28.11.2012

Jenseits von Aufzählungen

Frigga Haug zum 75. Geburtstag

Auf dem Weg nach Süden.

Jeden Winter ist ein besonderes Schauspiel zu beobachten. Die Redakteurinnen des prager frühling ziehen nach Süden – zur sogenannten „Dialektik-Woche“ bei Frigga Haug. Keine Februar-Ausgabe des prager frühling, die nicht unter großen Terminschwierigkeiten entsteht, weil der Beginn des Januars für diesen politischen und intellektuellen Austausch gesperrt ist. Das geschilderte Phänomen zeigt wohl am eindrücklichsten das politische und intellektuelle Kraftfeld, das Frigga Haug schafft. Heute wird Frigga Haug 75. Sie ist über die vielen Jahrzehnte Feministin und Marxistin geblieben. Früher war es ein Verdienst beides gleichzeitig zu sein. Heutzutage ist es Verdienst eines von beiden geblieben zu sein.

Doch wie würdigt man eine Frigga Haug? Wäre es ihr 35. Geburtstag, man würde ihre Verdienste in den frühen Jahren der Zeitschrift „Das Argument“ erwähnen. Vielleicht würde man auf die wichtigen Anstöße des 1968 gegründeten „Rates zur Befreiung der Frau“ eingehen, in dem sich Frigga Haug engagierte. Bereits bei einem Geburtstagsgruß zu ihrem 45. Geburtstag hätte man die Vielzahl ihrer Schriften zu Automation, zur Rollentheorie und zu weiblicher Alltagserfahrung lediglich erwähnen können. Ihre Gastprofessuren hätte man aufzählen müssen. … und das zu einer Zeit als Professorinnen noch eine größere Ausnahme waren, als sie es leider immer noch sind. Zu ihrem 55. und 65. hat man schon nicht mehr gewusst, wo anfangen.

Die Rezeptionsschwellen, die sie mit der Herausgabe der Schriften von Erwin Goffman oder Donna Harraway überwunden hat, die Anstöße, die sie mit ihren Schriften zu Zeitsouveränität und Vier-in-einem-Perspektive der Linken und der LINKEN gegeben hat, all diese Verdienste im Einzelnen aufzuzählen wäre eine stupide Fleißarbeit. Sie wird in den vielen Geburtstagsgrüßen, die parallel zu diesem erscheinen vermutlich nur annähernd geleistet.

Wir wollen uns heut auf das Wesentliche beschränken: Alles gute Frigga. Auf die nächsten Jahre, mit vielen klugen Gedanken von Dir und weiteren stressigen Februar-Ausgaben des prager frühling.

Texte von und über Frigga Haug im prager frühling:

Nicht wie das Veilchen im Moose ... Sieben Thesen für ein feministisches Profil der LINKEN[1]

Utopische Räume erobern: Eingreifende Populärliteratur am Beispiel der Ariadne Krimis[2]

Gretchenfrage: Wie hältst Du es mit der Treue?[3]

Teilzeit für Alle : Zu Frigga Haugs Buch „Die Vier-in-einem-Perspektive - Politik von Frauen für eine neue Linke“[4]

Links:

  1. https://www.prager-fruehling-magazin.de/article/69.nicht_wie_das_veilchen_im_moose.html
  2. https://www.prager-fruehling-magazin.de/article/936.utopische-raeume-erobern.html
  3. https://www.prager-fruehling-magazin.de/article/894.gretchenfrage.html
  4. https://www.prager-fruehling-magazin.de/article/217.teilzeit_fuer_alle.html