Die Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen kurz „Frontex“ ist nicht nur ein Wortungetüm. Wenn es selten genug in der Presse auftaucht, dann meist wegen Übergriffen auf MigrantInnen. Human Rights Watch nennt die Agentur nicht umsonst „die schmutzige Hand der EU“. (Vgl. The EU’s Dirty Hands) Etwas Reinwaschung kann also nicht schaden, wenn das Alltagsgeschäft aus Abschiebung, Flüchtlingsbooteversenken und Internierung besteht.
Deswegen hat Frontex einen Fotowettbewerb unter dem treffsicheren Motto „Ties that Bind: Bridging borders in modern Europe“ ausgerufen. Den zynischen Auftrag formuliert Frontex so:
„Oft werden Grenzen als Hindernisse zwischen Bevölkerungen wahrgenommen. Selten werden sie hingegen als wichtige Wegscheide gesellschaftlicher Integration gesehen. […] Die Beiträge sollen die Bedeutung und den Einfluss von Grenzen als Verbindungen in physischer, psychischer, sozialer, kultureller, ökonomischer und ethnischer Hinsicht zeigen.“
(Quelle Frontex)
„Ties that bind“ … kann man mit „Schwellen, die verbinden“ übersetzen. Muss man aber nicht. Im Englischen bezeichnet man auch Kabelbinder als „tie“ und „bind“ heißt eben auch „fesseln.“ Wir wollen das Motto einer subversiven Lesart zu unterziehen und rufen auf sich mit kritischen Beiträgen, die etwas anderes zeigen als „die inspirierende Schönheit europäischer Landschaften“ (Zitat aus dem Aufruf von Frontex) am Wettbewerb zu beteiligen.
Da diese Beiträge keine Preis gewinnen werden, veröffentlichen wir Sie zusammen mit Euren Bildbeschreibungen. Also schickt uns Fotos und Schnappschüsse, die den Widerstand von denen zeigen, die Grenzen überschreiten …
Einsendeschluss bzw. Deadline bei Frontex ist der 30. April. Die Einreichungsunterlagen findet ihr hier. Mehr Informationen über den Wettbewerb von Frontex findet sich hier. Wir veröffentlichen auch Beiträge die später eingehen … und zwar bis zum 15. Mai — auch solche, die nicht bei Frontex eingereicht wurden. Bei Bildern, die bei Frontex eingereicht werden achtet darauf, dass Frontex diese weiter verwenden kann. Es sollten also keine Bilder sein, die sich aus dem Kontext reißen lassen und auf denen z.B. AktivistInnen abgebildet sind, die nicht in Publikationen der Menschenjäger erscheinen wollen.
Beiträge bitte an redaktion@prager-fruehling-magazin.de.
Im Übrigen - wer wider erwarten beim Frontex-Wettbewerb gewinnt, kann gerne die 500 Euro Preisgeld an eine antirassistische Initiative oder den Fluchthelfer seines Vertrauens spenden.
--------------------------------------------------------------
Als Anregung eine Arbeit unseres Redakteur und Hausfotografen Mark Wagner (s. oben):
Der Text zum Bild: Europa wird von vielen kleinen Grenzen durchzogen. Für manche Menschen fast unsichtbar, sind sie für andere unüberwindbar hoch. Eine solche halbdurchlässige Grenze ist die zwischen Landkreisen in Deutschland.
Flüchtlinge und Geduldete dürfen sie nicht überschreiten. Tun sie es doch, droht Ihnen im schlimmsten Fall ein Strafverfahren und bis zum einem Jahr Haft.
Doch diese Grenzen verbindet auch, genauer gesagt die kollektive Grenzüberschreitung. Seit fast einem Jahr wehren sich Flüchtlinge in Berlin gegen die Residenzpflicht. Sie haben die Grenzen der Landkreise überschritten und protestieren in Berlin. Unter anderem mit einem Protestcamp. Das Bild zeigt eine Teilnehmerin am Hungerstreik vor dem Brandenburger Tor im Kreis von MitstreiterInnen. Es zeigt, dass Grenzen auch verbinden können.