Prager Frühling, Magazin für Freiheit und Sozialismus (www.prager-fruehling-magazin.de)

»Früher war mehr Punkrock«

RB oder RSL? Zwei Linke diskutieren den Fußball in der Messestadt

Luise Neuhaus Wartenberg

Kann man sich den Verein seines Herzens suchen? Was ist das Gegenteil von Liebe? Darüber sowie über antirassistische Fanprojekte, Kommerz und das erste Bier auf der Heimfahrt nach dem Auswärtsspiel sowie über letztgültige Erkenntnisse beim Vereinsklo putzen, diskutieren wir mit Luise Neuhaus Wartenberg und Adam Bednarski. Beide kommen aus der Fußballstadt Leipzig, Adam ist ehrenamtlicher Geschäftsführer beim Roten Stern und Stadtvorsitzender von DIE LINKE, Luise engagiert sich für Rasenballsport Leipzig und als linke Landtagsabgeordnete.

Adam Bednarski

prager frühling (pf): Der Schriftsteller und Fußballfan Nick Hornby sagt: „Seinen Verein sucht man sich nicht aus. Er wird einem gegeben.“ Adam wie kamst Du zu Roter Stern Leipzig?

Adam Bednarski: Über Umwege. Als Jugendlicher hab ich auch viele Torheiten begangen, war bei Lokomotive Leipzig. Nach der Wende hieß der dann VfB Leipzig. Als unser damaliger Verein, dann aufgestiegen ist, war er noch attraktiver für Leute aus der rechten Szene. Es gab heftige Auseinandersetzungen mit rechten Fans. Anders als es Hornby beschreibt, wurde uns der Rote Stern nicht gegeben, sondern wir haben ihn uns selbst aufgebaut. Beim Roten Stern war ich ziemlich viel: Jugendtrainer, Spieler, Kapitän, Fan und Vorstand.

pf: Luise, wie bist du zu RB Leipzig gekommen?

Luise Neuhaus-Wartenberg: Eigentlich komme ich vom Handball und habe 15 Jahre selbst aktiv gespielt. Über Freunde und meinen Mann kam ich dann zu RB Leipzig. Beim Fanclub von RB versuchten sich progressive Kräfte einzubringen. Da dort – wie so oft — relativ viele Männer am Start waren, wurde ich dann gefragt: „Du kannst reden und du kannst dich durchsetzen, willst du dich nicht dort mit einbringen?“

pf: Wie wichtig war für deinen Weg zu RB, dass es ostdeutsche Vereine bisher in der Bundesliga verdammt schwer hatten?

Luise: Ja na klar. Das spielte eine Rolle, das hatte auch viel mit Leipzig und dem Osten für mich zu tun.

pf: Nun lassen sich Eure jeweiligen Vereine nur bedingt vergleichen. RB Leipzig spielt in der Bundesliga. Über den Roten Stern heißt es bei Wikipedia: seine Bedeutung liege weniger in seinen sportlichen Erfolgen als in seinem Selbstverständnis als „kultur-politisches Sportprojekt im Spannungsfeld zwischen normalem Fußballverein und linksradikaler Politik.“ Ist die Entscheidung zwischen Red Bull Leipzig und Roter Stern Leipzig auch – übertragen auf linke Kontroversen – eine zwischen Großorganisation und linker Kleingruppe?

Luise: Ich mische beim obersten Gremium im Fanverband von RB Leipzig mit. Dafür musste ich mir von Linken auch schon so manche Kritik anhören, weil RB Leipzig ja als kommerzieller Verein gilt. Doch meine Überzeugung ist: Wenn wir uns da nicht beteiligen, überlassen wir das Feld den Rechten. Sicherlich die  Mitbestimmung bei RB ist nicht so dolle. Aber im Fanverband wird auch straff politisch diskutiert. Dort wird dann auch von Leuten wie mir um eine quotierte Redeliste gekämpft. Dort treffen ganz unterschiedliche Menschen aufeinander, auch viele die politisch nicht verortet sind.

Adam: Die Frage der Mitbestimmung ist zentral. Bei RB gibt es Mitbestimmung nur zwischen Fans. Beim Roten Stern wollen wir keine Trennung zwischen Fans und Verein aufkommen lassen.

