05.05.2011

Sein Kampf

Sarrazins national-sozialdemokratischer Parteitag

Jörg Schindler

Überraschung. Wer hätte das gedacht? Gerade hat die SPD-Führung das Parteiausschlussverfahren gegen Sarrazin kalkuliert abgeblasen, da kommt er auf seinem ersten (!) darauf folgenden öffentlichen Auftritt mit dem nächsten Kracher aus dem neuen national-sozialdemokratischen Programmkatalog um die Ecke: "Je migrantischer diese Leute eingestellt sind, desto weniger neigen sie dazu, Probleme oder Schwierigkeiten objektiv zu sehen." Und, so zitiert ihn die Süddeutsche: Wer die Erblichkeit von Intelligenz leugne, sei “strohdumm oder auf kriminelle Weise denkfaul”.

Triumpf des Wählerwillens

Es geht in diesem Blog nicht darum darzustellen, weshalb diese Intelligenz-ist-vererblich-These Sarrazins so bodenlos blöd ist, dass die Spucke förmlich wegbleibt. Dass es sich bei Intelligenz nicht um einen biologischen, sondern wesentlich sozialen Zusammenhang handelt, wird man spätestens dann bemerken, wenn man den Ex-Bundesbanker für eine Woche z.B. auf eine Südsee-Insel aussetzen würde und ihn dann mit seinem VWL-Abschluss alleine ließe.

Vielmehr geht es um folgendes: Als der Verfasser dieses Blogs vor einigen Tagen hier[1] schrieb, dass die Rücknahme des Parteiausschlussverfahrens eiskaltem sozialdemokratischen Kalkül folge, um am faschistoiden Rand der Gesellschaft zu fischen und so Stimmen für die Sozialdemokratie zu fangen, damit also faktisch eine neue Rechts-Partei entstehe, kommentierten LeserInnen dies als Polemik. Die jüngsten Äußerungen Sarrazins zeigen aber: Nein, war es nicht. Denn zu Recht lässt Sarrazin uns wissen: In seiner Erklärung vor der SPD-Spitze habe er von den Aussagen seines Buches kein Wort zurückgenommen. Dies habe auch niemand von ihm verlangt.

Niemand aus der SPD verlangt Rücknahme

Jedenfalls letzteres ist ihm aufs Wort zu glauben, denn anders macht das Verhalten von Nahles & Konsorten auch keinerlei Sinn. Nur durch die weitere gezielt-geduldete nazionale Provokation ist Sarrazin für die SPD und die SPD für Sarrazin wertvoll. Wir dürfen uns also in den kommenden Monaten auf weitere derartige Ein- und Ausfälle einrichten.

von Bremen über Berlin nach Nürnberg

Der neuen national-sozialdemokratischen Partei Deutschlands ist wiederum herzlich zu diesem Coup zu gratulieren. Immerhin bewerten etwa die Hälfte der SPD-AnhängerInnen die Rücknahme des Parteiausschlusses als richtig, nur 38% wären für einen Ausschluss gewesen. Man mag sich gut vorstellen, wie die Stimmungslage in der konservativen Wählerschaft insgesamt ist. Abzurunden wäre der anstehende Wahlkampf in Bremen und Berlin durch einen schönen Programmparteitag der neuen NSPD. Als Ort erschiene dafür Nürnberg ganz geeignet.

Links:

  1. https://www.prager-fruehling-magazin.de/de/article/664.neue-rechts-partei-gegruendet.html