Prager Frühling, Magazin für Freiheit und Sozialismus (www.prager-fruehling-magazin.de)

Die Bewegung hinter Jeremy Corbyn

Warum und wie der Labour-Chef Großbritanniens den Kritikern zum Trotz an Zustimmung gewinnt

Bruno Leipold

In Großbritannien war es eine der wenigen guten politischen Nachrichten zu Beginn des Herbstes: Am 24. September wurde Jeremy Corbyn beim Parteikongress in Liverpool mit zum Vorsitzenden der Labour-Partei wiedergewählt. Damit verbesserte Corbyn sein Ergebnis von 2015 sogar noch. Das ist erstaunlich, weil die britische Presse seit gut einem Jahr eine vehemente Kampagne gegen Corbyn führt und Labour-Abgeordnete bei einem Misstrauensvotum am 28. Juni 2016 mehrheitlich gegen Corbyn gestimmt hatten. Seine Gegner in der Parteibürokratie haben die Gebühren für sogenannte registrierte Unterstützer vorsorglich von drei auf 25 britische Pfund erhöht und etwa 130.000 Mitgliedern, die nach dem Januar 2016 beigetreten waren, wurde das Wahlrecht auf dem Parteikongress nicht gewährt. In beiden Gruppen fanden sich überwiegend Corbyn- Unterstützer: durchsichtige Manöver also. Noch dazu wurde eine „Säuberungsaktion“ gegen vermeintliche „EntristInnen“ organisiert, Leute, die angeblich nur zur Unterstützung von Corbyn der Labour-Partei beigetreten waren.

Wie also hat es Jeremy Corbyn geschafft trotz solcher Hindernisse seinen Stimmenanteil sogar noch zu vergrößern? Ein Teil der Erklärung ist, dass die Anti-Corbyn-Kräfte in der Partei immer noch nicht begriffen haben, dass es an der Basis keinerlei Unterstützung für eine Rückkehr zum neoliberalen Kurs von Tony Blair oder die etwas mildere Version von Ed Miliband gibt. Zur Erklärung gehört aber auch, dass Corbyn die Unterstützung von einer politischen Organisation namens Momentum bekam und bekommt.

Falafel fertig - dann kann es ja jetzt weitergehen ...

Was ist Momentum?

Wer steckt hinter dieser politischen Bewegung? Schauen wir uns zuerst an, was ihre GegnerInnen über sie sagen: Laut Owen Smith — Corbyns glücklosem Wahlgegner — handelt es sich bei Momentum um einen „Parasiten“, der die Partei „als Wirt“ benutzen will „bis sie ausgehöhlt ist“, um „sie schließlich wie einen toten Corpus wegzuwerfen.“ Smith deutete an, im Fall seines Sieges würden die Momentum-Mitglieder womöglich aus der Partei ausgeschlossen. Diese Drohung hat allerdings nicht gefruchtet.  Ein anderer Momentum-Kritiker, Tom Watson, stellvertretender Vorsitzender von Labour, beschrieb die Mitglieder von Momentum als „Pöbel’, der aus „EntristInnen“ bestünde. Er verglich sie mit der trotzkistischen Gruppe „Militant“, die in den 1980er Jahren versucht hatte, die Partei zu unterwandern. Auf dem britischen Fernsehsender Channel 4 wurde ein dreißig Minuten langer Beitrag gezeigt, der heimliche Mitschnitte von Treffen der Momentum-AnhängerInnen enthielt, als hätte man nicht frei über die öffentliche Versammlung berichten dürfen. Durch diese Art der Darstellung entstanden verzerrende Portraits von sinisteren, aggressiven RevoluzzerInnen.