Luise: Tatsache ist, dass bei RB Leipzig an einem Spieltag 50-60.000 Leute zusammen kommen. Fußball ist, wenn man so möchte, die größte Bewegung im Land. Und für RB Leipzig ist spezifisch, dass es viele Familien gibt, die ins Stadion gehen und kein Interesse an Randale haben. Ich möchte nicht, dass die in ihrem Fanverband nur auf die organisierte Rechte treffen.

Adam: In den 90er Jahren hat es bei den Spielen auch immer heftig gerumpelt, das gehörte damals einfach dazu. Bei RB rumpelt halt nichts mehr. Das ist eine ganz andere Fußballkultur. Es ist ein Freizeitevent und irgendwie ist es dann schon fast egal, ob ich mit der Familie ins Gewandhaus zur Hochkultur oder ins Zentralstadion zur Sportkultur gehe.

Aber nochmal zum Thema „Kleingruppe oder Großorganisation”. Als wir 1999 einen ausdrücklich antifaschistischen Fußball-Verein gegründet haben, den Roten Stern, wurde uns auch vorgeworfen: „Ihr zieht Euch da jetzt in so eine Nische zurück.“ Inzwischen hat der Rote Stern 1.400 Mitglieder und ist damit - gemessen an den Fußballaktiven - der größte Fußballverein der Stadt. Und wir strahlen natürlich auch weit über die Stadtgrenzen hinaus und haben da eben auch eine gewisse Vorbildwirkung.

pf: In diesen 20 Jahren hat sich sicherlich auch einiges beim Roten Stern geändert?

Fortuna Düsseldorf - RB Leipzig

Adam: Wir sind gewachsen. Dennoch: Bei uns trifft sich immer noch donnerstags das Roter-Stern-Plenum, wo wir versuchen, alle Entscheidungen im Konsens zu treffen. Früher ging es darum, wie viele Bälle wir kaufen: sechs oder zehn. Heute reden wir über einen sechsstelligen Haushalts-Etat und haben mehrere Angestellte. Und ja, früher gab es auch beim Roten Stern mehr Punkrock.

pf: Mehr Punkrock?

Adam: Ja neulich beim Toilette säubern habe ich eine alte CD von „Chefdenker“ gehört. Na jedenfalls hab ich dann darüber nachgedacht, was das schönste am Fußballfantum ist.

pf: … und?

… als ich hinterm Klo angelangt war, dachte ich: Das schönste ist, wenn man beim Auswärtsspiel hinten im Fan-Bus sitzt und dann der Moment kommt, in dem du das erste Bier öffnest …

pf: Ihr habt es beide schon angesprochen, Rassismus und Ausgrenzung ist im Fußball ein  großes Thema. Was gibt es für Initiativen, um dem entgegen zu wirken?

Adam: Da wird viel geleistet und man fängt immer wieder von vorne an. Fußball hat leider auch viel mit Sexismus, Homophobie und Rassismus zu tun. Früher wurde das unhinterfragt hingenommen. Zum Glück ist das heute nicht mehr so. Da gibt es die Antira WM in Italien, die wir seit 20 Jahren besuchen und Gleichgesinnte aus ganz Europa treffen. Oder unsere Ausstellung Strafraum Sachsen 2.0, die ich nur dringend empfehlen kann, in der über Diskriminierung im Fußball informiert wird.

Luise: Insgesamt leisten die Fanprojekte einen total wichtigen Beitrag für so etwas wie „Völkerverständigung“. Es gibt auch bei RB explizit linke Fanclubs wie die Red Aces oder inzwischen auch einen explizit queeren Fanclub. Tatsache ist aber leider auch, dass es straff rechts orientierte Gruppen wie LE United gibt. Sie definieren sich auch als Stadionwache.

Adam: In der Tat, so eine breite Landschaft an Fanprojekten findet man in anderen Ländern kaum. Wichtig ist bei den Fanprojekten, dass sie nicht akzeptierende Sozialarbeit betreiben. Das gab es leider früher in Leipzig. Jetzt ist das zum Glück ganz anders. Die Leute, die hier arbeiten, die wissen was sie tun.

Luise: Ganz ehrlich: Oft ist es auch ein elender Kampf. Aber ich möchte den nicht aufgeben. Da müssen wir auch mal die Arschbacken zusammenkneifen und uns trotzdem einbringen. Allein RB mit Hass zu begegnen wird die Fans nicht zu Antirassisten machen, vielmehr führt das dazu, dass sie dicht machen.

pf: Auf welche Hindernisse stoßt ihr dabei?

