01.11.2012

Fünf vor Zwölf klopft der Halbelf

sg
Tanzende Elfen, Gemälde von August Malmström, 1866

Warum uns ein Text mit dem Titel „Elfenmanifest“ zu Halloween zugespielt wurde? Wir wissen es nicht. Ob Elfen wirklich so friedlich – Stichwort Dunkelelfen — und so geschlechtslos – wir verweisen auf Incubus und Succubus – sind, sei einmal dahingestellt. Aber sonst ist es ein sympathischer Text. Den wir gern veröffentlichen. Also viel Spaß beim Lesen des „Elfenmanifests“. Vielleicht könnt ihr das Rätsel entschlüsseln.


„Elfenmanifest“

Manifesto for a better open future — Für Gewaltlosigkeit, Freiheit und Glück
vom Komitee für Alternanz

Elfen, das sind Wesen, die in großer Verschiedenheit weitgehend gewaltlos leben. Sie lassen sich Raum für ihre Einzigartigkeit, meist sogar geschlechtslos. Längst nicht alle Menschen glauben, dass es sie gibt und dass das möglich ist. Aber einige schon und andere ahnen diese Möglichkeit in den sich multiplizierenden Freiheitspotentialen unserer Zeit. Sie werden aber nur zu entfalten und für alle zu leben sein, die das möchten, wenn wir uns zusammen tun. Darum verfassen wir dieses Schreiben. Wir wollen die freie Wahl unserer Lebensverhältnisse, ohne dabei die Wirklichkeit zu verkennen. Im Gegenteil, wir wollen sie in dieser Weise verändern.

Gewalt, das ist in beiden Richtungen Ausschluss und Einsperrung, sie ist der Zwang zu einer bestimmten Lebensform, einer Rolle, die wir nicht hinterfragen sollen ebenso sehr wie der Druck, dem wir durch den ewig oben hängenden Brotkorb ausgesetzt werden. Sie ist die Verächtlichmachung des anderen, Unbekannten, der Abweichung. Gewalt ist die implizite Forderung, konform zu sein. Sie ist der Ausschluss über die Abwertung, der Tätigkeit anderer, ihrer Bildung, Herkunft oder Lebensweise. Alle normierende Ein- und Zuordnung anhand von Biologischem lehnen wir ab, immer kommt Kultur und soziale Bewertung darüber. Die Biologie ist kein Argument, aus ihr wird immer nur eins gemacht. Neben diesen sozialen produktiven Fragen bestimmen die der bloßen Existenzsicherung zunehmend das Denken und die Sorgen vieler: die Prekarisierung wirft uns in Lebensverhältnisse zurück, die wir nach dem Stand der Produktivkraftentwicklung bei einer gerechten Verteilung nicht haben müssten. Gewalt ist der Ausschluss, der über Arbeit und Nichtarbeit zum Erwerb vollzogen wird. Gewalt ist, dass wir uns für Arbeitsverhältnisse zurichten sollen, die krank machen. Die Entfremdung in schlechter Arbeit zu niedrigem Lohn ist Gewalt. Gewalt ist, dass kaum Raum bleibt für anderes. Diese strukturelle Gewalt lehnen wir ab. In der Entwicklung braucht es immer Teilhabe und Freiraum. Was dagegen verstößt, und das ist viel in dieser Zeit, wollen wir überwinden.

Die Freiheit, die wir meinen, ist eine von Zwang und Überwachung und zu Gestaltung und Entfaltung. Wir wollen die Freiheit zur Abwehr von Schmach und Eingriff ebenso wie die zum Handeln, zum Aufbruch. Gesellschaftliche Einrichtungen und konkrete Institutionen können daher immer nur als auf Dauer gestellt gelten, nichts ist wahr und für immer. Was immer gilt, sind die Bedürfnisse der Menschen zur Grundlage der Gemeinschaft zu nehmen, wichtiger als jedes ewige Konzept. Wenn man das tut, ist wahrscheinlich schon viel gewonnen: Teilhabe, Grundsicherung, Freiraum.

Es ist kein Problem, dass die Zukunft offen ist. Aber es ist eines, dass wir in der Befürchtung leben müssen, sie könnte nicht besser werden als die Gegenwart ist. Es ist eins, dass die Strukturen so angelegt sind, dass wir so denken sollen - und wahrscheinlich trägt diese Wirtschaftsweise auch tatsächlich nicht mehr. Doch es muss sich nicht so anfühlen. Es ist alles da, um eine gute Zukunft für alle zu gestalten.

Wir wollen nicht nur das Recht, das Glück zu suchen. Wir wollen das Recht auf die Grundlagen zum Glück, um es sich zu bauen.