblematik etc.
Die Minderheitensituation lesbischer Frauen führt heute keineswegs mehr zu einer Politisierung wie vielleicht noch zu Beginn einer neuen Frauenbewegung in den spätern 70er Jahren, die massiv von Lesben mitgeprägt wurde. Heute scheinen lesbische Frauen eher um Anpassung bemüht, „Normalität“ ist das höchste Gut, gesellschaftliche Anerkennung statt Außenseitertum ist gewünscht.
So steht L-MAG als derzeit einziges Magazin seiner Art im deutschsprachigen Raum vor der Herausforderung, eine sehr diversifizierte Zielgruppe für alle befriedigend abbilden zu sollen. Dennoch gibt der Erfolg dem Konzept Recht, dass ein klar definiertes lesbisches Magazin mittlerweile eine ausreichend große Zielgruppe erreicht.


www.l-mag.de[1]

Magazin für Lesben, erscheint zweimonatlich am letzten Freitag des Monats, Druckauflage 30.000, 84 Seiten, Preis: 3,50 Euro
Chefredakteurin: Manuela Kay
Verlag: Jackwerth Verlag Berlin, in dem auch das queere Stadtmagazin Siegessäule und das schwule Magazin Du&Ich erscheinen
Vertrieb: über Bahnhofsbuchhandel (also große Zeitungsläden in Bahnhöfen, Flughäfen, Knotenpunkte etc.), ausgewählte Zeitschriftenläden, in der Szene (L-Spots) und im Abo.


Links:

  1. http://www.l-mag.de/