Luise: Bei RB Leipzig im Club gilt wie in allen anderen der Spruch: „Politik hat im Stadion nichts zu suchen.“ Ich halte das für einen großen Fehler und engagiere mich dafür, dass gilt: „Rassismus hat im Stadion nichts zu suchen.“ Oder auch: „Sexismus hat im Stadion nichts zu suchen.“

Adam: Ich kann bestätigen, dass im Fußball dieses No-Politics –Dogma vorherrscht. Viele Fußballverbände tragen das wie eine Monstranz vor sich her. Dabei übersehen sie nur zu gerne, dass man in den oberen Fußball-Etagen ein CDU-Parteibuch haben muss. Beim Roten Stern haben wir den klaren Anspruch uns gesellschaftspolitisch einzubringen.

Luise: Beim Fanverband von RB Leipzig haben wir auch einen Blick auf Fußball als Teil von gesellschaftlicher Arbeit.

pf: Ihr engagiert Euch beide aktiv politisch. Nun hat Politik ein sehr vereinnahmendes Wesen. Wann wart ihr das letzte Mal im Stadion?

Adam: Das ist jetzt peinlich (lacht). Ich oute mich jetzt, ich war letzte Woche zum ersten Mal bei RB. Samstags Abend hat mich ein Kumpel gefragt, ob ich mit meinen Kindern und ihm am kommenden Tag ins Stadion gehe. Ich hatte auch schon ein Bier getrunken, war also völlig wehrlos. Und dann habe ich gesagt: Ich schau mir das Elend mal aus der Nähe an.

Luise: Vor 4 oder 5 Wochen. Das mit der vereinnahmenden Politik stimmt bei mir auf jeden Fall.

Pf: Für diesen Schwerpunkt haben wir auch den Präsidenten des Frauenfußballvereins Turbine Potsdam interviewt. Wie sieht es bei Eurem Verein jeweils mit der Förderung des Frauenfußballs aus?

Adam. Na dann, die Erfolgreichen zuerst.

Luise: Die Frauen-Mannschaften bei RB Leipzig werden gefördert und gestützt. Doch mir reicht das nicht. Das ist noch nicht da, wo es hingehört. Vielleicht trifft es folgenden Vergleich: „Wir haben zwar eine ostdeutsche Kanzlerin, trotzdem bleibt der Osten abgehängt.“

Adam: Wir können eins festhalten: Wenn wir von Fußball reden, ist offensichtlich das Spiel von Männer gemeint. Wenn Frauen spielen, heißt es immer zusätzlich „Frauenfußball“. Warum eigentlich? Ich habe das mal das Zwei-Sportarten-Phänomen genannt. Unsere Sprache verrät uns da. Die einen spielen Fußball, die anderen Frauenfußball.

Aber nicht nur bei den Aktiven auf dem Feld, sondern auch in den Vereinen und den Fanprojekten ist das noch immer so. Ich meine: Der Fußball selbst vergibt sich eine große Chance, wenn sie mit Männerbündelei 50 Prozent der Bevölkerung vergraulen.

Luise: Das stimmt. Wenn man sich übrigens unsere Partei anschaut, fallen mir viele Frauen ein, die in Fußball-Szene aktiv sind.

pf: Beide Vereine haben aggressive Angriffe erlebt: Ich erinnere nur an den abgetrennten blutigen Bullenkopf, der bei einem Spiel von RB auf dem Feld landete. Der Rote Stern wurde von hunderten Nazihools angegriffen und faktisch die gesamte Straße, in der sich der Vereinsladen befindet, zerstört. So aggressiv und bedrohlich geht es nicht immer zugehen. Aber Tatsache ist: Fußball lebt davon, dass es ein gegnerisches Team gibt, auf das man alle negativen Gefühle fokussieren kann. Die Theoretikerin Chantal Mouffe spricht in ihren Plädoyers für Linkspopulismus  von einem „konstitutiven Außen“. Braucht es das auch in der Politik?