Als Momentum vor ein paar Wochen ankündigte, man werde eine Kinder- und Jugendorganisation gründen, um z.B. kooperative Kinderkrippen bei Momentum-Veranstaltungen zu organisieren, witterte Corbyns panische Gegnerschaft hinter der Idee eine neue Hitlerjugend. Dieses Bild von Momentum ist lächerlich und weit entfernt von der Realität. Fakt ist: Die Gruppe umfasst bis jetzt ca. 17.000 zahlende Mitglieder sowie rund 100.000 nicht zahlende UnterstützerInnen. Schön wäre, gäbe es tatsächlich 17.000 revolutionäre SozialistInnen in Großbritannien. Wie Richard Seymour schreibt, ist Momentum allerdings eher „ein loses, ideologisch heterogenes Netzwerk mit einen Lenkungsausschuss, weit entfernt von „Militant“, einer straff organisierten, infiltrierenden Gruppe mit Zweigstellen und interner Disziplin.

Meine Erfahrung aus Momentum-Meetings in Oxford ist, dass gerade die jüngeren Leute bei Momentum durch die Finanzkrise und die rigide Sparpolitik der konservativ-liberalen Koalition und durch Erfahrungen, die sie bei Protestbewegungen wie Occupy machen konnten, motiviert sind.

Die Idee von Momentum

Momentum wurde im Oktober 2015 als Nachfolgeorganisation der Wahlkampagne für den Parteivorsitz Corbyns gegründet. Die Idee war es, der politischen Energie und Begeisterung, die von der ersten Corbyn-Kampagne geweckt wurde, einen dauerhaften institutionellen Rahmen zu verschaffen. Viele, die für Corbyn gestimmt hatten, waren zunächst keine Parteimitglieder, sondern registrierte UnterstützerInnen, die ihre drei Pfund bezahlt hatten, um mitstimmen zu dürfen. Diese Idee stammte ironischerweise ursprünglich vom rechten Flügel der Partei. Momentum will dieser Gruppe ein politisches Zuhause geben und Unterstützer dazu bewegen, Vollmitglieder der Partei zu werden.

Besonders wichtig war dabei anfangs auch die Einschätzung, dass Corbyns Macht im Inneren der parlamentarischen und bürokratischen Strukturen der Partei, bei nahezu null lag. Um für einen vorhersehbaren Gegenangriff der Parteieliten gerüstet zu sein, brauchten Corbyns AnhängerInnen eine eigene, organisierte und unabhängige Unterstützung. Bisher gibt es rund einhundert lokale Gruppen von freiwilligen Aktivisten, die von einer erstaunlich kleinen Zentrale in London unterstützt werden.

Praxistest für Momentum

Der Praxistest für Momentum kam, als in den Tagen nach der Brexit-Abstimmung Corbyn’s GegnerInnen in der Partei das Ergebnis als Vorwand für einen Coup benutzten. Am Sonntag nach dem Referendum verließen Labour-Politiker im Stundentakt das Schattenkabinett und forderten, Corbyn solle als Parteivorsitzender zurücktreten. Er trage durch seine angebliche Halbherzigkeit in Sachen Brexit eine Mitschuld am Ausgang des Referendums. Am Montag forderte der überwiegende Mehrheit der Labour-Abgeordneten, dass er seinen Posten räumt. Es sollte derart viel Druck auf ihn ausgeübt werden, dass ihm keine andere Wahl bliebe, als aufzugeben.

Momentum-Demonstration in Canterbury

Hier kam Momentum ins Spiel. Mit nur 24 Stunden Vorbereitung hatte die Gruppe zum Protest auf dem Parliament Square aufgerufen und es geschafft 10.000 Leute zu mobilisieren. Die Empörung von RednerInnen und Publikum war deutlich spürbar. Ihr Zorn galt den Schattenministern und der Fraktion, die in just dem Moment, wo sich eigentlich die Tory-Partei in einer Art Brexit-Bürgerkrieg zerlegen müsste, das demokratische Mandat von Corbyn unterminierten. Schließlich verließ Corbyn nach seiner zermürbenden Konfrontation mit der Fraktion das Parlamentsgebäude und versprach vor den versammelten UnterstützerInnen, dass er keineswegs den Plan habe, aufzugeben. Ohne diese Mobilisierung von Momentum hätte Corbyn wohl zurücktreten müssen. Momentum hatte den ersten, großen Test erfolgreich bestanden.

