Common Sense?!
Von Sinn und Eigensinn der Commons
Wenn’s auf dem Balkon (sofern man das Glück hat, auf einen solchen samt Sonne zugreifen zu können) zu eng wird, beginnen pflanzenaffine Städter_innen, von einem Garten zu träumen. Die Idee, Pflanzen zu ziehen, um sie zu bangen und am Ende die Früchte des Erfolgs ernten und genießen zu können, eint viele, die auf ein urbanes Leben nicht verzichten wollen. Stadt und Garten konnten in der Vergangenheit nur über heiß begehrte Parzellen in einer Kleingartenanlage realisiert werden.
Hier soll es um etwas anderes, um urbane Gärten ohne Jägerzaun gehen. Dies ist seit einigen Jahren ein wunderbarer Trend: Brachflächen werden (temporär) mit viel Liebe und Einsatz zu Gemeinschaftsgärten umgewandelt. Damit bieten sich neue Handlungsmöglichkeiten und (im wahrsten Sinne des Wortes) -felder für Hobby-Gärtner_innen. Während man in der Kleingartenanlage über den Zaun hinweg fachsimpelt, müssen in Gemeinschaftsgärten Entscheidungen gemeinsam gefällt werden. Dabei geht es nicht nur um persönliche Vorlieben (Zucchini versus Minze), sondern um Wissen, welches die Voraussetzung für eine ertragreiche Ernte ist.
Die in den letzten Jahren gesammelten Erfahrungen werden in dem ganz zauberhaft gestalteten Buch „Wissen wuchern lassen“ zugänglich gemacht. Dies geschieht nicht besserwisserisch, eher berichtend und sehr lebenspraktisch.
Zunächst lernt man: Gemeinschaftsgarten ist nicht gleich Gemeinschaftsgarten. Das Buch stellt verschiedene Projekte vor und macht transparent, dass sich diese in einer Vielzahl von Kriterien – Zielpublikum, Zugänglichkeit, Wirtschaftlichkeit, Prozessorientierung etc. – unterscheiden lassen. Es gibt Gärten, die recht exklusiv bewirtschaftet werden. Andere sind offener und wenig verbindlich. Wer gärtnern möchte, sollte sich also auch fragen, welchen Charakter der Garten haben soll, in den er_sie sich einbringen möchte.
Möchte man sich keinem bestehenden Garten anschließen, so kann man sich in „Wissen wuchern lassen“ gute Hinweise für die Gründung eines eigenen Gemeinschaftsgartens anlesen: Welche Erfahrungen haben andere Projekte gesammelt? Wie kommuniziere ich mit Politik und Verwaltung? Wo finden wir überhaupt eine geeignete Fläche? Wie wollen wir unsere Gruppenarbeit organisieren? Und auf welche Ressourcen können und müssen wir zurückgreifen? Und zu guter Letzt: Wie könne wir uns vernetzen?
Ist die Brache, die bewirtschaftet werden soll, erst mal gefunden, stellen sich neue Fragen: Wie versorgen wir unseren Boden am besten? Wie legen wir den Garten bienenfreundlich an? Und woher soll eigentlich das Wasser kommen? Hierzu findet sich im Buch jeweils ein Kapitel. Es wird von den Erfahrungen in den Prinzessinnengärten, dem Allmende-Kontors auf dem Tempelhofer Feld und dem Bürgergarten Laskerwiese bzw. dem Garten des Jugendclubs E-LOK berichtet. Besonders lesenswert fand ich das Wurmkistenhandbuch – für alle, die sich nicht nur gärtnerisch, sondern auch tierpflegerisch betätigen wollen.
Im Buch werden immer wieder Workshops vorgestellt. Sie dienen als Anregung, im Garten selbst erlangtes Wissen weiterzugeben. Dies verdeutlich den Anspruch von Gemeinschaftsgärten: Es geht nicht nur darum, Menschen ein Hobby zu beschaffen. Es geht auch darum, urbanes Leben zu verändern, Orte der Kommunikation, der Gemeinschaft, des Commonings zu schaffen. Voraussetzung hierfür ist es, allen Zugang zum erforderlichen Wissen zu gewähren und ihnen die Möglichkeit zu geben, selbst dieses gemeinschaftliche Wissen zu prägen. Dabei wird aber auch deutlich, dass Gemeinschaftsgärten Garten- und Wissensarbeit vereinen. Urbane Gärten sind Ort gemeinsamer Wissensproduktion, gemeinsamen Lernens. „Wissen wuchern lassen“ widmet diesem Aspekt ein eigenes Kapitel „Gemeinsam gärtnern und forschen“. Hier wird deutlich, wie verzahnt Wissenschaft und Praxis sind – sei es bei der Jungpflanzenaufzucht, sei es bei der Erprobung und Erforschung von partizipativen Konzepten.
