Prager Frühling, Magazin für Freiheit und Sozialismus (www.prager-fruehling-magazin.de)
19.12.2009

Die Technik des Weihnachtens

Christoph Spehr

Tante Erna und Onkel Hubert schicken keinen Scheck. Sie bringen ihr Geschenk. Sie wollen das Leuchten in den Augen sehen, den freudigen Dank hören, wenn die Beschenkten das Papier beiseite schieben und jene Liebesgabe entnehmen, die nie ohne pädagogische Absicht ausgewählt wurde. Jedenfalls verkörpert das Präsent etwas, wovon Erna und Hubert glauben, dass die Beschenkten es dringend brauchen.

Wenn wir die Schleife aufgezogen haben und den Inhalt mit schreckgeweiteten Augen in Händen halten, dann, nach einem kurzen Moment der Erstarrung, entringt es sich unserer zusammengeschnürten Kehle – jenes unvergleichliche, gepresste „Uh, oh, danke!“

Damit ist aber die Geschichte noch nicht zu Ende. Natürlich ist das rote Häkelmützchen von Tante Erna, das die Nichte so trefflich vor Kopfgrippe schützen würde, unter zivilisierten Menschen vollkommen untragbar. Aber in Verbindung mit etwas Holzwolle ergibt es ein warmes, hübsches Sneeze & Snuggle Home, an dem die Meerschweinchen viel Freude haben. Ebenso sicher kann man Onkel Huberts „Windjammer auf großer Fahrt“, das dem schwächlichen Neffen endlich etwas hanseatisches Lebensgefühl verschaffen soll, nicht im Regal ertragen, geschweige denn lesen. Mit zusammengeklebten Seiten jedoch stellt der massive, schweinsledergebundene Klotz einen repräsentativen Tischuntersetzer dar, auf dem sich auch das heißeste Chili con carne abstellen lässt. Erna und Hubert kommen ja sonst nie.

Keine Gesellschaft, keine Kultur, die diesen Vorgang nicht kennt. Er stellt ein universales Verhaltensmuster dar, das in der einschlägigen Fachliteratur – wie im Standardwerk von Walter Nikolaus und Pamela Ruprecht über „The Policy of X-massing“, Reindeer Press, 1989 – als die „Technik des Weihnachtens“ beschrieben wird. Nach Auffassung der beiden AutorInnen gehören zum Weihnachten immer zwei Aspekte: die rituelle Danksagung und die kreative Verwendung. Geweihnachtet wird überall dort, wo Liebesgaben und Macht zusammentreffen. Wir können es uns nicht leisten, Tante Erna und Onkel Hubert tödlich zu beleidigen, solange wir noch hoffen, ihr Häuschen an der Spree zu erben. Also weihnachten wir.

Die Technik des Weihnachtens ist eine gesellschaftliche Praxis. Sie findet nicht nur an den Feiertagen statt und auch nicht unbedingt zwischen Individuen. Nicht selten wird sie zwischen gesellschaftlichen Gruppen angewandt. Der Spiegel widmete seinerzeit eine zwölfseitige Polemik („Der entsorgte Vater“) der simplen Tatsache, dass Frauen auf die gesellschaftliche Machtstellung von Männern mitunter dadurch antworten, dass sie weihnachten.

Männer sind bekanntlich nicht bereit, die Arbeit der Kinderaufzucht, die immer noch nahezu ausschließlich von Frauen betrieben wird, durch einen männerfinanzierten Unterstützungsfonds anonym und angemessen zu bezahlen. Stattdessen bieten sie sich penetrant als Väter, Ehemänner und Familienvorstände an – gestützt auf ihre arbeitsmarktpolitischen Privilegien. Das heißt, sie sehen sich persönlich als ein Präsent an, das eine Frau ihrer Meinung nach unbedingt haben muss. Wenn Frauen den dargebotenen Mann nach erfolgtem Heiratsantrag annehmen („uh, oh, danke!“), ihn dann aber nach erfolgreicher Scheidung zu einem anonymisierten Unterstützungszahler verweihnachten, ist das Unverständnis groß – obwohl doch ein Blick in das Kapitel „X-massing and Gender“ bei Nikolaus/Ruprecht genügt hätte.

