Burn-out den Verhältnissen
… oder die Revolution kommt immer zu spät
„Ich schlaf grad schlecht.“ – „Es ist grad nur viel zu tun.“ – „Ich muss erstmal das eine Projekt fertigmachen. Dann wird’s besser…“ – „Ich schaffs grad nicht zu putzen. Wir holen uns wahrscheinlich bald eine Putzfrau. A. kennt eine Frau aus der Ukraine, die auch schon bei ihr putzt.“ – „Ich geh schon seit Jahren nicht mehr auf Parties.“ – „Die letzte Zeit war total stressig, aber ich hab total viel gelernt!“ – „Die Vorbereitung für die Demo war total anstrengend, aber hat sich echt gelohnt!“ – „Y. geht mir so auf den Geist mit ihrer_seiner ständigen schlechten Laune.“ – „Alter, und dann sagt sie_er: ‚Kannst Du mir mal 20 Euro leihen?‘ Ich hab gedacht, ich spinne. Ich geh ackern, und die_der schnorrt mich um Geld an!“ – „Ich war das ganze Wochenende auf Drogen. Alter, war das geil!“ – „Seitdem ich keine Drogen mehr nehme, geht’s mir besser. Ich komm wieder klar. Ich schlaf nur schlechter…“
Linke Debatten um Stress fokussieren sich bisher stark auf die fordistische Industriegesellschaft und die damit verbundenen Leistungsanforderungen. „Stress“ wird hier primär als überfordernde kapitalistische Leistungsanforderung (durch geforderte Produktionseinheiten) in einem räumlich begrenzten Rahmen (der Fabrik) für eine zeitlich begrenzte Tätigkeit (den Arbeitstag) definiert. Im folgenden soll im Gegensatz dazu das Augenmerk auf psychischen Stress in der gegenwärtigen, postfordistischen, neoliberal regierten Leistungsgesellschaft gelegt werden. Diese neue Form der kapitalistischen Leistungsgesellschaft zeichnet sich einerseits durch die Zunahme von selbstständiger Teamarbeit ohne hierarchisch vorgebenene kleinteilige Leistungsanforderungen, eine Verschmelzung von Arbeit im Betrieb und zu Hause sowie eine relative Zunahme von durch Arbeitsnehmer_innen festlegbare Arbeitszeiten aus. Andererseits besteht die gegenwärtige Leistungsgesellschaft aus einer Reihe neoliberal ausgerichteter staatlicher Maßnahmen, die seit den 1980er Jahren, insbesondere unter Rot-Grün (1998-2005) eingeführt wurden. Hierzu zählen die radikale Herabsetzung wohlfahrtsstaatlicher Standards durch die Einführung von Hartz-IV, die Entsicherung des Alters mit der Rentenreform sowie die Entsolidarisierung des Gesundheitssystems durch eine zunehmende Verlagerung der Behandlungskosten auf die Patient_innen.
Gegenwärtige Studien von Krankenkassen, Beratungseinrichtung und sozialen Institutionen belegen, dass der individuell berichtete, psychische Stress massiv zunimmt (1). Ausdruck dieser Stresszunahme ist der Anstieg leichter psychischer Beeinträchtigungen wie Schlaflosigkeit und Unruhe, die Zunahme schwerer psychischer Erkrankungen wie Depressionen und das Burn-Out-Syndrom, schließlich die verstärkte Einnahme von Schlafmitteln und Psychopharmaka.
Gleichzeitig findet jedoch in der gegenwärtigen politischen Linken kaum eine Debatte um die Folgen dieses psychischen Stresses auf das Alltagsleben statt. Dieses beruht auf der in der politischen Linken qua Bildungsherkunft und subkultureller Lebensweise vorfindlichen hohen Affinität zu psychisch belastenden Tätigkeiten. Diese werden als „individuelle, berufliche Herausforderungen“, „persönliche Weiterentwicklungen“, „politische Aufgabe“ oder „revolutionäre Tätigkeit“ affirmativ bestätigt, wodurch die mit der eigenen Tätigkeit verbundene psychische Leistungsanforderung konsequent entnannt wird. Dabei wird das mit Stresssituationen eng verbundene Adrenalin immer mehr selbst zur Antriebskraft im Alltag, und insbesondere durch linke Arbeitsmarktakteure selbst zum akzeptierten Normalzustand erklärt.
