Wo Strom ist, ist Widerstand
Digitaler Protest und elektronische Demokratie
Thomas Lohmeier: Hallo Christoph, hallo Thomas.
Christoph Bautz: Hallo.
Thomas Seibert: Hallo, da bin ich!
Thomas Lohmeier: Schön, dass ihr online seid. Ich beginne mit einer Frage an Christoph. Hunderttausend Facebook-Freunde stehen hinter Campact. Fühlt ihr euch mächtig?
Christoph Bautz: Uns geht es ja vor allem darum, die Stimmen vieler Menschen zu verstärken, die ohne uns nicht politisch aktiv werden würden. Damit wollen wir Kräfteverhältnisse ein Stück weit verschieben.
Thomas Lohmeier: Per Mausklick?
Christoph Bautz: Nein, der Mausklick ist nur der erste Schritt. Virtueller Protest alleine verhallt schnell. Entscheidend ist, Protest im Netz und auf der Straße miteinander zu verbinden und gemeinsam wirkungsmächtig werden zu lassen. Am Anfang steht dazu bei uns häufig nur ein Appell wie etwa bei Fukushima. Aber kurz danach folgte die Aufforderung, auf die Straße zu gehen. Zwei Wochen später demonstrierten 250.000 Leute. Doch das gelingt natürlich nur in gut funktionierenden Bündnissen mit AkteurInnen, die schon lange am Thema dran sind.
Thomas Lohmeier: @Thomas: Du warst schon politisch aktiv, als es noch kein Internet gab. Ist es einfacher geworden, Menschen zu mobilisieren, seit es die Reichweite des Netzes gibt?
Thomas Seibert: Das ist doch spätestens seit dem Arabischen Frühling und der weltweiten Protestwelle 2011/2012 gar nicht zu bestreiten. Dabei geht es nicht nur um die unüberbietbare Schnelligkeit von Mobilisierung und Vernetzung. Der Kern des Neuen ist die umfassende Relativierung der Sprecher_innenposition, die umfassende Demokratisierung der Äußerungsmöglichkeit. Vom „Kern“ zu reden heißt allerdings auch, vom „Ansatz“ zu sprechen: die Probleme zeigen sich erst, wenn der Zug Fahrt aufnimmt.
Thomas Lohmeier: Kannst du die Probleme konkreter benennen?
Thomas Seibert: Mit den sozialen Netzwerken der Tele-Technologien ist es wie mit dem Atheismus: beide sind historisch unumgänglich, doch muss man den Preis auch zahlen können, den sie uns abverlangen. Befreiung der Sprecher_innenpositionen und Äußerungsmöglichkeit ist ja nicht nur deren Demokratisierung, sondern auch ihre Verflachung und Entleerung. Der Verweis auf den „Like“-Klick bei Facebook ist der Running Gag, der noch viele andere Aspekte berührt. Zum Beispiel: Welche Bindungskraft hat die per Mausklick getroffene Entscheidung, verglichen zum Beispiel mit der Bindungskraft, die früher mit dem Beitritt – z.B. zu einer Partei – verbunden war. Nimmt das Bloggen nicht in vielen Fällen an der Reduktion der Äußerung vom artikulierten Gedanken zur bloßen Information teil und reduziert Information konsequent zum Gag oder zur Reklame. Wo wird wirkliches Neues vorgetragen, in dessen Formulierung jemand jahrelange Arbeit reingesteckt hat – und wo ist das scheinbar Neue bloß Effekt von Copy-and-Paste?
Thomas Lohmeier: In den Thesen zu dieser Ausgaben hat die Redaktion das so ausgedrückt: „Um Konsens über strategische oder auch nur taktische politische Ziele herzustellen, eignet sie sich der digitale Raum nur begrenzt.“ @Christoph, welche Erfahrungen habt Ihr bei Campact gemacht?
Christoph Bautz: Der digitale Raum hat eine Schwäche, verbindliche Debatten mit Ergebnisorientierung zu führen. Campact hat sich ja sicherlich auch im Spannungsfeld zwischen breiter Debatte und schneller Reaktionsfähigkeit für Letzeres entschieden. Für uns bleibt trotzdem die Rückkopplung unserer Positionierungen mit dem Verteiler der 900.000 registrierten User entscheidend. Die können wir aber häufig nur per Umfrage und nicht per Debatte herstellen. Zum Zweiten ist die Rückkopplung an Bewegungsdebatten sehr entscheidend und die findet überwiegend im realen Raum statt.
