Prager Frühling, Magazin für Freiheit und Sozialismus (www.prager-fruehling-magazin.de)
Redaktionsblog

LesBar

geschrieben am 18.04.2008

Nicht alle Artikel finden Platz in der Printausgabe, obwohl sie lesenswert sind. Und nicht immer kann es warten, bis ein Beitrag publiziert werden möchte. Deshalb findet ihr in der LesBar regelmäßig Artikel zu aktuellen, aber auch zu ganz grundsätzlichen Fragen. Diese Beiträge geben nicht zwingend die Meinung der Redaktion wieder. Die letzten fünf Beiträge findet ihr stets unten. Alle weiteren in den verschiedenen Rubriken unserer Lesbar.

Systemfrage im doppelten Sinne

Beitrag von Katja Kipping, geschrieben am 17.04.2008
Laut Zeitbudgeterhebung des Statistischen Bundesamtes wird die Hausarbeit (z.B. Wäsche waschen zu 85,6%) weiterhin überwiegend von den Frauen erledigt.

Dieses Jahr findet so manches große Jubiläum statt: 40 Jahre 1968, 40 Jahre Prager Frühling, 190. Geburtstag von Karl Marx. Und in diese Reihe gehört auch der 100. Geburtstag von Simone de Beauvoir, der großen französischen Existentialistin, die Autorin des Buches „Das andere Geschlecht“. Von Ihr stammt die Aussage: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.“ Ein großartiges Plädoyer gegen den Biologismus! Verhaltensweisen sind nun einmal das Ergebnis ganz konkreter herrschender gesellschaftlicher Verhältnisse.

Dass eine so radikale Denkerin wie Simone de Beauvoir konservativen Kreisen ein Dorn im Auge war, versteht sich von selbst. Doch leider wurde sie auch von Linken angegriffen für ihre Überzeugung, dass die Unterdrückung der Frau nicht automatisch im Kommunismus beendet sein werde. Wer weiß, wie es Simone de Beauvoir heute in der LINKEN ergehen würde? Ihr Erbe für die neue LINKE aufzugreifen heißt für mich, die Systemfrage immer im doppelten Sinne zu stellen – sowohl dem System Kapitalismus, als auch dem System Patriarchat!

Seitenstraßenjungs

Beitrag von Lena Kreck, geschrieben am 15.04.2008

In der Woche nach dem 1. Bundeskongress der Linksjugend ['solid] bedurfte es dringend eines kulturellen Alternativprogramms. So verschlug es mich zu einem Konzert der Backstreet Boys in die Berliner Max-Schmeling-Halle. Anstatt hier die Playlist zu präsentieren, hier 1. das, was Linksjugend ['solid] und die Backstreet Boys vereint, und 2. das, was sie trennt.

Der Jugendverband der LINKEN und die Backstreet Boys eint vorgeheucheltes Klassenbewusstsein. Warum nennen die sich eigentlich „Seitenstraßenjungs“? Ok, Howards Vater hatte drei Jobs gleichzeitig, um die Familien zu ernähren, und AJs Mutter war Alleinerziehende. Mittlerweile dürfte sich das Problem aber gegessen haben. Deshalb tut nicht so, ihr Backstreet Boys. Ähnlich sieht’s bei Linksjugend ['solid] aus. Dort tummeln sich vornehmlich Bildungsbürgerkinder, weiß und sehr antikapitalistisch, gerne männlich. Wobei wir schon beim Trennenden sind. Zuerst scheint es vergleichbar: Ob Backstreet Boys oder Linksjugend ['solid] - Männerchöre tragen jeweils energisch wegweisendes Liedgut vor. Doch dann hören die Backstreet Boys auf zu singen und man hört sie plötzlich, die schönen Frauenstimmen. Nicht weniger energisch, nicht weniger wegweisend. Das schafft Linksjugend ['solid] doch auch!

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