07.06.2009

Wettervorhersage für Europa

Eine Wahlprognose für die Europawahl 2009

Thomas Lohmeier

Das Wahlwetter wird heute in Deutschland uneinheitlich. In den Regionen der großen Volksparteien herrscht ein Tiefdruckgebiet. Viele Wähler und Wählerinnen der Union ziehen Richtung FDP, weil diese neoliberale Positionen verteidigt und nicht wie die Union dem staatlichen Interventionismus das Wort redet. Schließlich, so diese Wähler und Wählerinnen, muss auch unabhängig von der Realität und den politischen Folgen heute noch ideologisch richtig sein, was gestern als ideologisch richtig galt.

Ebenso in einem Wählertiefdruckgebiet befindet sich die andere Volkspartei. Zwar kann die SPD auf etwas bessere Temperaturen hoffen. Dennoch wird ihr Ergebnis ernüchternd sein, weil die bescheidene Erwärmung nur im Vergleich zu den eisigen Temperaturen, die ihre Hartz-IV-Politik der sozialen Kälte vor fünf Jahren verursachte, als lauwarm empfunden wird. Die Europawahl wird daher für die SPD nicht zur Wetterwende. Temperaturen um 25 % sind vielmehr Ausdruck dafür, dass das Wählertiefdruckgebiet bis zur Bundestagswahl erhalten bleibt. Allerdings sind leichte Temperaturverbesserungen in den nächsten Wochen für die SPD nicht ausgeschlossen. Ein Anstieg bis zu 30 % ist bis Ende September noch möglich.

In einem Hochdruckgebiet befinden sich die beiden liberalen Parteien. Die neoliberale FDP profitiert dabei von wirtschaftspolitischen Überzeugungstätern aus dem konservativen Lager, von Männern, die ihren Verstand in der Hose haben und von der hohen Wahlbeteiligung der Bildungsbürger. Von letzterem wird auch die andere liberale Partei profitieren. Während die FDP mit sommerlichen Temperaturen um 12 bis 15 % rechnen darf, werden die Grünen frühlingshafte 10 % erreichen.

Für die Linkspartei ist das Wahlwetter durchwachsen. Leichte Temperaturanstiege im Vergleich zur Europawahl 2004 sind zu erwarten. Viele der Wähler und Wählerinnen, die schon bei der Bundestagswahl 2005 von SPD zur LINKEN gezogen sind, werden auch diesmal die LINKE wählen. Der Sturm der Krise verunsichert aber auch viele linke Wähler und Wählerinnen. Die Schirme, die die LINKE aufspannen möchte, werden nicht als wetterfester als die Schirme der anderen Parteien erkannt. Die LINKE wird daher Temperaturen wie bei Bundestagswahl 2005 (ca. 8 bis 9 %) erreichen.