27.08.2009

Ullas und Angelas laissez faire

...voll korrekt und trotzdem ein Problem.

Jörg Schindler

Ulla Schmidt fährt mitsamt Dienstwagen-Bonzen-Schleuder nach Spanien. Und Merkels Angela macht eine kleine Geburtstagsparty für einen guten Bekannten, Herrn Ackermann.

gespielte Empörung

Die gespielte Empörung der politischen Konkurrenz als auch von BILD ist natürlich groß. Und unglaublich dumm. Denn mal im Ernst: Wer hat denn geglaubt, dass im Kanzleramt jemand zum Döner um die Ecke geht? Oder bei Papa-No sich was liefern lassen würde, wenn die Manager-Bagage anrückt, um etwas mit der Chefin zu beschwatzen? Und wer hatte geglaubt, dass Ministerinnen im Urlaub keine Verbindung zu ihrem Ministerium halten, gar die täglichen Wasserstandsmeldungen aus dem Apparat kostenpflichtig in Anspruch nehmen? Selbst, wenn hier irgendwo eine Verschwendung von - sagen wir mal - 100.000 Euro vorläge: Wie scheinheilig ist das gegenüber einer Bankenrettung von 700.000.000.000 Euro? Da hat der Ackermann recht, das sind doch echt mal peanuts.

"laissez faire", aber für alle

Diese Ausgaben als "Verschwendung" zu geißeln ist, da hat auch Altkanzler Schröder durchaus recht, kleinkariert. Das Problem liegt aber woanders, und deshalb haben Ulla und Angela dann doch ein Problem. Die hier ein bisschen "laissez faire" gemacht haben, sind nämlich dieselben Ullas und Angelas, die beschlossen haben, dass HARTZ-IV-EmpfängerInnen z.B. bei Krankenhausaufenthalt 35% Regelleistungen gekürzt erhalten sollen - weil das Krankenhausessen ja "Einnahmen" seien. Und dieselben Ullas und Angelas, die Zuzahlung von 10 Euro je Quartal für einen Arztbesuch aufgedrückt haben. Und dieselben Ullas und Angelas, die für Millionen von ArbeitnehmerInnen den Kündigungsschutz abgeschafft haben, als sie den Schwellwert von 5 auf 10 Beschäftigte anhoben. Und dieselben Ullas und Angelas, die der Bevölkerung eine schleichende Rentenkürzung mit der Rente erst ab 67 zumuten. Diese ständigen Kürzungen bei den eh schon sozial unter Druck Stehenden war dann nämlich auch ziemlich "kleinkariert", wie es der Zigarren-Exkanzler so aufrichtig arrogant auszudrücken pflegt.

Deshalb haben Ulla und Angela dann im Ergebnis doch ein Problem. Ohne "laissez faire" geht es nämlich nicht.