Diese Umgangsweise mit Stress blendet aus, dass der Umgang mit „Stress“ hochgradig vom Bildungsniveau abhängt, d.h. dass insbesondere Tätigkeiten, die hochkomplex sind, von Menschen mit höherem Bildungsniveau besser bewältigt werden können. Arbeitsaffine linke Positionen sparen dabei aus, dass Menschen mit geringerem Bildungsniveau relativ wenig abstrakt informiert sind über die historische Herkunft und die mit bestimmten Interessenslagen verbundenen stressigen Arbeits- und Lebensumstände (jene von der politischen Linken kritisierten gesellschaftlichen Verhältnisse). Dazu kommen oft bildungsbedingte Probleme bei der Bewältigung formeller und inhaltlicher Anforderungen, die dazu führen, dass z.B. Menschen aus proletarische Milieus oftmals garnicht mit Lösungsprozessen zum Stressabbau beginnen können, da sie entweder keine Lösungsstrategien kennen oder schlicht psychosoziale Ängste vor „Unwissen“ und „Scheitern“ bei widerständigen Alltagshandlungen haben. Insofern zeichnet sich die gegenwärtige linke arbeitsaffine Debatte um „Stress“ durch eine hochgradig unsolidarische Perspektive auf den Arbeits- und Lebensalltag anderer Milieus aus, da die Probleme von Menschen mit geringerem Bildungsgrad entweder ausgeblendet oder implizit als „individuelles Versagen“ interpretiert werden. [SG1]
Gleichzeitig beteiligt sich die politische Linke über die hedonistische Szene an der Herausbildung einer Lebensweise, die die Einnahme unterschiedlichster chemischer Drogen insbesondere auf Techno-Parties normalisiert. Ausgeblendet wird dabei, dass sich parallel in der „Arbeitswelt“ eine neoliberale Lebensweise etabliert, die die individualisierten Arbeitskraftunternehmer-Subjekte dazu anreizt, viel zu arbeiten, sich dafür mittels Beruhigungsmitteln, Anti-Depressiva oder Schlafmitteln marktkonform zuzurichten und dadurch den gegenwärtigen Anforderungen der neoliberalen Leistungsgesellschaft zu genügen. Der hedonistisch-drogenfixierte Umgang mit gesellschaftlichen Stresspotentialen ersetzt dabei symbolische Marker des „Versagens“ oder „Nicht-Könnens“, die bis zum politisch-kulturellen Ende des Fordismus zentrale kapitalismuskritische Marker einer solidarischen linken Debatte um die kapitalistische Arbeitsgesellschaft waren. Diese Debatte bezog insofern Stellung, als es diskursimmanent anerkannt war, den ausbeuterischen Anforderungen der kapitalistischen Leistungsgesellschaft nicht entsprechen zu wollen oder zu können. Fordistische Widerstandsstrategien des „Ich kann bzw. schaff die Scheiß-Vorgaben nicht“ oder „Ich hab heut kein Bock!“ wird gegenwärtig ersetzt durch eine „Dann wirf halt was ein“-Haltung, die die frühere offene Repräsentation der systematisch eingeschränkten ökonomischen und politischen Selbstbestimmung der kapitalistischen Arbeitsnehmersubjekte und die Suche nach einer besseren Gesellschaft durch ein individuelles, systemkonformes Funktionieren auf chemischen Substanzen ersetzt.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach einer kapitalismuskritischen, solidarischen Positionierung gegenüber dem zunehmenden psychosozialen Stress. Diese Positionierung wird durch die bereits geschilderten materiellen und politisch-kulturellen Dispositionen von weiten Teilen der politischen Linken in Deutschland nicht gerade erleichtert. Es führt jedoch kein Weg an einer selbstkritischen Auseinandersetzung mit eben diesen habituellen Dispositionen vorbei.
Für eine Linke, die nicht nur unterschiedliche Subkulturen abbilden möchte, sondern auch unterschiedliche Milieus erreichen möchte, ist es aus meiner Sicht inakzeptabel, dass die postfordistische-neoliberale Lebensrealität von proletarischen Milieus unsolidarisch ausgeschlossen wird. Es ist daher erste Aufgabe die Borniertheit der eigenen privilegierten Situierung in den postfordischen Arbeitsverhältnissen durch Bündnisversuche zu überwinden. Ansonsten droht die Fortsetzung des postfordistisch-neoliberalen „Teile und Herrsche“, d.h. das Auseinandertreiben subalterner und oppositioneller Milieues über unterschiedliche, individuell formierte Subjektivitäten, die sich in ihren individuellen oder teilkollektiven Kämpfen nicht wiedererkennen und daher keine gemeinsamen politischen Forderungen formulieren und durchsetzen können.
