Prager Frühling, Magazin für Freiheit und Sozialismus (www.prager-fruehling-magazin.de)

»Man sollte nicht zu viel Zeit darauf verwenden von allen gemocht zu werden«

Christoph Sell von Feine Sahne Fischfilet über Gelbwesten, Kirche im Osten und Antifa auf dem Land.

pf: Ihr kommt gerade aus Paris, wo ihr ein Konzert gespielt habt. Am Tag Eures Konzerts gab es auch in Frankreich wieder Proteste der gilets jaunes, wie habt ihr das erlebt?

Sell: Mich hat dieser breite soziale Protest, bei dem sich auf der Straße alles mischt, beeindruckt. Es ist wichtig, dass die Linke diese Proteste nicht den Rechten überlässt. Dass so viele verschiedene Leute ihre Wut auf die Straße tragen, war bemerkenswert. Ebenso beeindruckend im negativen Sinne waren allerdings auch der Grad der Repression und der massive Tränengaseinsatz

pf: Wie hast du die Proteste inhaltlich wahrgenommen?

Sell: Ich finde die Grundrichtung, dass Leute aufstehen und sich wehren, super. Klar, was in Frankreich passiert, ist ein offener Prozess. Und dann passieren aber eben auch so Dinge wie der antisemitische Überfall auf Alain Finkielkraut in Paris. Doch statt sich an den Rand zu stellen und zu sagen, man entfernt sich aus den Protesten, ist das Gegenteil richtig: Nein, es gilt solche Leute dort raus zu drängen. Es gilt sich einzuklinken und andere zu überzeugen, dass Diskriminierung nie zu Fortschritt führt, sondern zu autoritären Verhältnissen. Sicher gibt es da auch immer Rückschläge. Es ist wichtig den Konflikt zu suchen und dafür zu sorgen, dass Rechte und Antisemiten in solchen Bewegungen keinen Fuß auf den Boden kriegen.

Das tut oft auch weh und ist eine anstrengende Arbeit, sich z.B. wie die französischen GenossInnen mit solchen Antisemiten auseinander zu setzen. Aber das ist der richtige Weg. Da sehe ich auch ein Problem in Deutschland, dass man sich hier eher bei Konflikten zurückzieht. In Frankreich haben die Gelbwesten als Protest gegen die Bezinpreiserhöhung begonnen und sind mit der Zeit immer politischer geworden, so dass es mittlerweile gegen den französischen Zentralismus und vor allem gegen die Macron-Regierung geht.

Ich bin sehr geprägt von den Erfahrungen als Jugendliche Antifa-Politik im ländlichen Raum zu machen, wo es ganz salopp formuliert darum ging eine „Volksfront gegen Faschismus“ zu etablieren. Da ging es dann oft auch darum die Gemeinsamkeiten nach vorne zu stellen und die Differenzen aus zu diskutieren.

Es gibt natürlich insgesamt in Frankreich eine andere Protestkultur, die auch mit der unterschiedlichen Geschichte zu tun hat. In Frankreich berufen sich viele Menschen, wenn es hart auf hart kommt, auf die Französische Revolution, auf Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, während in Deutschland noch immer die Zerschlagung der Gewerkschaften und linken Bewegung im Nationalsozialismus nachwirkt. In Deutschland käme es sicher nicht dazu, dass Gewerkschaften bei Streiks Reifen vor Betriebshöfen anzünden … Das sind immer noch die negativen Früchte von Nazideutschland.

pf: Andererseits gibt es hierzulande doch auch spannende und auch große Proteste. Hambi bleibt, Vonovia enteignen, #aufstehen und vieles andere mehr.

Sell: Auf jeden Fall. Das ist auch wichtig, andererseits gibt es natürlich eine krass repressive Antwort. Aber gerade die Proteste um den Hambacher Forst. Das ist mega, was da erreicht wurde. Der Wald steht immer noch da, auch wenn der Konflikt noch nicht beendet ist. Mit „No Pasaran!“ in Dresden wurde vor einigen Jahren gezeigt, dass man mit einer Massenmobilisierung so einen riesigen Naziaufmarsch ad acta legen kann. Auch wenn sich die Zeiten gerade ändern und ein Bündnis wie „No Pasaran“ auch wieder schwieriger wird.

pf: Aber noch mal zu der Frage im Umgang mit Nazis: Ihr habt ja das tolle #Wirsindmehr-Konzert in Chemnitz mitorganisiert. Was würdet Ihr sagen, was sollte man in der Auseinandersetzung mit rassistischen Mobilisierungen tun?