Adam: Ja gut, da können wir jetzt ins Sozialpsychologische gehen, Gruppen definieren sich auch über die, die nicht Teil der Gruppe sind. Wenn es ein Außen gibt, schweißt das die Gruppe zusammen. Die zwei Teams sind bis zum Abpfiff Gegner. Der zivilisatorische Fortschritt ist, dass Rivalitäten durch Regeln eingehegt werden. Und dieses Bipolare ist dem Fußball inhärent.

pf: Gilt das auch für die Politik?

Luise: Ja und nein. Das muss auch eine Grenze haben. Man kann sich im Parlament mit der CDU ein gepflegtes Battle liefern und trotzdem im Nachgang mit einem CDUler nett plauschen. Es gibt aber Grenzen: Ich würde nie mit einem AfDler plaudern.

Ansonsten bin ich da bei Adam: 90 Minuten Fußball plus Verlängerung sind wie eine harte Droge. Für etwas zu kämpfen, heißt immer auch zu wissen, wogegen man einsteht. Die Frage ist, was hat das größere Gewicht: Ich würd es besser finden, wenn das größere Gewicht wäre, wofür man ist – im Fußball und der Politik.

Adam: Den Begriff Fairplay, der aus dem Sport kommt, kann man auch auf Politik anwenden.

pf. Trotz der sich anbahnenden Harmonie kann ich eine Frage nicht ersparen: Welcher Fußballclub ist euer Lieblingsfeind?

Luise: Adam, du sagst jetzt bitte nicht RB Leipzig!

Adam: (lacht) Was in der Fanszene bei RB Leipzig passiert, finde ich ja zum Teil durchaus löblich. Ich kann das schon abstrahieren. Hass empfinde ich gegenüber keinem Team. Eher das Gegenteil von Liebe: also Gleichgültigkeit.

Luise: Ich hab sowas wie Hass-Gefühle auch nicht. Da stecken ja immer Menschen dahinter.

pf: Und ich dachte, ihr einigt euch jetzt auf den gemeinsamen Lieblingsgegner FC Bayern München.

Luise: OK, Gefühle gegen Bayern kann ich nachvollziehen. Als RB Leipzig zum ersten Mal gegen Bayern gewonnen hatte, das war großartig.

Adam: Klar, was Hoeneß sagt, nervt. Aber mit zunehmenden Alter sieht man auch die positiven Facetten. Der Verein hat auch eine interessante Geschichte. Unterm Strich sind das alles Global Player, ob RB Leipzig, Bayern, Dortmund …. Von den Mechanismen des Geschäftes spielen die letztlich alle in einer Liga. Bayern stellt sich halt dabei oft besonders geschickt an und steht häufig oben in der Tabelle. Zurzeit ist das nicht der Fall. Hurra der Fußball lebt!

pf: Was wünscht Ihr Euch für den Verein eures Herzens?

Adam: Luise will bestimmt Präsidentin werden.

Luise: Quatsch. Ich wünsche mir, dass wir weiter erstklassig und auch international spielen. Es tut Leipzig und Sachsen gut, wenn hier internationaler Fußball gespielt wird. Ich wünsche mir, dass wir es bei RB schaffen die unterschiedlichen Gruppierungen so zusammen zu bringen, dass die Rechten nicht dominieren und in der Unterzahl sind, weil ich nicht Zustände wie vor 20 Jahren möchte. Mir geht es um einen Verein, der auch jungen Familien die Möglichkeit gibt, vernünftigen Fußball zu schauen. Ich war mit meinen Sohn zum ersten Mal in Stadion da war er zwei und es hat sich für mich gut und sicher angefühlt. Und ich wünsche mir, dass sich der Verein bewegt.

Adam: Luise spricht aus Fanperspektive. Ich habe da mittlerweile eher die Sicht eines — wenn man so will —Fußballfunktionärs. Ich will, dass wir die Jugendarbeit beim Roten Stern ausbauen können. Mittlerweile trainieren 400 Kinder bei uns. Mein Ziel ist es, dass alle Kinder, die beim Roten Stern aktiv sein wollen, das auch können. Und ich möchte einige der großen Bauprojekte beenden. Wir haben jetzt ein neues Gelände im Herzen des alternativen Stadtteil Connewitz, die sogenannte Teichstraße. Da ist in den nächsten Jahren noch super viel zu tun und Möglichkeiten zur weiteren Verwirklichung. Vielleicht gründen wir dort noch eine RSL-Sport-KiTa, das wäre mal spannend.

