Beispiele transnationaler Solidarität

Redaktion

Gewerkschaftliche Aktionen bewegen sich überwiegend auf einzelbetrieblicher oder Konzernebene. Schließlich befinden sich hier die Adressat/-innen des Protests, und hier kann Druck entfaltet werden. Doch mit der Internationalisierung der Wirtschaftsbeziehungen wird deutlich, dass Kämpfe nur auf überbetrieblicher, transnationaler Ebene erfolgreich sein können.

Streik der Hafenarbeiter

Eine Aktion zehntausender Hafenarbeiter/-innen im November 2003 in 14 Ländern, mit der sie Häfen blockierten, ist nur das bekannteste Beispiel. 4.000 Hafenarbeiter/-innen und Lotsen in deutschen Häfen beteiligten sich an diesem internationalen Aktionstag. Dieses entschlossene „Nein!“ der Kolleg/-innen bewirkte die Ablehnung der „Port Package“-Richtlinie der EU-Kommission im EU-Parlament. Mit dieser Richtlinie sollten Tariflöhne beim Löschen von Ladungen als Wettbewerbsverzerrung für unzulässig erklärt werden sollten.

Netzwerk in der Automobilbranche

Seit den 1980er Jahren existiert das „Auto Netzwerk“ bei TIE (transnational information exchange). Es organisiert Beschäftigte aus der Autoindustrie, und zwar sowohl von Zulieferern wie von Autofirmen. Das Netzwerk informiert und mobilisiert Autobauer/-innen von VW, Ford, Daimler, Chrysler und GM, die in ihren Gewerkschaftsorganisationen aktiv sind. Das Netzwerk unterhält hierzu auch Kontakte zu Gewerkschaften in Spanien, Belgien und Frankreich, die bereits im Austausch gemeinsamer Tarifstrategien und in gemeinsamen Aktionen gemündet sind.

Netzwerk zur Gesundheit

Aus Brasilien stammt die Idee eines Netzwerks, das sich mit den Auswirkungen der Arbeitswelt auf die Gesundheit von Beschäftigten beschäftigt. Nicht nur schwere körperliche Arbeit, auch das Arbeitszeitquantum oder andere Arbeitsbedingungen gefährden die Gesundheit vieler Arbeiter/-innen. Heute besteht das Netzwerk auch in Mosambique, Mexiko und Deutschland. Mittels Ausstellungen, Workshops und Aktivitäten vor Ort thematisiert das Netzwerk die Arbeitsbedingungen etwa von Frauen in der Landwirtschaft, bei brasilianischen Metallarbeiter/-innen oder im öffentlichen Dienst in Deutschland. Hierdurch versuchen die Aktiven mittels Aufklärungsarbeit, aber auch mit Hilfe politischen Drucks oder Schulung von Betriebsräten, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie antipatriarchale Mindeststandards in die gesetzlichen oder tariflichen Regelungen einzubauen.