Sell: #Wirsindmehr war für uns etwas sehr besonderes. Die Aufmerksamkeit für die Rechte wurde zurückgedrängt. Das war toll. Was mich am meisten berührt hat, waren aber nicht die vielen Stars und bekannten Musiker, mit denen wir auf der Bühne standen. Das Tolle waren die Leute von vor Ort, die es organisiert haben und die die Redebeiträge und die Moderation gemacht haben. Die waren inhaltlich klar, die waren kämpferisch und die haben eben auch ganz viele verschiedene. Themen angesprochen, wie z.B. „Hambi bleibt“ oder die Revolution in Rojava … Und das vor Leuten, die da vor allem waren, weil sie was gegen Nazis haben und weil sie die Musik hören wollten.

Uns ist es wichtig, Leute vor Ort zu supporten, die auch nach so einem Konzert noch da sind und die kontinuierliche Arbeit machen. Davon gibt es gerade in Sachsen so einige. Das sind in Döbeln das Cafe Courage, das Jugendhaus in Roßwein und viele andere. Das sind alles Orte, wo Leute sich alleingelassen fühlen. Leute, die unter schwierigen Bedingungen in diesen Orten für eine fortschrittliche Welt einstehen. Wenn so ein Konzert dafür Impulse gibt, wäre das toll. Und natürlich reicht das nicht, da mal einen Tag zu sein. Mit unserer Kampagne „Noch nicht komplett im Arsch“ gegen den Einzug von NPD und AfD in den Schweriner Landtag haben wir linke Kulturarbeit in einem breiteren Sinne begonnen. Anders als in Sachsen, wo es in den kleinsten Orten Hausprojekte gibt, gibt es in Mecklenburg-Vorpommern auf dem Land ganz selten was und wenn dann ist das in den Händen der Nazis.

Deshalb hört man auch gar nicht mehr so viel über M-V. Aber das ist ein stummer Burgfriede, der ganz problematisch ist. Dort drehen die Nazis nicht so frei, weil sie gar keine Gegenwehr haben. Es gibt viele Nazikonzerte, das generiert Geld. Terrorgruppen wie der NSU können da Urlaub machen und sich entspannen. Bei der Kampagne „Noch nicht komplett im Arsch“ – haben wir gemerkt, damit treffen wir sie. Eine Antifa-Demo mal, dass ist gut. Aber das können die Nazis einordnen. Aber wenn man kulturelle und sportliche Geschichten hinbekommt wie z.B. unser Antirassistisches-Fußballturnier in Pasewalk, das nervt die Nazis wirklich.

pf: Was waren die Reaktionen?

Sell: Ganz oft einfach Angriffe. In Wolgast haben wir in der Kesselbar mit Jennifer Rostock, die dort aufgewachsen ist, eine Diskussion gemacht. „Wie war es in den 90er Jahren da aufzuwachsen?“, war das Thema. Da ging es einfach um die Weitergabe von Erfahrungen.

Da gab es dann Angriffe und Bedrohungen. Buttersäureanschläge sind in Mecklenburg-Vorpommern verbreitet. Die Nazis in Mecklenburg-Vorpommern scheinen sich in der Produktion dieser stinkenden Säure gut auszukennen. (lacht) Oder aktuell: Wir haben uns einen Proberaum aufgebaut. In einer kleinen Stadt wie Greifswald kriegen die Nazis sowas sofort mit und der Proberaum wurde dann eben auch sofort angegriffen. Die Nazis haben versucht den abzufackeln, was ihnen nicht gelungen ist, weil sie sich zu doof angestellt haben.

pf: Und gibt es auch Erfolgsgeschichten?

Sell: Ganz klar: In Anklam. Da haben die Nazis eine nationale Bibliothek mit geschichtsrevisionistischen und rassistischen Büchern, es gibt einen Naziladen und alles Mögliche mehr. Die rechte Hegemonie war da ganz lange da und sehr stabil.