Momentum in Bewegung

Seitdem gibt es einen spürbaren Aufschwung in der Gruppierung. Die Zahl der Mitglieder stieg rasant von etwa 4.000 vor dem Umsturzversuch auf die jetzigen 17.000. Allein auf dem ersten Meeting in Oxford nach dem Umsturzversuch waren auf Anhieb dreimal mehr Leute anwesend als vorher. Das Engagement setzte sich dann in der zweiten Wahlkampagne für Corbyn diesen Sommer fort. Fast jede zweite Woche gab es in Oxford Generalversammlungen mit über 50 Teilnehmenden. Zwei bis dreimal der Woche wurden „Call for Corbyn“- Abende organisiert. Sie sollten registrierte Unterstützerinnen ermutigen, die inzwischen geforderte, erhöhte Summe von 25 Pfund für die registrierte Mitgliedschaft zu zahlen, und sie sollten Labour-Mitglieder überzeugen, für Corbyn zu stimmen. Mit einer App der Kampagne „Jeremy for Labour“- konnte man Mitglieder anrufen und ihre Antworten online stellen. Diese „Get Out The Vote“-Aktionen, wie sie in Amerika genannt werden, waren ein wichtiges Element für Corbyns erneuten Sieg Ende September.

Zudem hat Momentum ein spannendes politisches Bildungsprogramm gestartet. Parallel zum Labour-Parteitag in Liverpool wurde das Festival “The World Transformed“ organisiert. Zusammen mit Filmvorführungen von Ken Loachs preisgekröntem Spielfilm zur Sparpolitik „I, Daniel Blake“ gab es ein tägliches Kinderprogramm, Kunstaustellungen, Workshops über Themen wie „Black Lives Matter“ und „Fußball und soziale Gerechtigkeit“. Besonders interessant war die Zusammenarbeit auf der Konferenz mit dem in New York ansässigen Magazin Jacobin. Die RedakteurInnen stellten ein eigenes Programm zusammen, das etwa Reden von prominenten JournalistInnen wie Glenn Greenwald und Paul Mason sowie einen Workshop über die aktuelle Relevanz der Ideen des linken Politikwissenschaftlers Ralph Miliband (1924 – 1994), dem Vater von Ed, enthielt. Dahinter stand der Gedanke Antonio Gramscis, mit einer neuen intellektuell und kulturell hegemonialen Bewegung, Labour wieder an die Regierung zu verhelfen.

Gewiss steht die Partei gewaltigen Hindernissen gegenüber, um 2020 den Machtwechsel zu bewirken. Sie liegt in den Meinungsumfragen 10 bis 15 Prozent hinter den Konservativen - vor dem Umsturzversuch war die Differenz um einiges geringer. Schottland, traditionelles Labour-Kernland, ist für die vorhersehbare Zukunft an die Scottish National Party verloren, und die kontroverse neue Wahlkreiseinteilung, die 2018 eingeführt werden soll,  könnte Labour etwa zwanzig weitere Sitze kosten. Die einzige Art wie Labour diese Hindernisse überwinden kann, ist wenn die Partei ihre aktuell rund 650,000 Mitglieder in eine engagierte Streitmacht verwandelt, und sich dabei, wie linke Kommentatoren argumentieren, zu einer genuin sozialen Bewegung transformiert. Mit solch beeindruckenden Mitgliederzahlen könne Labour, wie Paul Mason sagt, erneut eine spürbare Präsenz in den Kommunen und unter der arbeitenden Bevölkerung erreichen.

Die Hoffnung besteht, dass Momentum dieses Projekt mittragen kann, indem die Gruppe sich extern mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und anderen progressiven Kampagnen vernetzt, und intern stetig für die Demokratisierung der Parteistrukturen streitet. Somit funktioniert Momentum nicht nur als eine Art populärer „Prätorianergarde“ für Jeremy Corbyns Position als Parteivorsitzender, sondern auch als kraftvoller Motor der politischen Erneuerung und Wiederbelebung einer großen Partei.

Bruno Leipold ist ein politische Theoretiker und Doktorand an der University of Oxford, wo er über Marxs Beziehung zum Republikanismus forscht. Er ist Mitglied der Labour Party und Momentum.

