Burn-out den Verhältnissen
… oder die Revolution kommt immer zu spät
Im Mittelpunkt von Hartmut Rosas Theorie des „Wandels der Temporalstrukturen“ stand die durch technischen Wandel bedingte Verdichtung von Handlungsketten. Die Menschen sind mit einer Technologie konfrontiert, die das menschliche Vermögen, Zeit zu beherrschen, faktisch außer Kraft setzt. Seit den 1980er Jahren haben sich die Temporalstrukturen des Arbeitslebens im Sinne der Beschleunigung verändert. „Just in Time“ ist neben Wissenschaft und Technik zur zentralen Produktivkraft geworden. Die Herstellung von „Just in Time“, also die Synchronisierung von Zeit betrifft zentral das menschliche Arbeitsvermögen. Neue, zeitliche Moralen und Tugenden hinsichtlich der Arbeit sind institutionalisiert worden. Flexibilität, Verfügbarkeit, Mobilität treten als neue Anforderungen neben die alten Arbeitnehmertugenden Disziplin, Fleiß, Leistung und Loyalität. Hinzu tritt eine Identifizierung mit der Arbeit als zentrale Sinnstruktur des persönlichen Lebens. Arbeit wird im Sinne des Berufsmenschentums (Max Weber) libidinös besetzt und zur Leidenschaft und zwar auch für soziale Gruppen und Berufe, die abgewertet sind. Dies spiegelt sich in der Rede vom Arbeitskraftunternehmer, einer Berufsethik, die den Habitus der Führungskraft auf alle Beschäftigten überträgt.
Klösterliche Tugenden des Dienstes (protestantische Ethik) und des zeitweisen Lebensverzichts sind mit Modernisierungsanforderungen vor allem der Geschlechterrollen zusammengefallen. Für Frauen bedeutet dies, dass sich die typische Erwerbsform der weiblich dominierten Teilzeitarbeit zur „kapazitätsorientierten variablen Arbeitszeit“ (Kapovaz) und zum ungeschützten Beschäftigungsverhältnis entwickelt hat. Für hoch qualifizierte, akademisch gebildete Frauen bedeutet das, dass sie den Anforderungen des Berufs nur entsprechen können, wenn sie Karrierefrauen werden, also zu Gunsten des Berufs Lebenswünsche zurückstellen und sich dem Beruf gewissermaßen „schenken“. Beide Erwerbsformen, die „Kapovazfrau“ wie auch die Karrierefrau haben spezielle zeitliche Konflikte und Synchronisierungsleistungen zu bewältigen. Während bei der Karrierefrau Stunden nicht zählen — Arbeit Leben und Leben Arbeit ist, ist die „Kapovazfrau“ vor den Konflikt gestellt, dass ihre Arbeitszeit zunehmend nicht mehr verlässlich ist. Jederzeit kann die Zeitanforderung des Betriebs ihre Synchronisierungsleistung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zunichte machen und die Aufstellung eines neuen Zeitplans für den Tag, die Woche, den Monat nach sich ziehen. Und noch eine Dimension der Zeitsynchronisierung innerhalb des Arbeitslebens wird wichtig. Schon in den 1990er Jahren ist von Zentrifugaleffekten in Organisationen (v.a. im Gesundheitswesen) die Rede gewesen. Gemeint ist die schwere Integrierbarkeit von zeitlichen, funktionalen und sinnhaften Abläufen und Maßstäben. Die zeitliche Synchronisierung von Abläufen über Grenzen von Organisationen, von Abteilungen, Berufsgruppen und Hierarchien hinweg ist heute eine zunehmend wichtig werdende Form der Arbeit. Zeitliche Synchronisierung bedeutet vor allem Verhandlungskunst, Kommunikationsarbeit und die Fähigkeit mit Spannungen, Affekten und Störungen umzugehen. Da viele Betriebe im Sinne der Weberschen Organisation noch als Territorien funktionieren, als klassisch männlich-hierarchische Abteilungen, die funktionalen (zeitlichen organisatorischen und konzeptionellen) Anforderungen aber steigen, steigt der Synchronisierungsstress. Zusammenhalten, was auseinander strebt (Maria Rerrich) – dies wird häufig den Frauen, wegen ihrer Kommunikationsfähigkeit, ihrer Fähigkeit zum Umgang mit Störungen, ihrer Ambiguitätstoleranz und ihrer Fähigkeit, Konflikte in einen Kompromiss zu führen, überlassen. Als professionelle und zu bezahlende Kompetenzen gelten diese Tugenden nicht.