Pf: Und was wünscht ihr euch für unsere gemeinsame Partei?

Luise: Dass wir bei den kommenden Europawahlen und Kommunalwahlen gut abschneiden.

Adam: Wenn wir alle unsere Vorzüge und verschiedenen Fähigkeiten in die Waagschale werfen, können wir das schaffen.

Luise Neuhaus-Wartenberg ist Landtagsabgeordnete für DIE LINKE in Sachsen und Sprecherin der Strömung Forum demokratischer Sozialismus. Dr. Adam Bednarsky ist Leipziger Stadtrat und Stadtvorsitzender der LINKEN Leipzig. Sein aktuelles Buch behandelt Diskriminierungsformen im sächsischen Amateurfußball. Das Interview führte Katja Kipping

  • Mögen

  • Ausdrucken

Artikel versenden

Absender

Empfänger

Nutzungsbedingungen*

Ich verpflichte mich zur wahrheitsgemäßen Angabe meiner Daten. Ich weiß sicher, dass der/die Empfänger/in mit dem Empfang der E-Mail einverstanden ist. Ich übernehme die Verantwortung, wenn dies nicht der Fall ist. Zur Entlastung des Websitebetreibers gestatte ich, dass Datum, Uhrzeit, beide E-Mail-Adressen und meine IP-Adresse gespeichert werden. Nicht gespeichert wird die Nachricht an den Empfänger.

Schließen
Artikel aus der Ausgabe März 2019
Prager Frühling März 2019

Schlagworte:

Bange machen gilt nicht ....

Wir stehen an einem Wendepunkt. Seit zwei Jahren erleben wir eine neue Welle von Protesten und Ordnungskämpfen . Gleichzeitig gibt es einen neuen Rechtsterrorismus und den Versuch der Landnahme rechter Netzwerke bis weit hinein in Polizei und Militär ...

Stadion, Serien, Sozialismus

Welche Serien sehen Linke, und warum? Warum gehört Beckenbauer aus dem DFB geschmissen und was machen Feine Sahne Fischfilet in Paris? Was haben Soccer und Sozialismus miteinander zu tun und welche Musik würde der klassische Pianist Igor Levit gern bei einer Demo hören? Diese Fragen beantwortet die neue Ausgabe des Magazins für Freiheit und Sozialismus.

Verteidigung des Unabgegoltenen

Die Gegenwart ist reich an Mythen: Die Linke interessiere sich nicht mehr für die Arbeiterklasse und der globale Aufbruch von `68 sei ein Aufstand der ohnehin Privilegierten. Dieser grassierenden Geschichtslosigkeit entgegen rekonstruieren wir das Unabgegoltene des Aufstands im Mai `68 und fragen nach den Folgen der Niederschlagung des Prager Frühling für die Linke in Ost- und Westeuropa ...

Klasse mit Gedöns!

Die politische Linke habe sich die letzten Jahrzehnte zu viel mit Gedöns und zu wenig mit Klassenpolitik beschäftigt, so ist im politischen Feuilleton derzeit häufiger zu lesen. Nur: Stimmt das überhaupt? Und was hieße Klassenpolitik auf der Höhe der Zeit?

Tod der alten Dame?

Ob PASOK in Griechenland oder die Parti Socialiste in Frankreich, in vielen Ländern sind die Sozialdemokraten zu Kleinstparteien geworden. Auch hierzulande geht’s der SPD alles andere als gut. Was bedeutet die Schwäche der SPD für die Linke? Was für eine sozialistische Europapolitik? Eine Ausgabe über Glanz und Elend der realexistierenden Sozialdemokratie.

Versteckte Gemeinsamkeit

Sie hassen und sie brauchen sich. Die völkische Rechte nutzt islamistischen Terror und neo-salafistische Ideologie zur Selbstermächtigung und zur geistigen Aufrüstung beim Kampf um die Straße. Unsere Autor*innen gehen der Frage nach, woher sich diese „autoritären Revolten” speisen, wie ihnen zu begegnen ist und welche Rolle eine emanzipatorische Linke dabei spielen sollte.

Bevor die nächste Blase platzt

In EU und Euroraum erleben wir wie der neoliberale, finanzgetriebene Kapitalismus einfach so weitermacht wie bisher. Was eine linke Antwort ist, kann als umstritten gelten: Rückzug in den nationalstaatlich organisierten Kapitalismus oder eine solidarische und demokratisierte Wirtschaftsordnung in Europa?

