Wer ist das Volk?
Populismus als Kommunikationsform und Strategie
Viele Menschen fragen sich, wie Donald Trump trotz seines Auftretens Kandidat der Republikaner im US-Wahlkampf werden konnte. Die Antwort ist: nicht obwohl, sondern gerade wegen dieses Verhaltens.
Was als Fußnote in den Wirren des US-amerikanischen Vorwahlkampfs begann, wird zu einer Zerreißprobe der US-Gesellschaft: Donald J. Trump ist zum Präsidentschaftskandidat_innen der Grand Old Party, der Republikanischen Partei der USA gewählt worden. Diese Entwicklung erzeugt in Europa ungläubiges Kopfschütteln. Die Reaktionen in den USA sind unterschiedlich. Viele derjenigen, die über Trumps politischen Erfolg empört sind, teilen mit dessen Anhängern die Enttäuschung über das politische Establishment. Kritiker_innen auf beiden Seiten des Atlantiks sind sich einig, dass allein die Möglichkeit, dass Trump Kandidat werden konnte, eine innen- und außenpolitische Gefahr darstellt. Die Frage, die sich vielen stellt, ist: Wie konnte es dazu kommen? Warum kommt Trump mit seinen rüden, teils rassistischen Attacken und wirren Forderungen davon? Eine mögliche Antwort lautet: Weil er ein Trickster ist. Mit Hilfe dieses Konzepts wird gezeigt, welche tricksterhaften Eigenschaften Trump besitzt, und was dies über den Zustand der US-amerikanischen Gesellschaft aussagt.
Trickster sind mystische Wesen, die in unterschiedlicher Form in fast allen Stammesgesellschaften existieren. Die Anthropologen Edward E. Evans-Pritchard und Paul Radin gehören zu den ersten westlichen Wissenschaftlern, die sie beschrieben haben. Mal sind es Götter, mal werden sie durch Kojoten, Füchse, Raben oder Spinnen verkörpert. Die Protagonisten der Trickstergeschichten werden gefeiert und zugleich gefürchtet. Sie werden verehrt, weil sie die Komplexität des Daseins in sich vereinen und auflösen. Sie bringen die Menschen zum Lachen und bieten Unterhaltung. Gleichzeitig zeigen sie auf, was geschieht, wenn sich die Gesellschaft über kulturelle und physische Grenzen hinwegsetzt. Trickster sind Spiegel einer Kultur: Sie sind chaotisch, brutal, lustig und wandelbar zugleich. Sie symbolisieren die gesellschaftlichen Grenzen und Tabus und das Spiel mit diesen. Der Trickster überschreitet lustvoll die Konventionen und stellt Normen in Frage. Die Geschichten spiegeln die Sehnsüchte der Menschen, die den Trickster erschaffen. Trump durch die Brille eines Trickster zu betrachten hilft dabei, nicht nur seine politische Karriere besser zu verstehen, sondern auch das politische System, in dem er sich bewegt.
Dass schillernde Figuren bei den Republikanern erfolgreich sein können, ist seit Ronald Reagan und Arnold Schwarzenegger bekannt. Insbesondere in Zeiten, in denen nicht wenige der konservativen Wähler glauben, Barack Obama wäre nicht in den USA geboren und von mächtigen islamischen Illuminaten eingesetzt, verwundert es nicht besonders, dass jemand wie Trump in den politischen Vordergrund gespült wird.
Dass die USA von einem Trickster heimgesucht werden, hängt auch mit den Konditionen des Wahlkampfs zusammen: Der Vorwahlkampf beider Parteien findet in allen Bundesstaaten, mit teilweise sehr unterschiedlichen Regularien statt. In beiden Parteien können sich so viele Kandidat_innen aufstellen, wie sich finden lassen. Das heißt, es gibt eine Vervielfachung der Debatten. Die Selektion erfolgt in einem Massenritual aus lokalen Kampagnen, Händeschütteln, Reden und Prognosen. Das große und unübersichtliche Bewerber_innenfeld begünstigt solche Kandidat_innen, die wissen, wie sie auf sich aufmerksam machen.