Doch die soziale Beschleunigung hat das Arbeitsleben längst verlassen und gewinnt im Kontext von Kindheit und Alter sowie im Kontext von Familie eine andere Gestalt. Als (haupt-)verantwortliche Elternteile haben es Mütter neben der klassischen Reproduktionsarbeit mit sich wandelnden Kindheiten zu tun. Kindheit findet heute seltener im Kontext stabiler Lebenswelten und Umwelten statt, sondern ist „verinselt“ (Bertram) und bedarf ebenfalls der Synchronisierung. Kindheit findet an entfernten Orten statt, wird zunehmend formal organisiert und von Experten (mit)bestimmt. Mütter müssen ihre Kinder heute fahren – zum Sport, zur Nachhilfe, zur Musikschule, zum Sprachförderunterricht, zur Ergotherapie oder zum Spielen. Kinder treffen bei diesen Pflichten nicht mehr auf Freund_innen, sondern auf Schicksalsgenoss_innen und Expert_innen, die ihnen etwas beibringen wollen, etwas an ihnen verrichten und dafür bezahlt werden. Diese Rationalisierung der Kindheit entwertet wichtiges Weltwissen des Kindes und formalisiert die zeitliche Struktur des Alltags. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf heißt heute nicht nur, wer holt das Kind aus dem Kindergarten ab, sondern auch, wer fährt es danach zum Zahnarzt, Musik- oder Sprachunterricht. Da Familie eine Herstellungsleistung ist, die täglich über Rituale und Kommunikation institutionalisiert wird, ist Zeit für dieses „doing family“ ein zentraler Faktor. Hinzu kommt eine gewandelte Einstellung der Mittelschichten zum Kind.
Micha Brumlik schreibt, das Kind sei zunehmend ein „zu gestaltendes Gesamtkunstwerk“, das gelingen soll. Dagegen versucht er den Gedanken aufzunehmen, dass die Generationen sich gegenseitig eine zeitliche Heimat geben sollten. Diese Fähigkeit — gegenseitiges Geben von Heimat — ist ein wichtiger Schlüssel zum Sinn des Lebenslaufes und zur Erfahrung von Glück. Auch Bourdieu versucht in „Widersprüche des Erbes“ (1997) zu erklären, warum der Stress im Eltern-Kind-Verhältnis so stark zugenommen hat. Er argumentiert, dass sozialer Aufstieg in der modernen Klassengesellschaft zwar maßgeblich, aber nicht vollständig von der Herkunft bestimmt sei. Dies bedeute für die bürgerlichen Kinder, dass sie ihre Chancen und sozialen Optionen durch kulturelles Kapital legitimieren müssen. Die Demokratisierung des Bildungswesens in den 1970er Jahren habe dazu geführt, dass feinere Formen der sozialen Unterscheidung sich durchgesetzt hätten, die die klassischen Bildungsgüter beträfen. Wer aufsteigen wolle, müsse sich durch eine besondere Erziehung ausweisen, die nicht ohne Weiteres in den allgemeinen Schulen und staatlichen Universitäten zu haben sei. Alte Sprachen, ästhetische Erziehung, besondere Schulen — es hat sich ein großer Markt entwickelt, der Aufstiegsversprechen verkauft. Gleichzeitig sind die Bildungsanforderungen an die Kinder gestiegen. Immer kürzer, immer früher, immer schwerer – vor allem das junge Hirn könne und wolle nur das eine – Lernen. Dass am kindlichen Supergehirn noch eine verletzungsoffene Seele und ein zu beschützender und zu pflegender Körper hängt, gerät dabei aus dem Blick. Eine Zweitsprache, vielleicht gleich ein internationaler Kindergarten, neben Sport auch Musikunterricht, ein eher konservatives Gymnasium und das alles im Rahmen von G8. Die Kindheit hat sich auf diese Weise nicht nur beschleunigt, sie ist „unter Druck“ geraten. Beschämende Erfahrungen des Scheiterns, des nicht Genügens sind so wahrscheinlicher geworden. Der Anstieg des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) wird von kinderpsychiatrischer Seite zwar ganz im Sinne einer klassischen psychiatrischen Lehre nicht in Verbindung mit den neuen Anforderungen an Kinder gebracht. Bourdieu hingegen sieht die Eltern aufgrund von eigenen unbewussten Bindungen an die Herkunft, das Erbe und die Vergangenheit in einer faktischen „Agentenrolle“ gegenüber dem Kind. Sie verpflichten das Kind auf ein symbolisches oder materielles Erbe, was faktisch verhindert, dass sie ihrem Kind die zentrale Fähigkeit mit auf den Lebensweg geben, die Eltern ihren Kindern mitgeben können, nämlich „a life for us“ (Nussbaum) zu führen. Eine Gesellschaft mit mangelnder sozialer Mobilität verstärkt diese Dynamik.
