03.07.2013

Dr. Dehm kann nicht googeln

Das Internet ist auch für manchen Linken Neuland. Mit fatalen Folgen.

Jens West

Ob Dr. Diether Dehm auch gegen die Aussage „Dr. Diether Dehm ist ein Prozesshansel“ klagen würde? Darüber lässt sich nur spekulieren. Eine andere Aussage jedenfalls dürfte gerichtsfest sein: Dr. Diether Dehm ist im World Wide Web nicht wirklich zu Hause, versinkt aber deswegen nicht in Demut. Im Gegenteil...

Wer sich schon immer wunderte, warum der weltbekannte LINKE-Politiker und MusikManager Dr. Diether Dehm die Duisburger Band „Die Bandbreite“ seit Langem verteidigt, ihr Ordner-Dienste für Auftritte finanziert und Kritiker massiv beschimpft, obwohl nicht nur der „Spiegel“ der von Dehm protegierten „Politpo-Band“ vorwirft, sie sei extrem frauenverachtend[1] und die Rosa-Luxemburg-Stiftung der „Bandbreite“ vorhält, „zumindest bewusst in Kauf“ zu nehmen, „nach rechts hin anschlussfähig zu sein“[2], während der linke Journalist Marcus Meier in der zwei Mann-Combo schlicht einen „Appetitanreger für Wahn, Rechtspopulismus, Antisemitismus“[3] sieht, der darf nun Aufklärung erwarten.

Und die Antwort lautet: Dr. Diether Dehm kann nicht googeln! Vom „neuen deutschland“ befragt, was er, Dr. Dehm, davon halte, dass „Die Bandbreite“ jetzt auch noch Parteihymne für die als rechtspopulistisch eingeschätzte Partei „Neue Mitte“ komponiert habe, antwortet der Anti-Deutsche-Bank-Aktivist und Bundestagsabgeordnete Dehm[4]:

Ich kenne weder die „Neue Mitte“, noch deren Parteihymne, noch weiß ich, ob Bandbreite tatsächlich etwas für sie komponiert hat. Im Internet wurde genau das sogar bestritten!

Wo genau in den unendlichen Weiten des Internet „das“ bestritten wird, lässt sich zwar beim besten Willen nicht rekonstruieren. Fakt ist jedoch: Im Internet findet sich auch der Beleg für „das“. Und zwar, indem man bei Google die Suchbegriff „Bandbreite Hymne Neue Mitte“ eingibt. Und dann, unter anderem, das Youtube-Video zur „Hymne“ unter den ersten Suchergebnissen findet, vielleicht sogar anklickt. Gar nicht mal sooooo schwer!

Auch die Band selbst macht keinen Hehl daraus, den Song, „der nun als Parteihymne fungiert“[5], komponiert zu haben. Denn der Parteivorsitzende sei „unser Freund“, so die Mucker aus dem Ruhrpott. Doch Dehm, eher ein Mann des analogen Zeitalters, verteidigt die „Bandbreite“ erneut wacker gegen „Zensur“ und „Berufsverbot“, und zwar im Namen der „Kunstfreiheit“. Er suggeriert, die „Bandbreite“ sei „antifaschistisch“, was niemand so keck behaupten würde, der je „SVP“ und „Bandbreite“ googelte und so erfuhr, dass die Band ihre
verschwörungstheoretischen Hits auch auf einer Veranstaltung der „Schweizer Volkspartei“ trällerte, bekanntlich eine rechtspopulistische und rassistische Truppe. Und sie distanziert sich durchaus nicht von diesem Auftritt.

Schließlich referiert Diether Dehm, die Band sei „auf zahlreichen linken Veranstaltungen aufgetreten“, was wohl belegen soll, dass sie links ist, während ein halbes Dutzend Auftritte bei Ultrarechten nicht in die Wertung einfließen soll. Immer wieder bei linken Events? Genau das ist das Problem, Genosse Dehm

Links:

  1. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/linken-spitzenkandidat-verteidigtfrauenverachtende-band-a-907808.html
  2. http://www.rosalux.de/event/47680/linker-liedersommer-2013-fuer-eine-solidarische-weltgegen-ausbeutung-und-krieg.html
  3. http://www.marcusmeier.de/cms/?page_id=686
  4. http://is.gd/roHo99
  5. http://www.diebandbreite.de/nein-so-nicht/