Trickster entfalten ihr ganzes Potential in Zeiten drastischen sozialen Wandels. Sie ziehen ihre Macht aus der Unsicherheit der Menschen: Gewissheiten stehen zur Disposition, wirtschaftliche und kulturelle Krisen erschüttern das soziale Gefüge.
Die Gesellschaft der USA ist gespalten. Den politischen Eliten beider Parteien wird in Teilen der Gesellschaft zutiefst misstraut. Die soziale Mobilität, lange Garant für eine gesellschaftliche Einheit, hat stark abgenommen. Die Einkommen sind extrem ungleich verteilt. Die früher lukrativen Industriejobs sind längst ins Ausland abgewandert. Dagegen florieren IT-Firmen mit technischen Lösungen für Probleme, die die Menschen (noch) gar nicht haben. Die Konfliktlinien verlaufen durch beide Parteien und können durch die Begrenztheit des Zweiparteiensystems nicht mehr produktiv abgefedert werden. Ein Teil der weißen Mittel- und Unterschicht sieht sich durch Liberalismus, politische Korrektheit und wirtschaftlichen Niedergang bedrängt. Sie verabscheut das aus ihrer Sicht zu liberale und unamerikanische Establishment genauso wie lateinamerikanische sowie muslimische Einwander_innen und sehnt sich nach einem starken Heilsbringer, der wieder für klare Verhältnisse sorgt.
In diesen Zeiten sind Figuren wie Donald Trump vermeintliche Sinnstifter in Mitten des Chaos. Sie werden zu Dirigenten eines „kollektiven Aufbrausens“ wie der Soziologe Emile Durkheim es einmal nannte. In politisch ruhigeren Zeiten wäre Trump – wie zunächst erhofft – im Vorwahlkampf untergegangen. Er hätte einige Lacher geerntet, wäre aber als das, was er ist, enttarnt worden: ein Clown und Possenreißer. In Zeiten des Wandels dagegen gewinnt der Trickster eine große Anhängerschaft.
Der 69-jährige überzeugt vor allem, weil er ein politischer Außenseiter ist. Die Position des Antiestablishmentvertreters ist wertvoll: Einem Außenseiter wird obwohl oder gerade weil er keine politische Erfahrung hat eine besondere Form des Vertrauens geschenkt. Er ist nicht mit politischen Altlasten belastet und seine Geschichten und Versprechen sind frisch und nicht überprüfbar. Spielt er seine Karten richtig, kann der Trickster aus seinem dreisten und ungewöhnlichen Verhalten einen Vertrauensvorschuss herausschlagen und so Macht erlangen.
Trickster gelten als intelligent. Sie schlagen schlaue Volten, spielen sich dabei allerdings auch oft selbst an die Wand. Legitimität beziehen sie nicht durch Expertenwissen oder formale Bildung. Auch Trump wird für seine Bauernschläue geliebt. Das Publikum feiert ihn für sein loses Mundwerk. Er beleidigt Gegner als dumm, arm, bescheuert oder verrückt. Die Beleidigungen häufen sich so sehr, dass die New York Times im Internet eine Sammlung angelegt hat. Weder Vertreter der Medien, der Demokraten noch der Republikaner sind vor seinen Attacken sicher. Selbst seine Unterstützer, etwa den Ex-Konkurrenten Chris Christie, macht er vor laufender Kamera zum Hampelmann. Da er keiner traditionellen politischen Gruppe angehört, braucht er sonst übliche Grenzen oder Konventionen nicht zu beachten.
Trumps politischen Forderungen sind davon geprägt, dass sie sich oft widersprechen und keine einheitliche politische Strategie erkennen lassen. Seine Position zu Folter hat er etwa innerhalb eines Tages komplett geändert. Positionen zu verändern ist in der politischen Kommunikation nichts Ungewöhnliches. In diesem Fall sind die Widersprüche aber besonders deutlich und würden anderen Kandidat_innen wohl zum Verhängnis. Wie der Trickster jongliert Trump mit Worten. Seine direkte und freche Art, gepaart mit seinem Witz sind wichtige Voraussetzungen für Erfolge in einer Mediendemokratie. Sind politische Inhalte kompliziert und hängen von kaum zu beeinflussen Faktoren ab, wird die Personalisierung von Politik immer wichtiger. Solange er noch nichts entscheiden muss, kann Trump sagen und fordern, was ihm gerade in den Sinn kommt. Seine Anhänger finden das gut: Endlich sagt es mal jemand!