Wer ist das Volk?

Populismus als Kommunikationsform und Strategie

Wer ist das Volk in „Wir sind das Volk“? — Wir haben uns in Europa und den Amerikas auf die Suche nach dem Volk der rechten Wutbürger und dem Volk des Linkspopulismus begeben. Gefunden haben unsere AutorInnen populistische Elemente in der repräsentativen Demokratie und einen radikaldemokratische Impetus des Linkspopulismus. In den Beiträgen werden Fragen nach der (Un)Möglichkeit des Pluralismus innerhalb linkspopulistischer Strategien und nach der Realpolitik des Populismus an der Macht gestellt.

Angst essen Seele auf

Terror, Gewalt, Kriminalität — SicherheitspolitikerInnen behaupten darauf eine Antwort zu haben. Aber was war eigentlich noch mal die Frage? Unsere AutorInnen haben versucht herauszufinden, was das eigentlich ist: Sicherheit. Sie haben sich an Antworten darauf versucht, ob es eine linke und emanzipatorische Sicherheitspolitik geben kann und worin diese eigentlich bestehen sollte.

This is a movement

Die Neuaushandlung von Bewegungsfreiheit und Grenzregimen

Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen. … oder höchstens eine ganz kleine vielleicht oder einen Zaun aus Natodraht. Die selektive Abschottung des „Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“ nach außen ist in seiner bisherigen Form gescheitert. Unsere AutorInnen intervenieren in diese Neuaushandlung zentraler Fragen von Nationalstaatlichkeit, globalen Rechten und Demokratie ...

Krieg und Frieden

Weltinnenpolitik und die Zukunft ziviler Konfliktbearbeitung

Putinversteherin und Faschistenfreund – in Diskussionen über den Umgang mit bewaffneten Konflikten, wird schnell auch rhetorisch scharf geschossen. In seiner neuen Ausgabe fragt prager frühling wie eigentlich linke Weltinnenpolitik geht und wie eine Neuerfindung des politischen Pazifismus ins Werk zu setzen wäre.

So nicht!

Demokratie als Praxis

Griechenland hat die Austeritätspolitik abgewählt - durchgesetzt hat dies eine linke soziale Bewegung auf den Straßen und Plätzen. Ohne die enge Verzahnung mit Syriza als parlamentarischer Verlängerung wäre dies nicht möglich gewesen. In Dresden hingegen marschiert mit Pegida eine neue APO von rechts und mit der AfD rückt eine neue Rechtspartei in die Parlamente ein. Genügend Gründe also sich mit den Formatierungen parlamentarischer Demokratie zu beschäftigen. Spielräume für emanzipatorische Kämpfe zu ergründen und Beschränkungen einer Politik im Zählverein zu analysieren.

No Future?!

Not this Future!

Elendig lange scheint es her, dass Francis Fukuyama en passant mit dem Ende der Geschichte auch das Ende des Zukunftsdenkens ausgerufen hat. Elendig ist das gegenwärtige Zukunftsdenken auch nach dem Ende dieses „Endes der Geschichte“. In Politik, Wissenschaft und Literatur ist der Bedeutungshorizont von Zukunft auf die Begrifflichkeiten der Versicherungsmathematik zusammengeschrumpft. Der Versuch einer Rettung

Common Sense?!

Von Sinn und Eigensinn der Commons

Emanzipatorische Alternative jenseits von Markt und Staat oder nur Lückenbüßer für vormals staatlich organisierte Aufgaben? Unsere Autor*innen haben sich auf die Suche nach heutigen Commons gemacht. Im ersten Teil der Ausgabe haben sie die Kontaktzonen zum Markt, Staat und Care-Ökonomien besichtigt und theoretisch vermessen. Im zweiten Teil der Ausgabe haben sie Gemeinschaftsgärten durchstreift sowie an „Energietischen“ gesessen, um Kämpfe um Commons zu dokumentieren.

Feiern, wie sie fallen?!?