Mit Abstand am häufigsten wird zwischen Mensch und Staat geweihnachtet. Dies wundert nicht, gibt uns doch der Staat nie das, was wir brauchen. Obwohl alle Staaten notorisch pleite sind, sind alle Staaten notorische Schenker. Wenige beweisen dabei soviel Einfühlungsvermögen und Realismus wie die sandinistische Regierung in Nicaragua, die dem Volk zum zehnjährigen Revolutionsjubiläum eine nationale Filterzigarette schenkte. Meist schenken Staaten nutzloses Zeug: der Führer schenkt dem Volk ein Stadion, Stalin schenkt dem Volk ein Denkmal, Herzog schenkte Deutschland einen Ruck, Schröder schenkte dem Volk Finanzinvestoren.

Es wäre ein Elend mit dem Staat, ließe sich nicht manches weihnachten. Nehmen wir zum Beispiel unsere Freundin Paula. Paula hat einen Beruf, in dem sie seit Jahren keine feste Anstellung mehr hatte, was in der heutigen Zeit nicht weiter verwunderlich ist. Der Staat sieht das so: Paula braucht dringend Arbeit; ihr ganzes Leben und Streben sollte darauf gerichtet sein, wieder eine feste Anstellung zu erlangen, und nur unter dieser Bedingung – und damit sie sich darum hinreichend kümmern kann – schenkte der Staat Paula (in der Zeit vor Hartz IV) Arbeitslosenhilfe.

Paula sieht das vollkommen anders. Das letzte, was ihr fehlt, ist Arbeit, davon hat sie genug. Meistens Honorarjobs, von denen sie allerdings nicht leben kann. Ein fester Job mit 40 bis 50 Stunden außer Haus scheidet sowieso aus, solange sie sich um ihre Tochter kümmern muss. Die Zahl der „Arbeitslosen“ würde sich dadurch auch nicht verringern, dass sie den festen Job annimmt und jemand anders ihn dafür nicht kriegt. Also sagte Paula „uh, oh, danke!“, nahm die Arbeitslosenhilfe und verweihnachtete sie auf eigene Faust zu einem höchst fortschrittlichen volkswirtschaftlichen Instrument, das irgendwo zwischen allgemeiner Grundsicherung und aufstockender Wirtschaftsförderung lag – wie viele andere Menschen das auch taten, deren Existenzgrundlage und volkswirtschaftliche Leistung als Schlosser, Redakteurin, Heimarbeiterin etc. längst weggefallen wäre, wenn sie die staatliche Liebesgabe nicht stillschweigend ein wenig in ihrem Sinn reformiert hätten. Das waren Zeiten der ökonomischen Vernunft. Dann kamen die Arbeitsmarktreformen.

Im gesamten Bereich der Projekteszene ist es bekanntlich unmöglich. Geld für Bleistifte zu bekommen oder jemand einzustellen, der einfach nur die Arbeit macht, die sonst liegenbleibt. Geht nicht. Der Staat hat stattdessen eine lange Liste von sperrigen Geschenken. Nur wer „uh, oh, danke!“ sagt, einen tonnenschweren Antrag für die „Einrichtung einer Beratungsstelle für AlkoholikerInnen in betrieblichen Leitungspositionen mit Sehbehinderungen“ schreibt und das Geschenk annimmt, kann endlich Bleistifte kaufen und die liegengebliebene allgemeine Arbeit erledigen lassen, weil es so viele sehbehinderte ManagerInnen mit Alkoholproblemen nun auch wieder nicht gibt, die in die Sprechstunde drängen.

