23.11.2011

Selbstbestimmung bis zum Schluß

Zum Gedenken an den Revolutionär Paul Lafargue

Ronald Blaschke

Paul Lafargue[1] und seine Frau Laura Lafargue[2], die Tochter von Karl Marx,

verabschiedeten sich in der Nacht vom 25. zum 26. November 1911 von dieser Welt.

Überliefert ist das Motiv des Hedonisten Paul Lafargue durch eine Abschiedsnotiz : "Gesund an Leib und Seele töte ich mich, bevor mich das gnadenlose Alter schrittweise nach und nach die Freuden der Existenz beraubt und meine physische und geistige Stärke untergräbt, meine Energie lähmt, meinen Willen bricht und mich mir selbst und den anderen zur Last macht."

Selbstbestimmung bis in den Tod hinein.

Der Sozialist Paul Lafargue stand einem asketischen und disziplinierenden Kasernensozialismus ablehnend gegenüber. Seine Gedanken über die Muße, über freie Liebe und Erotik, über die Sprachentwicklung, zur Frauenfrage und zum Mutterrecht waren nicht Mainstream. Er strebte mit seinen Beiträgen aber die intellektuelle und kulturelle Hegemonie des revolutionären Subjekts an.

Lafargue wirkte insbesondere in der spanischen und französischen organisierten Arbeiterbewegung und übersetzte gemeinsam mit seiner Frau Werke von Karl Marx und Friedrich Engels. Auch bei den russischen Revolutionären war er sehr populär. Lenin hatte an seinem Grab gesprochen[3] und ihn "einen der Begabtesten und Gründlichsten unter denen, welche die Idee des Marxismus verbreiten" genannt. Während der russischen Revolutionen und nach der Machtergreifung der Bolschewiki erschienen auch in Russland viele seiner Schriften.

Unter Stalins Herrschaft wurde Paul Lafargue eine parteioffizielle Unperson. Das führte zu weitgehenden Publikationsbeschränkungen.

Anlässlich des 100. Todestags von Paul Lafargue sollen in den nächsten Tagen Zitate aus seinen berühmten Schriften "Ein verkaufter Appetit" (1884/1900), "Herr Geier" (1900) und "Das Recht auf Faulheit. Widerlegung des 'Rechts auf Arbeit' von 1848" (1880/83) veröffentlicht werden.

Wir ehren Paul Lafargue, wenn uns seine Schriften zum Bedenken und zur Diskussion sowie zur Veränderung bestehender Verhältnisse anregen. Viel Vergnügen dabei!

  • 24.11. Paul Lafargue: "Ein verkaufter Appetit"[4]
  • 25.11. Paul Lafargue: "Das Recht auf Faulheit."[5]
  • 26.11. Paul Lafargue:"Herr Geier"[6]

Nachweise

Iring Fetscher: Vorwort, in: Fritz Keller a. a. O :9

Fritz Keller (Hrsg.): Paul Lafargue: Geschlechterverhältnisse. Ausgewählte Schriften. Mit einer Einleitung von Frigga Haug, Argument Verlag, Hamburg/Berlin 1995: 261 ff.

Fritz Keller (Hrsg.): Paul Lafargue. Essays zur Geschichte, Kultur und Politik. Mit einem

Vorwort von Iring Fetscher, Karl Dietz Verlag Berlin 2002: 179 f.

V. I. Lenin: Speech Delivered in the Name of the R.S.D.L.P. at The Funeral of Paul and Laura Lafargue November 20 (December 3), 1911; http://marxists.org/archive/lenin/works/1911/nov/20.htm[7]

Literatur von und über Paul Lafargue/Texte/Bibliographie

Stefanie Holuba: An der Grenze des Marxismus – Arbeiten Paul Lafargues, GNN-Verlag Sachsen/Berlin 2002.

Fritz Keller: Paul Lafargue, Teil 1; http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lafargue/biog/lafargue.htm[8]

Fritz Keller: Paul Lafargue, Teil 2; http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lafargue/biog/lafargue2.htm[9]

Fritz Keller: Paul Lafargue, Teil 3; http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lafargue/biog/lafargue3.htm[10]

Fritz Keller: Paul Lafargue, Teil 4; http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lafargue/biog/lafargue4.htm[11]

Fritz Keller (Hrsg.): Paul Lafargue: Geschlechterverhältnisse. Ausgewählte Schriften. Mit einer Einleitung von Frigga Haug, Argument Verlag, Hamburg/Berlin 1995.

Fritz Keller (Hrsg.): Paul Lafargue: Essays zur Geschichte, Kultur und Politik. Mit einem Vorwort von Iring Fetscher, Karl Dietz Verlag Berlin 2002.

Paul Lafargue: Das Recht auf Faulheit. Widerlegung des "Rechts auf Arbeit" von 1848. Mit einem Vorwort von Pablo Pereza, Trotzdem Verlag Grafenau, 2001.

Franz Schandl: Der unterschätzte Schwiegersohn. Nicht unfreundliche Anmerkungen zur Paul Lafargue und dessen Essayistik, in: Streifzüge 3/2002; http://www.streifzuege.org/2002/der-unterschaetzte-schwiegersohn[12]

Texte von Paul Lafargue[13] im Marxists Internet Archive

Bibliographie deutschsprachiger Publikationen (Auswahl) von Paul Lafargue[14]

Links:

  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Lafargue
  2. http://de.wikipedia.org/wiki/Laura_Lafargue
  3. http://marxists.org/archive/lenin/works/1911/nov/20.htm
  4. https://www.prager-fruehling-magazin.de/de/article/761.ein-verkaufter-appetit.html
  5. https://www.prager-fruehling-magazin.de/de/article/765.das-recht-auf-faulheit.html
  6. https://www.prager-fruehling-magazin.de/de/article/766.herr-geier.html
  7. http://marxists.org/archive/lenin/works/1911/nov/20.htm
  8. http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lafargue/biog/lafargue.htm
  9. http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lafargue/biog/lafargue2.htm
  10. http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lafargue/biog/lafargue3.htm
  11. http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lafargue/biog/lafargue4.htm
  12. http://www.streifzuege.org/2002/der-unterschaetzte-schwiegersohn
  13. http://marxists.org/deutsch/archiv/lafargue/index.htm
  14. http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lafargue/biog/biblio.htm#a58