Über das Verhältnis von Opponieren, Regieren und Protestieren

Die heilige Dreifaltigkeit der Linken ist die Trinität aus Protestieren, Opponieren, Mitregieren. Bei der Frage, in welcher Beziehung die drei stehen, gerät die Gemeinde oft ins Stammeln und die politischen Theologen antworten mit dürren Dogmen. Unsere AutorInnen haben zunächst gefragt, wo er ist, der ominöse Ort der Macht und sind ihm dann mit steilen Thesen auf den Leib gerückt.

Wo Strom ist, ist Widerstand

Digitaler Protest und elektronische Demokratie

Unsere AutorInnen fragen sich, ob die Schwarmintelligenz den Cybersexismus überwinden kann und wo genau die Grenzen des digitalen Medienbaukastens verlaufen. Kai van Eikels analysiert die Ideologie des „Nerds“ und Mathias Schindler erklärt, wie es mit Wikipedia weitergeht. In den Feminismen gibt Dr. Lady Bitch Ray dem Feminismus der ersten Welle einen fetten Zungenkuss, während Stefan Gerbing in der ersten Hurenzeitung der Weimarer Republik geblättert hat.

Burn-out den Verhältnissen

… oder die Revolution kommt immer zu spät

Nein, ihr habt’s wieder falsch verstanden! Entschleunigung heißt nicht Breitbandrossel, liebe Telekom. Und Du, Frankfurter Polizei: Die Entdeckung der Langsamkeit meint nicht, zehn Stunden Zwangsentschleunigung im Kessel. In der Stress-Ausgabe prager frühling geht’s, darum wie man es richtig macht.

Essen und gegessen werden

Erst so ein Fressen und dann auch noch Moral!

Der Realsozialismus ist auch auf der Speisekarte gescheitert: Als Diktatur des schlechten Geschmacks. Die Verhältnisse an kapitalistischen Tafel sind nicht weniger ungenießbar. Tausch von ökonomischem und sozialem Kapital geht vor. Wenn Renate Künast eine Flasche fairen Bio-Orangensaft kauft, geht locker das Tagesbudget eines Hartz-IV beziehenden Kindes über die Theke ...

Battlen statt Betteln.

prager frühling entwickelt die neue soziale Idee!

Die neue Ausgabe des prager frühling erscheint am 26.10.2012 und kann hier bestellt werden.Im Schwerpunkt geht es diesmal um die „Neue soziale Idee“ und damit die Frage nach emanzipatorischen Potentialen, aber auch den Grenzen einer linken Sozialpolitik.

Autoritäres Krisenregime

Deutsche Euros rollen wieder …

Und in Berlin singen die Ultras von der FDP gemeinsam mit den Polithools vom rechten Rand: „Protektorat statt Europarat!“ Wird in Griechenland bald mehr als nur Deutsch gesprochen? Unsere AutorInnen stellen sich dem Einmarsch entgegen. Lucas Oberndorfer analysiert den autoritären Wettbewerbsetatismus als Krisenbearbeitungsstrategie ...

Sex! Sex! Sex!

Über die schönsten Nebenwidersprüche der Welt

Von wegen „schönste Nebensache“ der Welt. Sex ist diesmal der Schwerpunkt unseres Heftes. Während uns die Starsoziologin Eva Illouz über den Zusammenhang von Kapitalismus und Partnerwahl aufklärt, analysiert Kathy Meßmer Intimchirurgie als widersprüchliche Praxis. Außerdem im Schwerpunkt: ...

Affentanz um Nahost

Nichts sehen, nichts hören, laut brüllen — geht die Linke über den Jordan?

Ach diese Linken! Sie wissen genau, wie es Frieden zwischen Ramallah und Tel Aviv geben kann und sie brüllen es heraus – in Düsseldorf und Frankfurt. Während die Einen schreien: „Straßenschlacht in Ramallah, die Panzer sind die Antifa“, brüllen die Anderen: „Intifada bis zum Sieg ...

Reinheitsverbot

Parallel sind immer die Anderen!

prager frühling stößt an: ein Prosit den Parallelgesellschaften! Schon klar, Integration fordert immer die Anderen. Deshalben sagen wir: "Erst wenn Efes sich ins deutsche Biersortiment eingegliedert hat und ein Hefeweizen anbietet, werdet ihr merken, dass man so etwas nicht trinken kann." Wie aber geht sozialistischer Antirassismus? Etienne Balibar, Nichi Vendola und viele andere versuchen sich in Antworten ...

Im Zweifel Dagegen!