  • Mögen

  • Ausdrucken

Artikel versenden

Absender

Empfänger

Nutzungsbedingungen*

Ich verpflichte mich zur wahrheitsgemäßen Angabe meiner Daten. Ich weiß sicher, dass der/die Empfänger/in mit dem Empfang der E-Mail einverstanden ist. Ich übernehme die Verantwortung, wenn dies nicht der Fall ist. Zur Entlastung des Websitebetreibers gestatte ich, dass Datum, Uhrzeit, beide E-Mail-Adressen und meine IP-Adresse gespeichert werden. Nicht gespeichert wird die Nachricht an den Empfänger.

Schließen
Artikel aus der Ausgabe Oktober 2016
Prager Frühling Oktober 2016
Bange machen gilt nicht ....

Wir stehen an einem Wendepunkt. Seit zwei Jahren erleben wir eine neue Welle von Protesten und Ordnungskämpfen . Gleichzeitig gibt es einen neuen Rechtsterrorismus und den Versuch der Landnahme rechter Netzwerke bis weit hinein in Polizei und Militär ...

Stadion, Serien, Sozialismus

Welche Serien sehen Linke, und warum? Warum gehört Beckenbauer aus dem DFB geschmissen und was machen Feine Sahne Fischfilet in Paris? Was haben Soccer und Sozialismus miteinander zu tun und welche Musik würde der klassische Pianist Igor Levit gern bei einer Demo hören? Diese Fragen beantwortet die neue Ausgabe des Magazins für Freiheit und Sozialismus.

Verteidigung des Unabgegoltenen

Die Gegenwart ist reich an Mythen: Die Linke interessiere sich nicht mehr für die Arbeiterklasse und der globale Aufbruch von `68 sei ein Aufstand der ohnehin Privilegierten. Dieser grassierenden Geschichtslosigkeit entgegen rekonstruieren wir das Unabgegoltene des Aufstands im Mai `68 und fragen nach den Folgen der Niederschlagung des Prager Frühling für die Linke in Ost- und Westeuropa ...

Klasse mit Gedöns!

Die politische Linke habe sich die letzten Jahrzehnte zu viel mit Gedöns und zu wenig mit Klassenpolitik beschäftigt, so ist im politischen Feuilleton derzeit häufiger zu lesen. Nur: Stimmt das überhaupt? Und was hieße Klassenpolitik auf der Höhe der Zeit?

Tod der alten Dame?

Ob PASOK in Griechenland oder die Parti Socialiste in Frankreich, in vielen Ländern sind die Sozialdemokraten zu Kleinstparteien geworden. Auch hierzulande geht’s der SPD alles andere als gut. Was bedeutet die Schwäche der SPD für die Linke? Was für eine sozialistische Europapolitik? Eine Ausgabe über Glanz und Elend der realexistierenden Sozialdemokratie.

Versteckte Gemeinsamkeit

Sie hassen und sie brauchen sich. Die völkische Rechte nutzt islamistischen Terror und neo-salafistische Ideologie zur Selbstermächtigung und zur geistigen Aufrüstung beim Kampf um die Straße. Unsere Autor*innen gehen der Frage nach, woher sich diese „autoritären Revolten” speisen, wie ihnen zu begegnen ist und welche Rolle eine emanzipatorische Linke dabei spielen sollte.

Bevor die nächste Blase platzt

In EU und Euroraum erleben wir wie der neoliberale, finanzgetriebene Kapitalismus einfach so weitermacht wie bisher. Was eine linke Antwort ist, kann als umstritten gelten: Rückzug in den nationalstaatlich organisierten Kapitalismus oder eine solidarische und demokratisierte Wirtschaftsordnung in Europa?

Wer ist das Volk?

Populismus als Kommunikationsform und Strategie

Wer ist das Volk in „Wir sind das Volk“? — Wir haben uns in Europa und den Amerikas auf die Suche nach dem Volk der rechten Wutbürger und dem Volk des Linkspopulismus begeben. Gefunden haben unsere AutorInnen populistische Elemente in der repräsentativen Demokratie und einen radikaldemokratische Impetus des Linkspopulismus. In den Beiträgen werden Fragen nach der (Un)Möglichkeit des Pluralismus innerhalb linkspopulistischer Strategien und nach der Realpolitik des Populismus an der Macht gestellt.

