„Die Trennung zwischen Kunst und Politischem ist absurd“

Portrait der politischen Künstlerin Betty Pabst

Boris Krumnow

Die Fotografin Betty Pabst setzte sich in ihrer Abschlussarbeit „Arbeitstitel“ mit der Situation von MigrantInnen in postkolonialen Arbeitswelten auseinander und sorgte damit für rege Debatten an der Leipziger Kunsthochschule HGB. Der Anspruch, Kunst und Politik nicht als getrennt zu behandeln, sorgt also noch heute für Irritationen, trotz verschiedener Wellen „interventionistischer Kunst“ in den letzten Jahrzehnten.

„Das Kunstfeld“, so Betty Pabst, „stellt einen besonderen Raum dar, um politische Inhalte zu verhandeln. Schwierig daran ist, dass die künstlerische Verhandlung von politischen Inhalten oft im Kunstfeld verbleibt und selten über die Grenzen der Repräsentation hinausgeht und somit kaum in anderen gesellschaftlichen Feldern relevant wird.“ Es kann also nicht nur darum gehen, Bilder an die Wand zu hängen.

Für die Fotografin wird deshalb der intensive Dialog mit den Menschen zur eigentlichen künstlerischen Praxis. Dies geht über das Fotografieren und die zum Projekt gehörenden Interviews deutlich hinaus. Dies kann im Ausstellungskontext nur zum Teil und letztlich als Dokumentation sichtbar werden. Zu einer politischen Kunstpraxis gehört selbstverständlich auch die Nutzung des Ausstellungsraumes für politische Veranstaltungen.
Betty Pabst: „Die Trennung zwischen Kunst und Politik ist absurd und reaktionär. KünstlerInnen setzen sich mit der Welt auseinander und dazu gehört das Politische. Die Tendenz ist jedoch grade oft der Rückzug ins Private und ein unkritisches Sicheinrichten in einer kapitalistischen Gesellschaft, in der sowohl Kunst als auch Politik ExpertInnen und Eliten vorbehalten sind.“