Vor ein paar Jahren haben Leute dort im leerstehenden Bahnhof angefangen Kulturarbeit zu machen, Konzerte und vieles mehr. Daraus ist der Demokratiebahnhof als soziales Zentrum entstanden. Das hat totalen Einfluss auf die Kleinstadt. Wir haben da einen Vortrag gehalten. Und die jungen Leute haben gesagt: Wir haben Bock, wir machen jetzt was. Daraus ist dann das legendäre gemeinsame Konzert mit Materia und mehreren tausend BesucherInnen entstanden. Und das trifft die Nazis, in einer Stadt, in der sie das Gefühl haben, dass sie das Sagen haben. Ob sozial oder kulturell. Wenn Anklam das schafft das für einen Tag auszuhebeln, dann ist das dort wie eine kleine Weltrevolution.

pf: Jetzt haben wir viel darüber geredet, was man machen kann, gibt es etwas wo ihr sagt: Das sollte man lieber lassen? Das schadet in der Auseinandersetzung mit rechts?

Sell: Erstmal denke ich, wenn Leute das Gefühl haben, sie wollen was gegen Nazis oder gegen Ungerechtigkeit unternehmen und einfach anfangen, dann ist das eigentlich fast immer eine gute Sache, auch wenn man dabei Fehler macht. Womit ich gar nichts anfangen kann, ist dieses Gerede davon, dass man jetzt mit Rechten reden müsse.

Wir konzentrieren uns auf die Leute, die Lust haben auf eine Gesellschaft, in der es keine Diskriminierung gibt. Den anderen wird ohnehin ständig zugehört.

pf: Klar, warum soll man mit denen mehr reden als mit allen anderen Menschen?

Sell: Genau. Und es ist wichtig, sich nicht von der rechten Übermacht erdrücken und in die Defensive drängen zu lassen. Und da hilft es auch bei der ganzen Kriminalisierung, z.B. durch den Verfassungsschutz, wovon wir ja auch betroffen waren, klar zu sagen: Ich möchte nicht, dass die mich mögen. Das ist — siehe NSU — eine rechte Behörde. Wenn die uns nicht mögen, dann haben wir alles richtig gemacht. Wir sind nicht das Problem. Ihr seid das Problem. Man wird darin auch besser, Leuten Paroli zu bieten. Man sollte nicht zu viel Zeit darauf verwenden von allen gemocht zu werden. Sondern sich die Frage zu stellen: Wie wollen wir leben und dafür einzustehen, was Menschlichkeit und Humanismus bedeutet.

pf: Gute Überleitung, der Pfarrer Lothar König hat euch einmal als christliche Urband bezeichnet. Was meint er wohl damit und könnt ihr damit was anfangen?

Sell: (lacht) Lothar König, ja das ist ein toller rebellischer Freigeist. Mit all seinen Schwächen und Stärken … Ich bin zwar Agnostiker, aber es ist schon so, viele aus der Band wurden durch die Jungen Gemeinden sozialisiert. In Greifswald gab es einen linken Pfarrer. Seine Kinder sind noch heute gute Freunde von mir, die sind super Genossen. Das hat mich neben den linken Hausprojekten tief geprägt. Religion links auszulegen zu können war für mich in meiner politischen Sozialisation wichtig. Ungerechtigkeit anzuprangern, unabhängig davon, was das Gesetz sagt, man muss sich ihnen entgegenstellen, weil es richtig ist. Auch wenn ich Angst habe. Was wäre denn in Lichtenhagen gewesen, wenn nicht Leute diese Angst überwunden hätten und sich bei den Angriffen auf die vietnamesischen VertragsarbeiterInnen in Rostock vor das Sonnenblumenhaus gestellt hätten? 

pf: Gibt es im Osten ein anderes Verhältnis zur Kirche?

Sell: Zum Teil ja. Der damalige Pfarrer ist mittlerweile im Ruhestand, aber auch andere Pfarrer sind aufrichtige Antifaschisten. Aber ich kenne auch Leute in Sachsen, in denen die Pfarrer einfach rechts sind. Gibts selbstverständlich auch überall.

