17.04.2008

Systemfrage im doppelten Sinne

Zum 100. Geburtstag von Simone de Beauvoir

Katja Kipping
Laut Zeitbudgeterhebung des Statistischen Bundesamtes wird die Hausarbeit (z.B. Wäsche waschen zu 85,6%) weiterhin überwiegend von den Frauen erledigt.

Dieses Jahr findet so manches große Jubiläum statt: 40 Jahre 1968, 40 Jahre Prager Frühling, 190. Geburtstag von Karl Marx. Und in diese Reihe gehört auch der 100. Geburtstag von Simone de Beauvoir, der großen französischen Existentialistin, die Autorin des Buches „Das andere Geschlecht“. Von Ihr stammt die Aussage: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.“ Ein großartiges Plädoyer gegen den Biologismus! Verhaltensweisen sind nun einmal das Ergebnis ganz konkreter herrschender gesellschaftlicher Verhältnisse.

Dass eine so radikale Denkerin wie Simone de Beauvoir konservativen Kreisen ein Dorn im Auge war, versteht sich von selbst. Doch leider wurde sie auch von Linken angegriffen für ihre Überzeugung, dass die Unterdrückung der Frau nicht automatisch im Kommunismus beendet sein werde. Wer weiß, wie es Simone de Beauvoir heute in der LINKEN ergehen würde? Ihr Erbe für die neue LINKE aufzugreifen heißt für mich, die Systemfrage immer im doppelten Sinne zu stellen – sowohl dem System Kapitalismus, als auch dem System Patriarchat!