Die Problematik von geschlechtstypischer Beschleunigung bezieht sich auf den jugendlichen Lebenslauf in ganz besonderem Maße. Heute sind Lebensphasen, die einst einen Freiraum dargestellt haben und in der Jugendliche und junge Erwachsene Zeit zum Ausprobieren von Identitäten und Stilen hatten, verschwunden und durch eine Verdichtung von Entwicklungsaufgaben ersetzt. Die Universität Bielefeld hat eine explorative Studie zu der Frage durchgeführt, wie viele Studierende in generative Aufgaben eingebunden sind. Wir wollten wissen, ob und in welchem Umfang es neben der Kindererziehung weitere generative Aufgaben gibt, die neben Studium und Job bewältigt werden müssen. Elf Prozent der Studierenden, so das Ergebnis, sind heute in die Pflege eines schwer erkrankten Elternteils oder Großelternteils eingebunden. Zusammen mit den zehn Prozent Eltern an den Universitäten leistet circa ein Fünftel der Studierenden neben Studium und Job generative Arbeit. Auch bei der Pflege und Sorgearbeit sind es mehrheitlich Studentinnen, die sich um ihre demenzkranken Großeltern und krebskranke Eltern kümmern. Sie ziehen wieder nach Hause, um den gesunden Elternteil zu unterstützen, studieren und arbeiten. Obwohl der Alltag für sie eine große Herausforderung der Synchronisierung von Zeit wird, betonen sie die Bedeutung von guten generativen Bindungen. Sie positionieren sich im Hinblick auf die Sorge für Eltern oder Großeltern kaum im Sinne einer Belastungsrhetorik, sondern heben Verantwortung und Solidarität hervor.
Die Problematik der Pflege und Sorge betrifft indes nicht nur die junge Generation, sondern Frauen und Männer, deren Eltern alt sind und die sich selbst in der ursprünglichen so definierten Lebensphase der späten Freiheit befinden. Diese ehemals vom Gedanken an Freizeit und Konsum als zentrale gesellschaftliche Institutionen bestimmten Lebensphasen werden heute zunehmend durch eine Alterssozialpolitik umdefiniert, die anstelle von später Freiheit, Rente plus Arbeit vorsieht. Die amtliche Pflegestatistik zeigt, dass zunehmend rund um den Beruf gepflegt wird. Das gilt für Männer sowieso. Ihre Beteiligung an der Pflege bezieht sich zumeist auf die Ehepartnerin, ein Pflegesetting, welches meist erst nach der Erwerbsarbeit im Rentenalter eintritt. Diese Tendenz zur „Pflege rund um den Beruf“ und die Entwicklung zur „Bohnenstangenfamilie“ (Rosenmayr) – wenig Kinder, dafür leben vier oder fünf Generationen gleichzeitig, wird die Tendenz möglicherweise weiter verstärken, dass die ganz Alten von den entberuflichten Älteren und den noch nicht voll berufstätigen Enkeln gepflegt werden, während die Lebensphasen des Erwerbs von zunehmender Unvereinbarkeit mit generativen Aufgaben geprägt sind. Ein verantwortlicher Lebenslauf ist nicht abzulehnen, er kann und ist ja auch zumeist die Erfahrung von Sinnhaftigkeit und Befriedigung und ein Gegenstück zur Inkorporation von Beschleunigung. Die generativen Lebensformen dürfen jedoch nicht mit Prekarisierung einhergehen. Die Erfahrung, trotz Leistung, Verantwortung und Solidarität sozial desintegriert zu sein, ist eine massive Beschämung der Betroffenen. Sie fühlen sich zu Recht verhöhnt, wenn ihre Lebenszusammenhänge ungeschützt, ihre Leistungen aber benutzt werden.
Bourdieu, Pierre (1997): Widersprüche des Erbes. In ders. Et. Al. Das Elend der Welt. Konstanz, S. 651ff.
Brumlik, Micha (2002) Bildung und Glück. Berlin.
Rosa, Hartmut (2005). Soziale Beschleunigung. Über die Veränderung de Zeitstrukturen in der Moderne. Frankfurt/M.
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Sie hassen und sie brauchen sich. Die völkische Rechte nutzt islamistischen Terror und neo-salafistische Ideologie zur Selbstermächtigung und zur geistigen Aufrüstung beim Kampf um die Straße. Unsere Autor*innen gehen der Frage nach, woher sich diese „autoritären Revolten” speisen, wie ihnen zu begegnen ist und welche Rolle eine emanzipatorische Linke dabei spielen sollte.