Wir hatten das Glück, dass uns die Gemeinde damals einfach hat machen lassen. Man konnte gleichzeitig in der Jungen Gemeinde und bei der Antifa sein. Und auf dem Land, wo es nichts gab, keine Räume, da war das ein Ort, wo man sich zusammenfinden konnte, gerade wenn man ein bisschen anders war. Ich seh‘ das auch bei meiner Verwandtschaft. Punk oder Hausbesetzer in der DDR zu sein bedeutete richtig viel Stress und Gefahren ausgesetzt zu sein. Die waren natürlich auch in Jungen Gemeinden mit am Start, weil man dort zu DDR-Zeiten Freigeist sein konnte. Das war ja auch anderswo so: In Berlin in der Zionskirchgemeinde oder der Kirche von Unten.

pf: Ihr habt jetzt zwölfjähriges Jubiläum … was waren für Dich prägend?

Sell: Über vieles haben wir ja schon gesprochen. Wir haben ja nie eine richtige Pause gemacht und sind durchgängig getourt, haben inzwischen fünf Alben veröffentlicht. Haben eigentlich überall in Deutschland gespielt. In kleinen und in großen Läden. Wir haben in Moskau gespielt, in Warschau, Krakau und Prag. Wir haben drei Osteuropatouren gemacht. Wir haben in Serbien gespielt und in Bosnien-Herzegowina, wo wir auf dem ersten Antifa-Festival in Mostar waren. Das waren schon Sachen, die ich nicht vergessen werde. Einerseits an Orten zu spielen, an denen immer noch die Spuren des Jugoslawienkriegs sichtbar sind und ganz andere gesellschaftliche Verhältnisse herrschen. Man wusste da, wenn die Nazis kommen, dann kommen sie mit Molotow Cocktails. Aber andererseits hatten wir dort mega positive Erfahrungen und tolle Konzerte.

Wir haben die letzten Jahre im Volkstheater Rostock an einem Stück mitgearbeitet, bei dem wir eigene Songs auf Texte aus Goethes Werther geschrieben haben. Das hat gut gepasst, weil die sehr destruktiv sind und eine gewisse „No-Future“-Stimmung transportieren.

Die Musik, die wir da entwickelt haben, war experimenteller, aber auch das passt ja zu uns. Wir machen das, worauf wir Lust haben und versuchen uns da nicht in die klassischen Deutschpunk-Schubladen reinpressen zu lassen.

pf: Und gibt es Projekte, die demnächst anstehen?

Gerade touren wir noch mit unserem aktuellen Album „Sturm und Dreck“, das wir im Januar herausgebracht haben. Im Sommer spielen wir noch einmal auf verschiedenen großen Festivals und machen ein paar eigene Open Air Konzerte, unter anderem in der Zitadelle Spandau vor 10.000 Leuten oder in Dresden vor sogar noch mehr Menschen am Elbufer. Das ist schon was Besonderes. Im Winter machen wir auch noch mal eine Tour, aber das werden wir dann noch bekannt geben und dann heißt es nächstes Jahr: proben, Musik machen, alle machen vielleicht auch mal ein paar andere Sachen. Das ist ja auch wichtig. Nach unserer letzten Tour, die Ende des Jahres zu Ende war, war das auch wichtig: Mal wegfahren, der eine war in Kuba, der andere in Ecuador, einfach mal den Kopf freikriegen. Ein anderer hat seine Bachelorarbeit fertig geschrieben. Klar ist die Band gerade unsere Hauptbeschäftigung und wir zahlen davon auch unsere Miete. Aber wir haben auch alle noch andere Sachen im Leben. Sonst besteht auch die Gefahr, dass man sich irgendwann kaputt spielt.

pf: Letzte Frage: Welches Lied hörst du am Liebsten auf einer Demo …

Chumbawamba: „Enough is enough”. Na und wenn ich zwei nennen darf: Rage against the machine „Bulls on parade“, weil die mich viel beeinflusst haben. Und weil die auch zeigen, man kann als Band groß sein und trotzdem politisch klar. Da kommen sicher immer Leute, die sagen: Das ist kommerziell. Aber die haben es geschafft sehr viele Leute zu erreichen und über eine kleine Subkultur hinaus zu wirken. Das sind eben die Widersprüche, in denen wir leben. Andersherum ist es ja auch ein Widerspruch zu sagen: Ich bleibe in meiner kleinen Subkultur, obwohl ich ja viele Menschen politisch erreichen möchte.

Christoph Sell spielt Gitarre und singt bei Feine Sahne Fischfilet. Die Tourtermine für den Sommer finde ihr hier. Das Interview führte Katja Kipping.

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