Angst essen Seele auf

Terror, Gewalt, Kriminalität — SicherheitspolitikerInnen behaupten darauf eine Antwort zu haben. Aber was war eigentlich noch mal die Frage? Unsere AutorInnen haben versucht herauszufinden, was das eigentlich ist: Sicherheit. Sie haben sich an Antworten darauf versucht, ob es eine linke und emanzipatorische Sicherheitspolitik geben kann und worin diese eigentlich bestehen sollte.

This is a movement

Die Neuaushandlung von Bewegungsfreiheit und Grenzregimen

Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen. … oder höchstens eine ganz kleine vielleicht oder einen Zaun aus Natodraht. Die selektive Abschottung des „Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“ nach außen ist in seiner bisherigen Form gescheitert. Unsere AutorInnen intervenieren in diese Neuaushandlung zentraler Fragen von Nationalstaatlichkeit, globalen Rechten und Demokratie ...

Krieg und Frieden

Weltinnenpolitik und die Zukunft ziviler Konfliktbearbeitung

Putinversteherin und Faschistenfreund – in Diskussionen über den Umgang mit bewaffneten Konflikten, wird schnell auch rhetorisch scharf geschossen. In seiner neuen Ausgabe fragt prager frühling wie eigentlich linke Weltinnenpolitik geht und wie eine Neuerfindung des politischen Pazifismus ins Werk zu setzen wäre.

So nicht!

Demokratie als Praxis

Griechenland hat die Austeritätspolitik abgewählt - durchgesetzt hat dies eine linke soziale Bewegung auf den Straßen und Plätzen. Ohne die enge Verzahnung mit Syriza als parlamentarischer Verlängerung wäre dies nicht möglich gewesen. In Dresden hingegen marschiert mit Pegida eine neue APO von rechts und mit der AfD rückt eine neue Rechtspartei in die Parlamente ein. Genügend Gründe also sich mit den Formatierungen parlamentarischer Demokratie zu beschäftigen. Spielräume für emanzipatorische Kämpfe zu ergründen und Beschränkungen einer Politik im Zählverein zu analysieren.

No Future?!

Not this Future!

Elendig lange scheint es her, dass Francis Fukuyama en passant mit dem Ende der Geschichte auch das Ende des Zukunftsdenkens ausgerufen hat. Elendig ist das gegenwärtige Zukunftsdenken auch nach dem Ende dieses „Endes der Geschichte“. In Politik, Wissenschaft und Literatur ist der Bedeutungshorizont von Zukunft auf die Begrifflichkeiten der Versicherungsmathematik zusammengeschrumpft. Der Versuch einer Rettung

Common Sense?!

Von Sinn und Eigensinn der Commons

Emanzipatorische Alternative jenseits von Markt und Staat oder nur Lückenbüßer für vormals staatlich organisierte Aufgaben? Unsere Autor*innen haben sich auf die Suche nach heutigen Commons gemacht. Im ersten Teil der Ausgabe haben sie die Kontaktzonen zum Markt, Staat und Care-Ökonomien besichtigt und theoretisch vermessen. Im zweiten Teil der Ausgabe haben sie Gemeinschaftsgärten durchstreift sowie an „Energietischen“ gesessen, um Kämpfe um Commons zu dokumentieren.

Feiern, wie sie fallen?!?

Über das Verhältnis von Opponieren, Regieren und Protestieren

Die heilige Dreifaltigkeit der Linken ist die Trinität aus Protestieren, Opponieren, Mitregieren. Bei der Frage, in welcher Beziehung die drei stehen, gerät die Gemeinde oft ins Stammeln und die politischen Theologen antworten mit dürren Dogmen. Unsere AutorInnen haben zunächst gefragt, wo er ist, der ominöse Ort der Macht und sind ihm dann mit steilen Thesen auf den Leib gerückt.