Im Allgemeinen gilt die Regel, dass Geschenke desto lieber gegeben werden, je absurder sie sind. Versuchen Sie mal, von der Deutschen Forschungsgesellschaft Geld für ein kleines Uniprojekt zur Armutsforschung oder für arbeitnehmerorientierte Entscheidungsstrukturen im Betrieb zu kriegen. Sinnlos! Aber eines über „Die gesellschaftliche Relevanz des Flamenco und seiner verschiedenen Untergruppen für das Spanien des 17.Jahrhunderts“ – geschenkt. Müssen Sie dann selber sehen, wie Sie das weihnachten.

Obwohl junge Menschen, wenn sie die Schule hinter sich haben, dringend eine längere Phase der Selbstfindung und Selbstunterrichtung brauchen, kriegen sie die natürlich nicht, aber der Staat schenkt ihnen Bildung. Früher sagten sie dann „uh, oh, danke!“, schrieben sich irgendwo ein, malten „Meer Bildunk!“ auf ihre Plakate, so wie Politiker das gerne lesen, kassierten ihr BAföG und versuchten aus den gewonnenen Jahren was Vernünftiges zu machen: Bücher zu schreiben, Unternehmen zu gründen, soziale und politische Erfahrungen zu sammeln. Auch dies war eine ökonomisch höchst vernünftige Investition in eine demokratische, mündige Gesellschaft und in eine Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung. Dann kam Bologna.

Der Staat denkt auch nicht im Traum daran, jungen Menschen angemessene Jugendzentren in ausreichender Zahl zur Verfügung zu stellen. Aber früher schenkte er ihnen Schulen, wo sie in geheizten Räumen und auf geräumigen Pausenhöfen ihrem Bedürfnis nach Kommunikation und Gesellschaft nachgehen konnten – abgesehen von störenden Interventionen des Lehrpersonals, das zumeist nicht begriff, dass hier ein sozialpolitisch wertvoller Verweihnachtungsprozess stattfand. Der Staat gab SchülerInnen auch damals kein kreatives Bastelmaterial, aber er schenkte ihnen wenigstens Schulbücher, aus denen sich was machen ließ. Niemand gab ihnen Geld für Zigaretten, aber mit ein klein wenig Glück taten es auch die häuslichen Zuschüsse für gesundes Pausenbrot am Schulstand, und schon konnte man sich in der Pause hinters Schulgelände stellen und sich sozial integrieren. Alles kein Grund zur Panik – solange sich weihnachten lässt. Dann kamen PISA, IGLU und die Schulobstspeisung.

Wer glaubt, Weihnachten sei eine Sache für Marginalisierte, der irrt. Sie können eine Schule leiten – Bleistifte kriegen Sie trotzdem nicht. Und wenn, dann ganz viele. Weil nämlich das Schulamt am 21.Dezember noch Geld übrig hat, Ihnen was Gutes tun will und Ihnen Geld schenkt, viel Geld – aber nur für Büromaterial, Massen von Büromaterial, das Sie sofort kaufen müssen, weil Sie bis Silvester die Quittung vorlegen müssen. Sie brauchen eigentlich einen PC für zusätzlichen EDV-Unterricht? Vergessen Sie’s.

Aber wenn Sie die Massen von Büromaterial nehmen und klammheimlich an die MitarbeiterInnen als Spende abgeben, dann geht’s doch. Sie können vielleicht auch mit den Direktoren der umliegenden Schulen handeln. Die ersticken möglicherweise an Bauholz für Geräteschuppen aus dem vergangenen Jahr. Und wenn man Regale draus baut, das Büromaterial reinstellt und einen Basar macht … Genau, einen „Weihnachtsbasar“ eben, zum Basar zum Weihnachten.

Zu Zeiten des Sozialismus gab es ganze Produktionseinheiten, die nie gebaut wurden, weil sämtliche Lieferungen komplett verweihnachtet wurden. Anders ließ sich ein vernünftiger Betrieb gar nicht aufrechterhalten. Woher soll der Staat auch wissen, was wirklich gebraucht wird?