Im Gegensatz zu den meisten anderen Politikern ist Trump unvorhersehbar und unterhaltend. Wer hätte nicht gerne einen Präsidenten, der schon mal bei einem Wrestlingmatch mitprügelt? Was ist Volksnähe, wenn nicht sich auf offener Bühne an den Haaren ziehen zu lassen, um zu beweisen, dass sie echt sind? Doch wir nehmen den Trickster nicht ernst, wenn wir ihn nur für einen Clown halten. Das Lachen bleibt einem im Hals stecken, wenn Trump etwa eine Mauer gegen mexikanische Migrant_innen (“Das ist eine Trump-Mauer. Eine wundervolle Mauer. Und Mexiko wird dafür bezahlen!“) und Sippenhaft für Familien von Terrorverdächtigen fordert.
Zunehmend kommt es bei Trumps Auftritten außerdem zu gewalttätigen Übergriffen auf dessen Kritiker_innen. Über diese Protestier_innen sagt er: „Diese Leute sind so schlecht für unser Land.“ Fast wehmütig fügt er bei einem Auftritt in St. Louis hinzu: „Niemand will sich mehr gegenseitig verletzten.“ Die Gewalttäter nimmt Trump in Schutz. Sie seien leidenschaftliche Menschen, die ihr Land liebten.
Anstatt politische Lösungen für Probleme wie die eklatante Einkommensungleichheit anzubieten, preist Trump Scheinlösungen wie die Grenzmauer. Mit den geschätzten 25 Milliarden Dollar Baukosten könnten Bildungsprogramme aufgelegt, die marode Infrastruktur der USA erneuert oder sinnvolle Werkzeuge gegen Armutsbekämpfung wie die Lohnauffüllung (EICT) finanziert werden. Aber erstens ist die Mauer ein gelungener PR-Coup und zweitens lehnen viele Menschen aus der Mittel- und Unterschicht wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen ab, obwohl sie davon maßgeblich profitieren würden.
Trump schafft es besser als jede_r andere, amerikanische zeitgenössische Politiker_in glaubhaft zu machen, dass er für alle Probleme eine Lösung hat. Seine unabhängige Position macht es ihm möglich, flexibler als andere Politiker_innen auf Wünsche und Stimmungen des Publikums reagieren zu können. Das lustvolle Überschreiten der Grenzen stellt für Trump wie für den Trickster eine Machtquelle dar. Sein Publikum sehnt sich danach, von den vermeintlichen Fesseln der politischen Korrektheit und der liberalen Zagheit erlöst zu werden. Der Schriftsteller Ilja Trojanow stellt fest, dass die wichtige Erkenntnis über Trump ist, dass er nicht die Meinungen der Massen lenke, sondern vielmehr deren Produkt sei. Es wirkt gerade so, als würde das Publikum von ihm angelogen werden wollen.
Politische Verantwortung oder gar Vernunft ist Trump, ebenso wie vielen seiner Anhänger_innen, fremd. Komplexe Beziehungen werden ausgeblendet. Wie sonst ist es zu verstehen, dass sich eine Bewegung aus Absteiger_innen und Verlierer_innen einen Anführer sucht, der zu den reichsten Menschen der USA zählt? Gleichzeitig schafft er es glaubhaft zu vermitteln, dass er einer von ihnen ist und nicht zum politisch korrekten, Washingtoner Establishment gehört.
Ein Schlüssel zu dieser Frage ist die seit Jahrzehnten kultivierte Marke 'Trump', die Reichtum und Erfolg symbolisiert. Deutlich sichtbar stehen dafür die fünf Trump-Hochhäuser. Trotz verschiedenster Skandale, Verbindungen zur Mafia und massiver Fehlinvestitionen glauben viele US-Amerikaner_innen, dass Trump ein genialer Geschäftsmann ist. Dabei scheiterte er vielfach: Trump-Steaks, Trump-Shuttle, Trump-Vodka, Trump-Magazin, Trump-University oder Trump-Mortgage sind einige Beispiele für gescheiterte Unternehmungen. Nicht alles, was 'The Donald' anfasst, wird zu Gold. Aber seine Anhänger_innen projizieren ihre Hoffnung auf Aufstieg und Reichtum auf ihn. So kann der extravagante Milliardär zum Anwalt der Absteiger_innen werden.