Schwerpunktheft Dissidenz und ziviler Ungehorsam

Dissidenz und ziviler Ungehorsam sind die Hefe linker Politik. Kann Sie auch Schmiermittel des Kapitalismus sein? Wo schlägt Subversion in unpolitischen Abweichungsfetisch um? Unsere Autor_innen schauen nach, diskutieren und polemisieren.

com.munismus. komm!

Auf dem Weg zum Wissenskommunismus

Ist geistiges Eigentum Diebstahl? Stellen Raubkopien das Ergebnis von Aneignung oder eine besonders perfide Ausbeutung des Kreativproletariats dar? Darüber diskutieren in unserem Heft u.a. Michael Hardt, Cornelia Koppetsch, Sabine Nuss und Stefan Meretz. Digital Natives diskutieren die Implikationen der Digitalisierung von Demokratie ...

Crossover

Gegenmacht oder gegen Macht?

„Crossover“ ist der Versuch, eine Diskussion über politische Kooperation von sozialistischen, grünen und sozialdemokratischen Positionen in Gang zu setzen, deren Ergebnis hegemoniefähige progressive Reformprojekte werden sollen. So nahe liegend dies angesichts des Niedergangs der neoliberalen Ära ist, so blockiert ist diese Perspektive dennoch ...

Klimawandel und Gesellschaftsveränderung

System change not climate change!

Den politischen Gemütszustand unserer Welt beschreibt nichts besser als der alte Kalauer: „Öko? Logisch.“ Niemand schmunzelt mehr drüber, aber alle nehmen den Schenkelklopfer für sich in Anspruch. Dass alles irgendwie auch „öko“ sein müsse, also die Sache mit der Umwelt halt ein Problem sei, ist – logisch – Allgemeinplatz geworden ...

Die Linke und die Nation.

Hattu Nation, muttu entgrenzen

Die Linke und die Nation ist der Schwerpunkt der fünften Ausgabe des prager frühlings. Außerdem beschäftigen wir uns unter dem Motto "balkan beats" mit der Linken in Post-Jugoslawien. Mit dabei sind Thomas Seibert, Julia Bonk, Klaus Höpcke, Michel Albert, Christin Löchner, Lothar Bisky, Ringo Bischoff, Katja Kipping, Andreas Fischer-Lescano und die Band Ego-Tronic ...

Her mit dem schönen Leben!

Infrastruktursozialismus statt Hartz IV

Original sanktionsfrei: Weg mit Hartz IV! Her mit dem schönen Leben! Neben vielen investigativen und weniger investigativen Beiträgen zum Hartz IV-Regime, wollen wir Euch in dieser Ausgabe auch unseren Vorschlag vorstellen, dem Hartz IV-Regime die Forderung nach einem Infrastruktursozialismus entgegen zu setzen ...

Democracy against the machine

Radikaldemokratie statt FdGO

Februar 2009 erschien die dritte Ausgabe des prager frühling. Das Schwerpunktthema ist "Demokratie und Herrschaft" mit Beiträgen und Artikeln von Chantal Mouffe (University of Westminster, London), Jürgen Peters (IG Metall), Colin Crouch, Franziska Drohsel (Juso-Vorsitzende), die Gruppe Soziale Kämpfe, Sonja Buckel (Universität Frankfurt) und viele andere mehr ...

Auf der Suche nach der Ästhetik des Widerstandes

Alles Politur? Zum Verhältnis von Politik und Kultur

Mitte Oktober 2008 kam die zweite Ausgabe von prager frühling, dem neuem Magazin für Freiheit und Sozialismus. Das nächste Heft widmet sich schwerpunktmäßig dem Verhältnis von Politik und Kultur. Ziel der Redaktion ist es, politisches Engagement und Kultur einander näher zu bringen. Dabei geht es nicht um eine Kolonisierung des einen Bereichs durch den anderen ...

Neue Linke: Alles beim Alten?

NeuBegründung als Bruch nach vorn

Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe des Magazins prager frühling heißt "Refound: NeuBegründung". Unsere Autorinnen erklären was der "Bruch nach vorn" ist. Mit dabei Frigga Haug, Thomas Seibert, Hans Jürgen Urban, Daniela Dahn und Michel Friedmann.

Sprungmarken: Zum Seitenanfang, Zur Navigation, Zum Inhalt.