In EU und Euroraum erleben wir wie der neoliberale, finanzgetriebene Kapitalismus einfach so weitermacht wie bisher. Was eine linke Antwort ist, kann als umstritten gelten: Rückzug in den nationalstaatlich organisierten Kapitalismus oder eine solidarische und demokratisierte Wirtschaftsordnung in Europa?
Wer ist das Volk in „Wir sind das Volk“? — Wir haben uns in Europa und den Amerikas auf die Suche nach dem Volk der rechten Wutbürger und dem Volk des Linkspopulismus begeben. Gefunden haben unsere AutorInnen populistische Elemente in der repräsentativen Demokratie und einen radikaldemokratische Impetus des Linkspopulismus. In den Beiträgen werden Fragen nach der (Un)Möglichkeit des Pluralismus innerhalb linkspopulistischer Strategien und nach der Realpolitik des Populismus an der Macht gestellt.
Terror, Gewalt, Kriminalität — SicherheitspolitikerInnen behaupten darauf eine Antwort zu haben. Aber was war eigentlich noch mal die Frage? Unsere AutorInnen haben versucht herauszufinden, was das eigentlich ist: Sicherheit. Sie haben sich an Antworten darauf versucht, ob es eine linke und emanzipatorische Sicherheitspolitik geben kann und worin diese eigentlich bestehen sollte.
Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen. … oder höchstens eine ganz kleine vielleicht oder einen Zaun aus Natodraht. Die selektive Abschottung des „Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“ nach außen ist in seiner bisherigen Form gescheitert. Unsere AutorInnen intervenieren in diese Neuaushandlung zentraler Fragen von Nationalstaatlichkeit, globalen Rechten und Demokratie ...
Putinversteherin und Faschistenfreund – in Diskussionen über den Umgang mit bewaffneten Konflikten, wird schnell auch rhetorisch scharf geschossen. In seiner neuen Ausgabe fragt prager frühling wie eigentlich linke Weltinnenpolitik geht und wie eine Neuerfindung des politischen Pazifismus ins Werk zu setzen wäre.
Griechenland hat die Austeritätspolitik abgewählt - durchgesetzt hat dies eine linke soziale Bewegung auf den Straßen und Plätzen. Ohne die enge Verzahnung mit Syriza als parlamentarischer Verlängerung wäre dies nicht möglich gewesen. In Dresden hingegen marschiert mit Pegida eine neue APO von rechts und mit der AfD rückt eine neue Rechtspartei in die Parlamente ein. Genügend Gründe also sich mit den Formatierungen parlamentarischer Demokratie zu beschäftigen. Spielräume für emanzipatorische Kämpfe zu ergründen und Beschränkungen einer Politik im Zählverein zu analysieren.
Elendig lange scheint es her, dass Francis Fukuyama en passant mit dem Ende der Geschichte auch das Ende des Zukunftsdenkens ausgerufen hat. Elendig ist das gegenwärtige Zukunftsdenken auch nach dem Ende dieses „Endes der Geschichte“. In Politik, Wissenschaft und Literatur ist der Bedeutungshorizont von Zukunft auf die Begrifflichkeiten der Versicherungsmathematik zusammengeschrumpft. Der Versuch einer Rettung
Emanzipatorische Alternative jenseits von Markt und Staat oder nur Lückenbüßer für vormals staatlich organisierte Aufgaben? Unsere Autor*innen haben sich auf die Suche nach heutigen Commons gemacht. Im ersten Teil der Ausgabe haben sie die Kontaktzonen zum Markt, Staat und Care-Ökonomien besichtigt und theoretisch vermessen. Im zweiten Teil der Ausgabe haben sie Gemeinschaftsgärten durchstreift sowie an „Energietischen“ gesessen, um Kämpfe um Commons zu dokumentieren.
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Nein, ihr habt’s wieder falsch verstanden! Entschleunigung heißt nicht Breitbandrossel, liebe Telekom. Und Du, Frankfurter Polizei: Die Entdeckung der Langsamkeit meint nicht, zehn Stunden Zwangsentschleunigung im Kessel. In der Stress-Ausgabe prager frühling geht’s, darum wie man es richtig macht.
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Die neue Ausgabe des prager frühling erscheint am 26.10.2012 und kann hier bestellt werden.Im Schwerpunkt geht es diesmal um die „Neue soziale Idee“ und damit die Frage nach emanzipatorischen Potentialen, aber auch den Grenzen einer linken Sozialpolitik.
