Welcher Feminismus-Typ bist Du?

Der große prager-frühling-Test

1. Hauptursache der Frauenunterdrückung ist...

a) die kapitalistische Arbeitsteilung, die untrennbar mit dem Patriarchat verbunden ist.
b) der ganze patriarchale Diskurs, der „Männlein“ und „Weiblein“ seit Jahrhunderten kategorisiert und dabei die Frauen unterordnet.
c) Welche Frauenunterdrückung? Frauen können doch genauso wie Männer am gesellschaftlichen Leben teilhaben.

2. Was hältst du von Ansätzen, die „Geschlechterfrage“ vor allem als „Frauenförderung“ zu begreifen und das Hauptaugenmerk auf die Repräsentation und Aufstiegsmöglichkeiten von Frauen zu legen?

a) Das ist Mumpitz und ideologische Verblendung. Solange es die kapitalistische Arbeitsteilung gibt, solange wird es das Patriarchat geben. Sonst: No way! Im Übrigen sind englische oder modernere Ausdrücke meist ein Ausdruck von neoliberaler Ideologie.
b) Viel zu unkritisch. Da wird doch davon ausgegangen, dass die Identitäten von Frauen und Männern feststehen. Was ist eigentlich mit Transsexuellen? Die werden da voll untergebuttert.
c) Solange mir die Frauenbeauftragte oder meine Ex-Frau nicht in die Quere kommt: Alles kein Problem. Ich finde auch gut, dass es mehr „weiche“ Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen bei uns gibt.

3. Der Pop-Feminismus von Lady Bitch Ray, die mit Sex und Vagina-Style-Hip-Hop schockt ...

a) ist problematisch, weil er so tut, als wäre die Sexualität so wichtig. Dabei sind es doch die Arbeit und die Verteilung des Mehrprodukts, die Frauen in Unmündigkeit halten.
b) ist problematisch, weil es immer nur um weibliche und männliche Geschlechtsteile geht. Homo-Erotik gibt’s da nicht.
c) Igitt! Die kommt bei mir nicht ins Haus. Ich bin doch für den Mindestlohn und nicht für eine Kulturrevolution.

4. Feministische Fortschritte sind zu erreichen …

a) durch die sozialistische Umwälzung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Mein Feminismus? Eine Art „Sozialismus Plus“, Vergesellschaftung der Produktionsmittel Aufhebung der Frauenunterdrückung.
b) indem die Binarität der Zuschreibung von „Mann-Sein“ und „Frau-Sein“ gestört wird. Mein Feminismus? Eine Art „Kommunikationsguerilla“.
c) Frauen haben doch schon viel erreicht! Wir konzentrieren uns jetzt mal auf den Mindestlohn. Der hilft gerade den Frauen.

5. Wer sind deine Vorbilder?

a) Rosa Luxemburg, August Bebel
b) Judith Butler, Tila Tequilla
c) Michael Sommer, Andrea Nahles

6. Was ist die geeignete Art, den 8. März zu begehen?

a) Nelken vor Werkstoren verteilen.
b) Frauentag, Männertag – alles Brühe!
c) Heute koch’ ich mal den Kaffee.
d) Den Film „Volver“ ansehen und sich anschließend im prager frühling über den erneuerten Feminismus schlau machen.*

Vor allem a: Marxistischer Feminismus

Schon klar: Nur wenn die Produktionsverhältnisse über den Haufen geworfen werden und es endlich Sozialismus gibt, kann die Frauenbefreiung stattfinden. Deshalb bist du skeptisch gegenüber Feminismen, die davon ausgehen, dass „Geschlecht“ diskursiv und kulturell konstruiert wird. Spielerisches und Poppiges ist dir fremd. Aber ist nicht eine ganze Reihe an Unterdrückungsmechanismen nur so erklärbar? Und ist nicht auch ein Kapitalismus ohne Patriarchat vorstellbar oder eine Vergesellschaftung der Produktionsmittel ohne befreiende Effekte für die Ordnung der Geschlechter?

Vor allem b: Queerer Feminismus

Alles diskursiv konstruiert! Deshalb setzt du auf Kommunikationsguerilla und Schock-Strategien. Feministische Reformpolitik ist nicht so deins, weil man sich da ja darauf einlassen müsste, dass es Leute gibt, die nicht die Ratgeber zu „QueerTheory“ auswendig aufsagen können. Wie sollen Frauen denn um ihre Rechte kämpfen, wenn ihnen nicht mal ein Mindestmaß an gemeinsamer „Wir-Identität“ zugestanden wird und sich alles verflüssigt? Und die patriarchale Arbeitsverteilung? Wie soll denn die Geschlechterordnung angegriffen werden, wenn nur noch im Feuilleton munter de- und rekonstruiert wird?

Vor allem c: Pseudo-Feminismus

Hand aufs Herz: Eigentlich ist dir der Feminismus egal. Du fügst dich ein bisschen dem kulturellen Druck, aber so richtig kannst du nicht sehen, wo Frauen heute, in unserer modernen Gesellschaft unterdrückt werden. Und du findest die Geschlechterordnung auch gut, wie sie ist. Vielleicht noch ein bisschen mehr Frauen, damit es ein bisschen sanfter und kommunikativer wird, sonst ist aber alles okay. Und mit dem Mindestlohn oder einer Ganztagsschule wird ja auch den Frauen geholfen. Ob das was daran ändert, dass in den Vorstandsetagen nur Männer sitzen und man als Frau gerne mal vom Lebensgefährten eine auf’s Maul bekommt?


* In der Ausgabe 2 des prager frühlings gab es eine Debatte um den Alphamädchen-Feminismus. Im Zuge dieser Debatte hat sich die Redaktion für einen erneuerten Feminismus ausgesprochen, der einerseits an der Erkenntnis anknüpft, dass Geschlechterverhältnisse immer Produktionsverhältnisse sind und andererseits dekonstruktivistische Ansätze auch ihre Berechtigung haben. Der Feminismus, den wir meinen, kombiniert nicht nur verschiedene theoretische Ansätze, sondern setzt gleichfalls auf moderne, popkulturelle Impulse. Er ermuntert Frauen, in einem solidarischen Miteinander die Fesseln der Bescheidenheit abzulegen.