Wo Strom ist, ist Widerstand

Digitaler Protest und elektronische Demokratie

Unsere AutorInnen fragen sich, ob die Schwarmintelligenz den Cybersexismus überwinden kann und wo genau die Grenzen des digitalen Medienbaukastens verlaufen. Kai van Eikels analysiert die Ideologie des „Nerds“ und Mathias Schindler erklärt, wie es mit Wikipedia weitergeht. In den Feminismen gibt Dr. Lady Bitch Ray dem Feminismus der ersten Welle einen fetten Zungenkuss, während Stefan Gerbing in der ersten Hurenzeitung der Weimarer Republik geblättert hat.

Burn-out den Verhältnissen

… oder die Revolution kommt immer zu spät

Nein, ihr habt’s wieder falsch verstanden! Entschleunigung heißt nicht Breitbandrossel, liebe Telekom. Und Du, Frankfurter Polizei: Die Entdeckung der Langsamkeit meint nicht, zehn Stunden Zwangsentschleunigung im Kessel. In der Stress-Ausgabe prager frühling geht’s, darum wie man es richtig macht.

Essen und gegessen werden

Erst so ein Fressen und dann auch noch Moral!

Der Realsozialismus ist auch auf der Speisekarte gescheitert: Als Diktatur des schlechten Geschmacks. Die Verhältnisse an kapitalistischen Tafel sind nicht weniger ungenießbar. Tausch von ökonomischem und sozialem Kapital geht vor. Wenn Renate Künast eine Flasche fairen Bio-Orangensaft kauft, geht locker das Tagesbudget eines Hartz-IV beziehenden Kindes über die Theke ...

Battlen statt Betteln.

prager frühling entwickelt die neue soziale Idee!

Die neue Ausgabe des prager frühling erscheint am 26.10.2012 und kann hier bestellt werden.Im Schwerpunkt geht es diesmal um die „Neue soziale Idee“ und damit die Frage nach emanzipatorischen Potentialen, aber auch den Grenzen einer linken Sozialpolitik.

Autoritäres Krisenregime

Deutsche Euros rollen wieder …

Und in Berlin singen die Ultras von der FDP gemeinsam mit den Polithools vom rechten Rand: „Protektorat statt Europarat!“ Wird in Griechenland bald mehr als nur Deutsch gesprochen? Unsere AutorInnen stellen sich dem Einmarsch entgegen. Lucas Oberndorfer analysiert den autoritären Wettbewerbsetatismus als Krisenbearbeitungsstrategie ...

Sex! Sex! Sex!

Über die schönsten Nebenwidersprüche der Welt

Von wegen „schönste Nebensache“ der Welt. Sex ist diesmal der Schwerpunkt unseres Heftes. Während uns die Starsoziologin Eva Illouz über den Zusammenhang von Kapitalismus und Partnerwahl aufklärt, analysiert Kathy Meßmer Intimchirurgie als widersprüchliche Praxis. Außerdem im Schwerpunkt: ...

Affentanz um Nahost

Nichts sehen, nichts hören, laut brüllen — geht die Linke über den Jordan?

Ach diese Linken! Sie wissen genau, wie es Frieden zwischen Ramallah und Tel Aviv geben kann und sie brüllen es heraus – in Düsseldorf und Frankfurt. Während die Einen schreien: „Straßenschlacht in Ramallah, die Panzer sind die Antifa“, brüllen die Anderen: „Intifada bis zum Sieg ...

Reinheitsverbot

Parallel sind immer die Anderen!

prager frühling stößt an: ein Prosit den Parallelgesellschaften! Schon klar, Integration fordert immer die Anderen. Deshalben sagen wir: "Erst wenn Efes sich ins deutsche Biersortiment eingegliedert hat und ein Hefeweizen anbietet, werdet ihr merken, dass man so etwas nicht trinken kann." Wie aber geht sozialistischer Antirassismus? Etienne Balibar, Nichi Vendola und viele andere versuchen sich in Antworten ...

Im Zweifel Dagegen!

Schwerpunktheft Dissidenz und ziviler Ungehorsam

Dissidenz und ziviler Ungehorsam sind die Hefe linker Politik. Kann Sie auch Schmiermittel des Kapitalismus sein? Wo schlägt Subversion in unpolitischen Abweichungsfetisch um? Unsere Autor_innen schauen nach, diskutieren und polemisieren.

com.munismus. komm!

