Neue Wege

Beispiele für digitale Protestkultur

Norbert Schepers

Spätestens mit der Kampagne deportation.class wurde die Nutzung der so genannten neuen Medien in linken Kreisen en vogue. Heute ist linker Aktivismus nicht mehr denkbar ohne die neuen Wege des Medienaktivismus. Politischer Aktivismus im Internet orientierte sich dabei an der Idee der Gegenöffentlichkeit: Die in der BRD bekannte „Kommunikationsguerilla“ beispielsweise zielt in ihren Aktionen auf eine Störung und Umdeutung vorhandener medialer Muster, teils mit technischen, teils mit künstlerischen Mitteln: Subversion & Satire. Bekannte Beispiele dafür sind Adbusters, Critical Art Ensemble („Electronic Civil Disobedience“), Luther Blisset oder auch Yomango.

Der Aspekt der Gegenöffentlichkeit im engen Sinne von (Gegen-)Information bestimmt Portale wie Nadir und später Indymedia. Ganz im Sinne von Gegenöffentlichkeit steht auch der Videoaktivismus, z.B. KanalB, der in und jenseits von Plattformen wie YouTube stattfindet. Gerade bei Aktionen, die von den Massenmedien nur zu schnell diffamiert werden, man denke nur an den Auftakt der Gipfelproteste in Rostock, sind solche alternativen Informationsquellen unverzichtbar – nicht zuletzt bei möglichen Rechtsfragen zu massiven Polizeieinsätzen.

Ein aktuelles und bekanntes Beispiel für eine produktive Nutzung eines Weblogs ist „Annalist“. Die Journalistin und Medienaktivistin Anne Roth wurde bekannt, als sie nach der Festnahme ihres Partners, des Wissenschaftlers Andrej Holm, „über das Innenleben einer Terrorismus-Ermittlung“ bloggte. Bemerkenswert sind hier Form bzw. Stil, mittels eines öffentlichen Tagebuches das Thema Repression zu bearbeiten und den Alltag unter behördlicher Verfolgung zu schildern und zugleich politische Zusammenhänge zu bearbeiten – blogging at it’s best.