Kluge Verwandte schauen nicht nach. Sie erkundigen sich bestenfalls – und mit einem dankbaren „Echt klasse, mit deiner Mütze!“ geben sie sich zufrieden. Das unterscheidet sie von doofen Verwandten, die Überraschungsbesuche machen, Nachbarn aushorchen und um jeden Preis wissen wollen, ob ihr Geschenk auch so verwendet wird, wie sie sich’s gedacht haben. Das kann nicht gutgehen. Über kurz oder lang sind hässliche Szenen und der endgültige Bruch der Freundschaft die Folge. Denn wenn wir das Mützchen wirklich tragen oder die Windjammer wirklich lesen müssen, brauchen wir’s nicht. Und pfeif‘ auf das Erbhäuschen an der Spree!

Kluge Staaten leben mit dem Weihnachten, wohl wissend, dass niemand effektiver, flexibler und erfolgreicher staatliche Gelder zu verwenden versteht als ein Volk, das zu weihnachten gelernt hat. Nikolaus/Ruprecht nennen solche Staaten zutreffend „Weihnachtskeynesianer“, wegen der langen Ketten phantastischer Wertschöpfung, der kreativen Stimmung im Volk, und weil in diesen Ländern Dinge realisiert werden, die der Staat sich sonst nicht leisten könnte.

Nur blöde Staaten mischen sich ständig ein. Und das kann nicht gutgehen. Denn mag der Staat auch noch soviel von Korruption, Leistungserschleichung, Sozialbetrug, missbräuchlicher Verwendung öffentlicher Gelder schwadronieren – er kann schlecht ein ganzes Volk entlassen und sich ein neues wählen, wie Brecht seinerzeit anmerkte. So was gibt irgendwann ein ganz böses Erwachen.

Allerdings ist die Großzügigkeit des Staates beim Hinschauen nur die eine der beiden Qualitäten, auf die es ankommt. Das Ganze hat auch noch eine stoffliche Seite. Doofe Staaten neigen zu Geschenken, die sich beim besten Willen nicht vernünftig weihnachten lassen. Das ist ökonomisch äußerst kontraproduktiv. Einen Eurofighter können Sie nicht gut weihnachten; als Behälter für Geranien oder als Abenteuerspielzeug für die Kleinen sprengt er leider jeden Kleingarten. Stillgelegte AKWs gäben an sich interessante Squashhallen ab, angesichts der notwendigen Schutzbekleidung kommt jedoch nur wenig Freude am Spielen auf.

Auf protzigen Kunstgeschenken ans Volk wie dem Bremer „Klangbogen“ – ein paar Edelstahlröhren, die senkrecht zum Himmel stehen und japanische Musik dudeln – ließen sich zur Not noch ein paar Leinen spannen und Wäsche aufhängen. Allein: ab zwei Meter Höhe wird’s mühsam. Und wollen Sie die reichen gentechnischen Erfindungen, mit denen uns der Staat unter Aufbietung schwerster Mittelanstrengungen beschenkt, wirklich Ihren Kindern zum Spielen geben?

Weihnachten ist also eine wunderbare Sache. Solange der Staat sich an die Regeln hält (praktische, vielseitige Geschenke machen; keine überzogenen Geschenke ins Ausland verschieben; nicht übertrieben penibel nachschauen), kann er nämlich gar nicht viel falsch machen. Es regelt sich doch alles irgendwie. Vorausgesetzt, er verfügt über ein kluges, solidarisches, kreatives und ans Weihnachten gewöhnte Volk. Und hier haben wir in Deutschland, trotz vereinzelter guter Leistungen in der ehemaligen DDR, großen Nachholbedarf.

Die verschiedensten Typen und Gruppen von Menschen gewöhnen sich ans Weihnachten, bis auf zwei: die Weihnachtsstreber und die Weihnachtsmuffel. Weihnachtsstreber sind Menschen, die das Mützchen wirklich aufsetzen. Menschen, die nie ein anderes Bedürfnis entwickelt haben, als rote Häkelmaschen auf dem Kopf zu tragen und „Windjammer auf großer Fahrt“ zu lesen.

