10.03.2009

Die Linkspartei im Internet

Geht es eigentlich noch langweiliger?

Kolja Möller

Seit mehreren Wochen schon gähnt einen die Homepage der LINKEN an: Entweder zieren Grafiken mit eingeklemmten Euro-Scheinen die Startseite – ein Symbol für die Probleme der großkoalitionären „Schuldenbremse“ oder es lachen einen Leiharbeiter mit Plastik-Schutzbrillen an: Sie machen ihre Arbeit anscheinend mit Freude. Ja, aber sie verdienen zu wenig, weshalb der Mindestlohn und ein Verbot der Leiharbeit gefordert wird. Nichts gegen diese Botschaften in der Sache, aber angesichts der Krise des globalen Kapitalismus und den Diskussionen um Auswege, wäre es da nicht Aufgabe der LINKEN mal ein bisschen fetziger zu werden? Mal ein kleiner Hinweise darauf, dass es sich eben nicht nur um eine Finanzkrise mit viel Casino und „Zockern“ handelt, sondern vielleicht um eine Systemkrise? Auch wenn die gesellschaftliche Linke gegenwärtig ein bisschen überrumpelt wirkt und es an großen Alternativentwürfen fehlt: Man könnte zumindest ein wenig so tun als hätte man sie. Und man könnte all denjenigen, die sich jetzt Fragen stellen, wie Alternativen aussehen könnten, zumindest ein Angebot dazu machen, gemeinsam auf die Suche zu gehen. Kein kohärentes „Sozialismuseinführungsgesetz“ (SEG), aber vielleicht ausstrahlungsfähige Anspielungen und Provokationen in Richtung eines wirtschaftsdemokratischen Umstiegs. So kann die LINKE mit ihrer medialen Präsenz Spielräume dafür schaffen, dass kapitalismuskritische Anliegen öffentlich wieder artikulierbar werden. Michael Brie von der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat auf dem ATTAC-Kongress beispielsweise ins Spiel gebracht, dass ein demokratisch-sozialistisches Krisenprogramm darin bestehen könnte, Bus und Bahn für alle kostenfrei zu gestalten und auszubauen, statt den Bau von Sprittschleudern zu subventionieren. Das wäre doch schon was. Ob es Wählerstimmen bringt, ist natürlich fraglich. Dem inhaltlichen Profil linker Politik wäre damit trotzdem ein großer Dienst erwiesen.