Neben den beschriebenen Parallelen gibt es noch eine weitere Überschneidung zwischen Trump und dem Trickster – und damit ist das Bild dann komplett: die starke Sexualisierung. Tricksterwesen tragen schon mal ihren Penis über der Schulter oder können sich selbst befruchten. Das kann Trump wohl nicht. Allerdings spielte bereits die Größe seines Geschlechtsteils eine prominente Rolle im Vorwahlkampf. Auch das öffentliche Ausleben seiner Beziehungen mit vorwiegend (Ex-)Modells passt in diese Kategorie.
Trickstergeschichten erschließen sich erst auf den zweiten oder dritten Blick. Und so ist es auch bei der Analyse Donald Trumps. Er ist mehr als nur ein Clown. Er ist das Produkt eines ernsthaften politischen und demokratischen Prozesses. Dass die USA von einem Trickster heimgesucht wird, haben sich demnach die Bevölkerung sowie die Eliten des Landes selbst zuzuschreiben. Nicht nur in Stammesgesellschaften, auch in der modernen Gesellschaft dient der Trickster als metasozialer Kommentar: Er sagt viel darüber aus, wie es um eine Gesellschaft gestellt ist.
Der gefühlte oder tatsächliche Niedergang der Weltmacht, starke demografische Veränderungen bei gleichzeitigem wirtschaftlichem Wandel sind eine gesellschaftliche Herausforderung. Viele – insbesondere Weiße – wollen die Veränderungen nicht wahrhaben. Sie stemmen sich mit aller Macht dagegen. Der Trickster Trump schwingt sich auf, die alte Ordnung wiederherzustellen. Deutlich wird dabei, dass Trump nicht trotz, sondern wegen seines Verhaltens und seinen Forderungen gewählt wird. Es geht dabei nicht um Radikalität. Der radikalste Kandidat in diesem Vorwahlkampf war der erzkonservative Ted Cruz, dem Trump zu liberal und kompromissbereit ist. Trump schafft es vielmehr die Hoffnung vieler US-Amerikaner_innen nach einem einfachen, weißen und mächtigen USA zu kanalisieren.
Lässt man sich auf das Experiment ein, Trump als einen Trickster zu beschreiben, erlebt man Überraschungen. So ist Trump – trotz allem – vielleicht ein Gewinn für die US-amerikanische Parteienlandschaft. Zwar wird der Bruch der Republikaner, der durch die Nominierung Trumps noch verstärkt wurde, vorerst vordergründig überspielt. Längerfristig könnte das Abenteuer Trump aber zu einer Spaltung der Partei führen. So würde das traditionelle Zweiparteiensystem aufgebrochen. Dank Trumps gleichzeitiger Opposition gegen die (etablierte) Opposition und gegen die Regierung, könnte sich so die Möglichkeit eines Mehrparteiensystems öffnen.
Vielleicht verändert er zudem den Umgang der politischen Eliten mit ihrer Macht. Denn auch wenn Trump verliert, die Menschen die ihn gewählt haben, bleiben. Vielleicht ist Trump der Weckruf, den das Establishment benötigt, um sich auch um den abgeschlagenen Teil der Gesellschaft zu kümmern. Und das wäre doch ein wirklicher Trick, wenn die Kandidatur Trumps dies ermöglichte. Denn er selbst, und dass ist ein weiteres Kapitel in diesem Drama, wird seinen Anhänger_innen nicht zu ihrem ersehnten Aufstieg verhelfen.
Und sollte Trump im November entgegen aller Wetten tatsächlich Präsident der USA werden, besteht eine leise Hoffnung: Trickster haben einen Hang zur Selbstzerstörung. Sind sie einmal in einer machtvollen Stellung, schaffen sie es – das Chaos liebend – kaum stabile Verhältnisse aufrecht zu halten. Sein Scheitern wäre vorprogrammiert.
Lukas Daubner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Politische Soziologie der Universität Bielefeld und engagiert sich u.a. für Was bildet ihr uns ein? e.V.
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