16.05.2011
Grüne und Linke - Perfect Strangers?
Audiomitschnitt zum Nachhören
Soziale und ökologische Linke sind in Anlehnung an den Titel des 1984er Deep-Purple-Albums: „Perfect Strangers“ – wildfremde Leute. Die einen rümpfen die Nase über Bionade und Wellness-Lifestyle im sozialliberalen Bürgertum, die anderen erheben „Linkspopulismus“ zum Schimpfwort und wollen mit den Exkludierten und Enttäuschten nichts zu tun haben.
TAZ und *prager frühling hatten eingeladen, um herauszufinden, ob jenseits dieser lebensweltlichen Fremdheit eine links-grüne Hegemonie am entstehen ist, die Aussicht auf tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung eröffnet. Auf dem Podium diskutierten *prager-frühling-Redakteurin und LINKSPARTEI-Vize Katja Kipping und die Bundesgeschäftsführerin der Grünen Steffi Lemke.
Die Veranstaltung war anfangs vor allem von Skepsis geprägt. In vielem waren sich DiskutantInnen uneins – z. B. in der Bewertung von Konzepten wie dem Green-New-Deal bzw. dem sozialpolitisch erweiterten Red-Green-Deal oder der Aufarbeitung des Erbes der rot-grünen Schröder-Regierung mit Auslandseinsätzen der Bundeswehr und Hartz IV. Spannend waren die teilweise überraschend selbstkritischen Auseinandersetzungen über landespolitische Fragen. Hier hoben beide DiskutantInnen eine gemeinsame Verantwortung für die Arbeit an gemeinsamen politischen Projekten auch jenseits der Frage von gemeinsamem Regieren hervor. So konstatierten sowohl Katja Kipping als auch Steffi Lemke, dass beim Streit um die Hamburger Schulreform und die Volksabstimmung LINKE und Grüne versagt hätten. Die Grünen hätten es nicht geschafft ihre eigene Mittelschichtsklientel von einem chancengleichen Bildungssystem zu überzeugen. Die LINKEN hätten, wie sich an der geringen Wahlbeteiligung in Stadtteil mit überwiegend sozial ausgegrenzter Bevölkerung gezeigt habe, Exkludierte nicht mobilisieren können, gegen die Diskriminierung der eigenen Kinder durch ein selektierendes und segregierendes Schulsystem abzustimmen.
Was aus Sicht der DiskutantInnen die Aufgaben linksgrüner Politik für die Umsetzung von politischer Hegemonie in gesellschaftliche Veränderung sind, kann im Mitschnitt der Veranstaltung nachgehört werden.
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