Solche Menschen sind bedauernswerte Geschöpfe, die keine Hemmungen haben, sich zum Idioten zu machen und ein lächerliches Leben zu führen. Aber sie sind auch gefährlich. Der Weihnachtsstreber spürt unbewusst nämlich sehr wohl, dass er trotz aller Anpassungsleistungen wie eine Vogelscheuche herumläuft, während die anderen glückliche Meerschweinchen haben und gesellige Abende mit Chili con carne verbringen.

Das nagt und zehrt, und so wird der Weihnachtsstreber seine einzige Befriedigung darin finden, übers Weihnachten zu schimpfen und selbst seine Großmutter ans Messer zu liefern, bloß weil die Opas Tod ein paar Jahre später meldet, damit die Enkel von der Rente noch studieren können. Er ist ein antisoziales Subjekt, und Nikolaus/Ruprecht belegen eindrucksvoll (in ihrem erschütternden Kapitel über „X-mas Pathologies“), dass der Weihnachtsstreber lieber hungert und vereinsamt, als sein Verhalten zu korrigieren.

Hoffnung besteht dagegen noch für die Weihnachtsmuffel. Die bringen es nicht fertig, das Mützchen den Meerschweinchen zu geben, aber sie tragen es wenigstens nicht selber. Sie schimpfen übers Weihnachten, aber im Ernstfall bescheinigen sie Oma, wenn auch unter schwersten Verwünschungen und inneren Krämpfen, dass sie Opa vor ein paar Wochen noch munter beim Holzhacken gesehen haben. Sie spüren die segensreichen Wirkungen des Weihnachtens um sich herum, auch wenn sie extreme Vorbehalte dagegen haben. Und im Gegensatz zu den Weihnachtsstrebern entscheiden sie sich, wenn es hart auf hart kommt, für die Seite des Lebens.

Das Schlimme an Muffeln und Strebern ist, dass sie ihre persönliche Unfähigkeit immer gleich zur Theorie, ja zur Moral aufblasen müssen. Während die Weihnachtsstreber überwiegend dem Neoliberalismus anhängen („Aufgesetzt wird, was auf den Tisch kommt“), träumen die Weihnachtsmuffel von einem Staat, in dem niemand mehr weihnachten muss. Allen historischen Erfahrungen zum Trotz hoffen sie auf den gerechten Staat, ehrlich und direkt, wo jeder kriegt, was er braucht, und das ganze krumme Weihnachten abgeschafft ist.

Liebe Muffel, das könnte euch so passen! Wir nämlich wollen weihnachten. Wir wollen keine vernünftigen Gaben, die wir vorher selbst ausgesucht haben, lustlos gruppiert unterm fair gefällten Baum, gleich nach dem ernährungsbewussten Dessert. Wir wollen fette Gänse und kitschige Bäume! Wir wollen das Fest der Liebe und den Horror der Bescherung! Wir wollen den Grusel der Geschenke, den luziferischen Kitzel, wenn wir „oh, wie schön!“ hauchen, und fieberhaft nach einer möglichen Verweihnachtung suchen! Wir wollen die halsbrecherische Umverwendung, die uns auf Ideen bringt, die uns sonst nie gekommen wären!

Wir sind süchtig nach den Momenten, in denen wir mit der linken Hand die Meerschweinchen aus der Mütze schütteln, bevor wir mit der rechten Hand Erna die Tür aufmachen. Wir sind sicher, dass Karl Marx mit dem Absterben des Staates nichts anderes gemeint haben kann als dessen kreative Verweihnachtung.

Und der beste Tag des Jahres ist für uns Dreikönig. Wenn wir nach dem Fest der Liebe wieder verschwörerisch in der Kantine sitzen und uns erzählen: „Kannst du dir vorstellen, was ich von Erna und Hubert gekriegt habe?“ Kunstpause. Mit gesenkter Stimme: „Und kannst du dir vorstellen, was ich daraus machen werde?“

Der Text erschien erstmals am 20.12.1997 in der taz und wurde nur um einige Einschränkungen ergänzt, die uns durch weihnachtsfeindliche „Reformen“ inzwischen bedauerlicher Weise aufgezwungen wurden.

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