Thomas Seibert: Da bin ich nicht ganz so optimistisch. Das eine frisst tendenziell das andere auf. Die Differenz von Netzraum und Bewegungsraum ist nicht klar definiert, der Netzraum überwölbt den Bewegungsraum und könnte ihn schlucken. Das Rückkopplungsproblem besteht aber nicht nur zwischen Netz- und Bewegungsraum, sondern auch zwischen dem Netzraum und vielen anderen. Nehmen wir ein zweites Beispiel: Die Rückkopplung des Netz und Bewegung umfassenden politischen Raums an die universitäre Wissensproduktion. Hier gab es den großen Demokratisierungsschub in den 1950er und 1960er Jahren, der war konstitutiv für 1968 und die Folgen – das wird kassiert durch die Entleerung der Wissensproduktion unter dem Regime von Bachelor und Master.
Noch dramatischer wird es, wenn man den politischen Raum auf den ökonomischen Raum bezieht, auf den Terror der Ökonomie und die systematische Prekarisierung des Überlebens. Hier zeigt sich dann die Gefährlichkeit der zunehmenden Verlagerung der Kommunikation ins Netz: Das Netz passt mit dem Bachelor-Idiotismus und der Unterwerfung des Lebens unter die Ökonomie sehr gut zusammen.
Thomas Lohmeier: Ist das nicht zu kulturpessimistisch, Thomas? Haben die neuen Medien nicht erheblich dazu beigetragen, dass die Protestbewegung sich internationalisieren konnte – denken wir an die globalisierungskritische Bewegung?
Christoph Bautz: Was die Entwicklung neuer Denkansätze und Diskurse betrifft, gebe ich Dir recht, dass universitäre Institutionen immer mehr ausfallen und das Netz das nicht ausgleicht. Doch es geht ja nicht nur darum, akademische Diskurse zu führen. Es geht vor allem darum, viele Menschen hinter progressiven Positionen zu versammeln, um damit Machtfragen zu stellen. Und da sind die Potentiale des Netzes groß.
Vorreiter sind gerade Bewegungen zu Bürgerrechten und Datenschutz, die sich über das Netz konstituieren und wo auch wichtige inhaltliche Debatten stattfinden. Gerade wenn ich an die Anti-ACTA-Bewegung denke, finde ich es beeindruckend, wie viele Leute hier in kurzer Zeit politisiert wurden. Die Herausforderung ist, solche Bewegungen zu verstetigen und hierzu braucht es eine produktive Verschränkung mit institutionalisiertem Protest und NGO-Strukturen. Auch Occupy hat gezeigt, dass sonst eine Bewegung zwar eine ungeheuere Dynamik an den Tag legt, aber schnell wieder in sich zusammenfällt.
Thomas Seibert: Das bestreite ich nicht. Aber was sind „progressive Positionen“, wo kommen die her, wo werden sie erarbeitet? Was das Netz angeht, bin ich ganz unpessimistisch für Beschleunigung. Wir müssen diesen Schub aufnehmen und uns in ein Hase-und-Igel-Rennen mit seinen negativen Tendenzen stürzen. Gewinnen können wir dieses Rennen aber nur, wenn die vom und im Netz befreite Äußerungsmöglichkeit auch wirklich Sprecher_innen findet, die auf der Höhe ihrer erweiterten Äußerungsmöglichkeiten stehen. Und das wird nur durch alte Fähigkeiten möglich: sich lange binden, sich auf lange Erfahrungsräume und -wege einlassen, die Tageserfahrung durch Lektüren vertiefen, durch Selbstgespräche und verbindliche Debatten nicht mit dem Facebook-Freundeskreis, sondern den ganz wenigen, die man ernsthaft Freund_in oder Genoss_in nennt.