Eine solche Überwindungsstragie kann unterschiedliche Maßnahmen umfassen: Sie kann erstens „Versagen“ oder „Scheitern“ im postfordisch-neoliberalen Arbeitsregime üben, um die materiellen und psychosozialen Sanktionsmechanismen von Unternehmen oder neoliberal strukturierten staatlichen Institutionen wie dem Jobcenter, der Rentenversicherung (sofern die fordistische Rente noch als Orientierungspunkt der individuellen Lebensplanung gilt), den Universitäten oder der Krankenkasse subversiv zu erfahren und solidarische Gegenstrategien zu entwickeln. Zweitens können sich Menschen bei der Bewältigung überfordernder und stresserzeugender Tätigkeiten unterstützen (siehe z.B. die Initiative „Keiner geht alleine zum Amt“). (2) Drittens kann die radikale Leistungsorientierung, die sich meines Erachtens als Folge der Bachelor-Master-Reform bei vielen jüngeren Linken und in Folge der materiellen und/oder politisch-ideologischen Integration in den postfordistisch-neoliberalen Block an der Macht bzw. der Auflösung kollektiver linker Organisierungsstrukturen bei vielen älteren Linken durchgesetzt hat, selbstkritisch reflektiert und verändert werden. Dieses reicht von einer Kritik der Zurichtung von Lernenden und Lehrenden an Schulen und Universitäten bis zu einer Suche nach alternativen, selbstorganisierten materiellen und politisch-ideologischen Versorgungsnetzwerken, in denen Linke positiv anerkannt, subversiv altern können.
Ein Bruch mit der Leistungsorientierung der arbeitsaffinen, politischen Linken kann sich dabei auf das gesellschaftspolitische Erbe unterschiedlicher linker Strömungen beziehen, die jedoch im öffentlichen Diskurs marginalisiert sind. Diese reichen vom Anarchismus und dessen Kritik an den freiheitsbeschränkenden Effekten industrieller Ausbeutungstechniken und zentralstaatlicher Steuerungsversuche über die strategische Debatte der rank-and-file-Gewerkschaftsbewegung in England, die sich für lokal fundierte, von unten geführte Betriebskämpfe einsetzte und an konkreten, betriebsspezifischen Problemen des kapitalistischen Arbeitsalltags ansetzen. Darüber hinaus kann eine Auseinandersetzung mit den Wurzeln des Anarcho-Punks fruchtbar sein, der mit seiner Absage an Lohnarbeit und staatliche Bevormundung und trotz aller damit verbundenen materiellen Prekarisierung und psychosozialen Ausgrenzung in Familie, Freundeskreis und beruflichem Umfeld, Erwerbslosigkeit, Schnorrertum und Non-Konformität positiven besetzt. Schließlich verweist die Frage nach Möglichkeiten der Selbstreflexion des neoliberalen Alltags auf gegenwärtige Debatten in der hedonistischen Szene, die sich einen zeitlich, räumlich und finanziell beschränkten, autonomen „Feier-Freiraum“ erhalten hat, der eine individuelle und teilkollektive Distanz zu den alltäglichen Zwängen und Anreizsystemen des postfordisch-neoliberalen Arbeitsregime ermöglicht und damit Raum für kollektive Selbstreflexions- und Verständigungsprozesse schafft.
Genuiner Bestandteil dieser Reflexionsprozesse sollte eine transparente Kommunikationen über die psychosozialen Kosten der gegenwärtigen postfordistisch-neoliberalen Leistungsgesellschaft sein. Dabei wird es nicht nur darum gehen, einen offensiven kapitalismus- und staatskritischen linken Diskurs über Stress zu beginnen, sondern auch alternative Umgangsweisen zu entwickeln und zu dokumentieren - in der Hoffnung, in der Zukunft individuell und kollektiv das Bedürfnis nach mehr persönlicher Ruhe solidarisch durchsetzen zu können.
1) Vgl. hierzu stellvertretend für eine Fülle ähnlicher Befunde den DAK-Gesundheitsreport 2013, Web: http://bit.ly/13kz7Kj
2) Web: http://www.labournet.de/politik/erwerbslos/arbeitsamt/schikanen/beistand/broschure-keiner-geht-allein-zum-amt-zweite-aktualisierte-auflage/
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Mitte Oktober 2008 kam die zweite Ausgabe von prager frühling, dem neuem Magazin für Freiheit und Sozialismus. Das nächste Heft widmet sich schwerpunktmäßig dem Verhältnis von Politik und Kultur. Ziel der Redaktion ist es, politisches Engagement und Kultur einander näher zu bringen. Dabei geht es nicht um eine Kolonisierung des einen Bereichs durch den anderen ...
Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe des Magazins prager frühling heißt "Refound: NeuBegründung". Unsere Autorinnen erklären was der "Bruch nach vorn" ist. Mit dabei Frigga Haug, Thomas Seibert, Hans Jürgen Urban, Daniela Dahn und Michel Friedmann.