Auf dem Weg zum Wissenskommunismus

Ist geistiges Eigentum Diebstahl? Stellen Raubkopien das Ergebnis von Aneignung oder eine besonders perfide Ausbeutung des Kreativproletariats dar? Darüber diskutieren in unserem Heft u.a. Michael Hardt, Cornelia Koppetsch, Sabine Nuss und Stefan Meretz. Digital Natives diskutieren die Implikationen der Digitalisierung von Demokratie ...

Crossover

Gegenmacht oder gegen Macht?

„Crossover“ ist der Versuch, eine Diskussion über politische Kooperation von sozialistischen, grünen und sozialdemokratischen Positionen in Gang zu setzen, deren Ergebnis hegemoniefähige progressive Reformprojekte werden sollen. So nahe liegend dies angesichts des Niedergangs der neoliberalen Ära ist, so blockiert ist diese Perspektive dennoch ...

Klimawandel und Gesellschaftsveränderung

System change not climate change!

Den politischen Gemütszustand unserer Welt beschreibt nichts besser als der alte Kalauer: „Öko? Logisch.“ Niemand schmunzelt mehr drüber, aber alle nehmen den Schenkelklopfer für sich in Anspruch. Dass alles irgendwie auch „öko“ sein müsse, also die Sache mit der Umwelt halt ein Problem sei, ist – logisch – Allgemeinplatz geworden ...

Die Linke und die Nation.

Hattu Nation, muttu entgrenzen

Die Linke und die Nation ist der Schwerpunkt der fünften Ausgabe des prager frühlings. Außerdem beschäftigen wir uns unter dem Motto "balkan beats" mit der Linken in Post-Jugoslawien. Mit dabei sind Thomas Seibert, Julia Bonk, Klaus Höpcke, Michel Albert, Christin Löchner, Lothar Bisky, Ringo Bischoff, Katja Kipping, Andreas Fischer-Lescano und die Band Ego-Tronic ...

Her mit dem schönen Leben!

Infrastruktursozialismus statt Hartz IV

Original sanktionsfrei: Weg mit Hartz IV! Her mit dem schönen Leben! Neben vielen investigativen und weniger investigativen Beiträgen zum Hartz IV-Regime, wollen wir Euch in dieser Ausgabe auch unseren Vorschlag vorstellen, dem Hartz IV-Regime die Forderung nach einem Infrastruktursozialismus entgegen zu setzen ...

Democracy against the machine

Radikaldemokratie statt FdGO

Februar 2009 erschien die dritte Ausgabe des prager frühling. Das Schwerpunktthema ist "Demokratie und Herrschaft" mit Beiträgen und Artikeln von Chantal Mouffe (University of Westminster, London), Jürgen Peters (IG Metall), Colin Crouch, Franziska Drohsel (Juso-Vorsitzende), die Gruppe Soziale Kämpfe, Sonja Buckel (Universität Frankfurt) und viele andere mehr ...

Auf der Suche nach der Ästhetik des Widerstandes

Alles Politur? Zum Verhältnis von Politik und Kultur

Mitte Oktober 2008 kam die zweite Ausgabe von prager frühling, dem neuem Magazin für Freiheit und Sozialismus. Das nächste Heft widmet sich schwerpunktmäßig dem Verhältnis von Politik und Kultur. Ziel der Redaktion ist es, politisches Engagement und Kultur einander näher zu bringen. Dabei geht es nicht um eine Kolonisierung des einen Bereichs durch den anderen ...

Neue Linke: Alles beim Alten?

NeuBegründung als Bruch nach vorn

Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe des Magazins prager frühling heißt "Refound: NeuBegründung". Unsere Autorinnen erklären was der "Bruch nach vorn" ist. Mit dabei Frigga Haug, Thomas Seibert, Hans Jürgen Urban, Daniela Dahn und Michel Friedmann.

Sprungmarken: Zum Seitenanfang, Zur Navigation, Zum Inhalt.