Christoph Bautz: Bewegungen leben davon, dass es Kerne gibt, die lange an Themen dran bleiben, um Positionierung ringen und Expertise vorweisen, auf die dann zurückgegriffen werden kann, wenn sich ein „Möglichkeitsfenster“ ergibt — sprich: ein Skandal, ein Unglück wie in Fukushima oder in Lampedusa – und einen politischen Entscheidungsmoment erzeugt. In solchen Situationen können Bewegungen mit einem weit längeren Hebel als sonst Veränderung einfordern und Campact sieht sich genau in solchen Momenten als Verstärker. In solchen Momenten ist es wichtig, viele Menschen zu aktivieren und die Bewegung so zu verbreitern, dass sie wirkungsmächtig wird.
Thomas Seibert: Die Bewegungen, die Du nennst und die ich auch schätze, haben zugleich die Schwäche, die Tendenz von der universalen zur Ein-Punkt-Bewegung fortzuschreiben, ja sogar noch mal zu überdrehen. Das ist ein Problem, das nicht vom Netz erfunden, aber durch das Netz extrem dynamisiert wurde: Man verdichtet das Politische in Einzelaspekten und deren fortschreitender Differenzierung, gerät dann aber in eine Dynamik, in der die Frage nach dem Zusammenhang vor lauter Differenz gar nicht mehr gestellt werden kann.
Thomas Lohmeier: Ich habe noch eine Frage an Christoph: Thomas spricht vom Rückkopplungsproblem zwischen Netz- und Bewegungsraum. Du hast gesagt, dass Ihr dieses Problem durch eine Umfrage an eurer „Basis“, also den registrierten Usern, gewährleistet. Reicht das?
Christoph Bautz: Wenn ich Leute abholen will, brauche ich häufig einfache, klare Botschaften und ich darf sie nicht überfrachten mit komplexen Analysen und Forderungskatalogen, wie sie leider immer noch sehr verbreitet sind – sonst reduzieren sich Bewegung schnell auf Kerne, die sich reproduzieren und die Schwelle zum aktiv werden ist ungeheuer hoch.
Bei unseren Umfragen schauen wir quantitativ, wie weit Analysen und Forderungen auf Unterstützung treffen und darauf, was qualitativ zurückkommt. Haben große Teile unseres Verteilers andere Positionen, ist es schwer Kampagnen durchzuführen. Wir müssen uns deshalb auch immer wieder gegen Themen entscheiden, die uns wichtig sind. An vielen Stellen entwickeln wir Appelle sehr produktiv durch Rückkopplungen weiter.
Thomas Seibert: Christoph, jetzt nennst du das Problem, das die früheren Sequenzen sozialer Bewegung tatsächlich nicht lösen konnten: das Problem zwischen „unmittelbar Betroffenen“ und „Intellektuellen“, zwischen spontan Empörten und Kadern, zwischen Kern und Rand. Das Netz löst da vieles auf. Das ist der Demokratisierungsschub, den man begrüßen muss. Doch kehrt das Problem selbst zurück. Ein Beispiel dafür ist die unglaubliche Karriere des Begriffs „Thema“ unter allen politisch Tätigen: Es fällt nicht mal mehr auf, dass die „Thematisierung“ des Politischen eine Weise seiner herrschaftlichen Zurichtung ist.
Thomas Lohmeier: Noch eine letzte Frage an Thomas: Das Problem der gemeinsamen Erfahrungsräume ist doch nicht durch das Netz entstanden. Sind diese nicht schon viel früher erodiert? Müssten wir da nicht eher über die Schwierigkeiten kollektiver Organisationsmöglichkeiten unter neoliberalen Bedingungen sprechen, die ja älter als das Netz sind?
Thomas Seibert: Ja, selbstverständlich – das habe ich mit dem Verweis auf die Neoliberalisierung der Wissensproduktion und überhaupt die Prekarisierung des Lebens gemeint: das Netz bietet sich uns nicht deshalb an, weil es technisch möglich wurde, sondern weil seine technischen Möglichkeiten das Movens sind, über die der Kapitalismus die Grenzen von Fabrik und Büro sprengen konnte, um sich aller Winkel des Lebens zu bemächtigen. Deshalb müssen die Möglichkeiten, das Netz emanzipationspolitisch zu nutzen, in diesem Kontext diskutiert werden. Diese Diskussion kann aber nicht nur im Netz geführt werden.
Thomas Lohmeier: Ich danke euch für den Chat.
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