Und in Berlin singen die Ultras von der FDP gemeinsam mit den Polithools vom rechten Rand: „Protektorat statt Europarat!“ Wird in Griechenland bald mehr als nur Deutsch gesprochen? Unsere AutorInnen stellen sich dem Einmarsch entgegen. Lucas Oberndorfer analysiert den autoritären Wettbewerbsetatismus als Krisenbearbeitungsstrategie ...
Von wegen „schönste Nebensache“ der Welt. Sex ist diesmal der Schwerpunkt unseres Heftes. Während uns die Starsoziologin Eva Illouz über den Zusammenhang von Kapitalismus und Partnerwahl aufklärt, analysiert Kathy Meßmer Intimchirurgie als widersprüchliche Praxis. Außerdem im Schwerpunkt: ...
Ach diese Linken! Sie wissen genau, wie es Frieden zwischen Ramallah und Tel Aviv geben kann und sie brüllen es heraus – in Düsseldorf und Frankfurt. Während die Einen schreien: „Straßenschlacht in Ramallah, die Panzer sind die Antifa“, brüllen die Anderen: „Intifada bis zum Sieg ...
prager frühling stößt an: ein Prosit den Parallelgesellschaften! Schon klar, Integration fordert immer die Anderen. Deshalben sagen wir: "Erst wenn Efes sich ins deutsche Biersortiment eingegliedert hat und ein Hefeweizen anbietet, werdet ihr merken, dass man so etwas nicht trinken kann." Wie aber geht sozialistischer Antirassismus? Etienne Balibar, Nichi Vendola und viele andere versuchen sich in Antworten ...
Dissidenz und ziviler Ungehorsam sind die Hefe linker Politik. Kann Sie auch Schmiermittel des Kapitalismus sein? Wo schlägt Subversion in unpolitischen Abweichungsfetisch um? Unsere Autor_innen schauen nach, diskutieren und polemisieren.
Ist geistiges Eigentum Diebstahl? Stellen Raubkopien das Ergebnis von Aneignung oder eine besonders perfide Ausbeutung des Kreativproletariats dar? Darüber diskutieren in unserem Heft u.a. Michael Hardt, Cornelia Koppetsch, Sabine Nuss und Stefan Meretz. Digital Natives diskutieren die Implikationen der Digitalisierung von Demokratie ...
„Crossover“ ist der Versuch, eine Diskussion über politische Kooperation von sozialistischen, grünen und sozialdemokratischen Positionen in Gang zu setzen, deren Ergebnis hegemoniefähige progressive Reformprojekte werden sollen. So nahe liegend dies angesichts des Niedergangs der neoliberalen Ära ist, so blockiert ist diese Perspektive dennoch ...
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Die Linke und die Nation ist der Schwerpunkt der fünften Ausgabe des prager frühlings. Außerdem beschäftigen wir uns unter dem Motto "balkan beats" mit der Linken in Post-Jugoslawien. Mit dabei sind Thomas Seibert, Julia Bonk, Klaus Höpcke, Michel Albert, Christin Löchner, Lothar Bisky, Ringo Bischoff, Katja Kipping, Andreas Fischer-Lescano und die Band Ego-Tronic ...
Original sanktionsfrei: Weg mit Hartz IV! Her mit dem schönen Leben! Neben vielen investigativen und weniger investigativen Beiträgen zum Hartz IV-Regime, wollen wir Euch in dieser Ausgabe auch unseren Vorschlag vorstellen, dem Hartz IV-Regime die Forderung nach einem Infrastruktursozialismus entgegen zu setzen ...
Februar 2009 erschien die dritte Ausgabe des prager frühling. Das Schwerpunktthema ist "Demokratie und Herrschaft" mit Beiträgen und Artikeln von Chantal Mouffe (University of Westminster, London), Jürgen Peters (IG Metall), Colin Crouch, Franziska Drohsel (Juso-Vorsitzende), die Gruppe Soziale Kämpfe, Sonja Buckel (Universität Frankfurt) und viele andere mehr ...
Mitte Oktober 2008 kam die zweite Ausgabe von prager frühling, dem neuem Magazin für Freiheit und Sozialismus. Das nächste Heft widmet sich schwerpunktmäßig dem Verhältnis von Politik und Kultur. Ziel der Redaktion ist es, politisches Engagement und Kultur einander näher zu bringen. Dabei geht es nicht um eine Kolonisierung des einen Bereichs durch den anderen ...
Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe des Magazins prager frühling heißt "Refound: NeuBegründung". Unsere Autorinnen erklären was der "Bruch nach vorn" ist. Mit dabei Frigga Haug, Thomas Seibert, Hans Jürgen Urban, Daniela Dahn und Michel Friedmann.