01.03.2009

Realos unter sich

Parteitag der LINKEN in Essen

Kolja Möller

„Fundis“ gegen „Realos": Wenn man der Presse Glauben schenken will, dann fliegen bei der LINKEN zwischen pragmatischen Staatspolitikern aus den ostdeutschen Landesverbänden und weltfremd-verspinnerten Sektierern die Fetzen. Auf dem Parteitag in Essen wurde man zum wiederholten Male eines Besseren belehrt. Erstens, weil alle Beteiligten die Rituale der Parteiendemokratie kennen und bedienen. Anders als in frühen Phase der GRÜNEN steht nicht eine Kritik an den etablierten Methoden der Politik und die Vision einer anderen Lebensweise im Mittelpunkt, sondern die Tagesinteressen des Prekariats und eine soziale Reformpolitik. Die wird dann je nach innerparteilicher Strömung mit mehr oder weniger antikapitalistischem Drumrum begründet. Zweitens hat sich in Essen gezeigt, dass der zwischenzeitlich realpolitisch geschulte linke Flügel fähig ist, geschlossen zu handeln und mehrheitsfähige Politik- und Kandidatenvorschläge durchzusetzen. Das liegt weniger an der inhaltlichen Substanz und den charismatischen politischen Persönlichkeiten der selbst ernannten Linken, als am Umstand, dass die Realpolitiker handwerkliche Schwächen bei der Realpolitik haben: wildes Gegeneinanderkandidieren, nicht mehrheitsfähiges Personal, argumentatives Schwächeln und schlechte Berechenbarkeit gehören eigentlich zum klassischen Fundi-Repertoire.