„Wissen wuchern lassen“ ist tatsächlich ein klassisches Handbuch: Du wirst es nicht von Anfang bis Ende schmökern, sondern gezielt Kapitel studieren, die für deine Praxis relevant sind. Aber sicherlich wirst du auch unverhofft, gute Anregungen finden, wenn du nach getaner Arbeit an ein Hochbeet gelehnt dieses Buch durchblätterst. Und wer weiß, vielleicht resultiert daraus das nächste Projekt in deinem Gemeinschaftsgarten?!
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Rezension: Wissen wuchern lassen. Ein Handbuch zum Lernen in urbanen Gärten, AG SPAK Bücher, Neu-Ulm 2014, 18,00 Euro
Wir stehen an einem Wendepunkt. Seit zwei Jahren erleben wir eine neue Welle von Protesten und Ordnungskämpfen . Gleichzeitig gibt es einen neuen Rechtsterrorismus und den Versuch der Landnahme rechter Netzwerke bis weit hinein in Polizei und Militär ...
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Ob PASOK in Griechenland oder die Parti Socialiste in Frankreich, in vielen Ländern sind die Sozialdemokraten zu Kleinstparteien geworden. Auch hierzulande geht’s der SPD alles andere als gut. Was bedeutet die Schwäche der SPD für die Linke? Was für eine sozialistische Europapolitik? Eine Ausgabe über Glanz und Elend der realexistierenden Sozialdemokratie.
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In EU und Euroraum erleben wir wie der neoliberale, finanzgetriebene Kapitalismus einfach so weitermacht wie bisher. Was eine linke Antwort ist, kann als umstritten gelten: Rückzug in den nationalstaatlich organisierten Kapitalismus oder eine solidarische und demokratisierte Wirtschaftsordnung in Europa?
Wer ist das Volk in „Wir sind das Volk“? — Wir haben uns in Europa und den Amerikas auf die Suche nach dem Volk der rechten Wutbürger und dem Volk des Linkspopulismus begeben. Gefunden haben unsere AutorInnen populistische Elemente in der repräsentativen Demokratie und einen radikaldemokratische Impetus des Linkspopulismus. In den Beiträgen werden Fragen nach der (Un)Möglichkeit des Pluralismus innerhalb linkspopulistischer Strategien und nach der Realpolitik des Populismus an der Macht gestellt.
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Elendig lange scheint es her, dass Francis Fukuyama en passant mit dem Ende der Geschichte auch das Ende des Zukunftsdenkens ausgerufen hat. Elendig ist das gegenwärtige Zukunftsdenken auch nach dem Ende dieses „Endes der Geschichte“. In Politik, Wissenschaft und Literatur ist der Bedeutungshorizont von Zukunft auf die Begrifflichkeiten der Versicherungsmathematik zusammengeschrumpft. Der Versuch einer Rettung
Emanzipatorische Alternative jenseits von Markt und Staat oder nur Lückenbüßer für vormals staatlich organisierte Aufgaben? Unsere Autor*innen haben sich auf die Suche nach heutigen Commons gemacht. Im ersten Teil der Ausgabe haben sie die Kontaktzonen zum Markt, Staat und Care-Ökonomien besichtigt und theoretisch vermessen. Im zweiten Teil der Ausgabe haben sie Gemeinschaftsgärten durchstreift sowie an „Energietischen“ gesessen, um Kämpfe um Commons zu dokumentieren.
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Unsere AutorInnen fragen sich, ob die Schwarmintelligenz den Cybersexismus überwinden kann und wo genau die Grenzen des digitalen Medienbaukastens verlaufen. Kai van Eikels analysiert die Ideologie des „Nerds“ und Mathias Schindler erklärt, wie es mit Wikipedia weitergeht. In den Feminismen gibt Dr. Lady Bitch Ray dem Feminismus der ersten Welle einen fetten Zungenkuss, während Stefan Gerbing in der ersten Hurenzeitung der Weimarer Republik geblättert hat.
Nein, ihr habt’s wieder falsch verstanden! Entschleunigung heißt nicht Breitbandrossel, liebe Telekom. Und Du, Frankfurter Polizei: Die Entdeckung der Langsamkeit meint nicht, zehn Stunden Zwangsentschleunigung im Kessel. In der Stress-Ausgabe prager frühling geht’s, darum wie man es richtig macht.
Der Realsozialismus ist auch auf der Speisekarte gescheitert: Als Diktatur des schlechten Geschmacks. Die Verhältnisse an kapitalistischen Tafel sind nicht weniger ungenießbar. Tausch von ökonomischem und sozialem Kapital geht vor. Wenn Renate Künast eine Flasche fairen Bio-Orangensaft kauft, geht locker das Tagesbudget eines Hartz-IV beziehenden Kindes über die Theke ...
Die neue Ausgabe des prager frühling erscheint am 26.10.2012 und kann hier bestellt werden.Im Schwerpunkt geht es diesmal um die „Neue soziale Idee“ und damit die Frage nach emanzipatorischen Potentialen, aber auch den Grenzen einer linken Sozialpolitik.
Und in Berlin singen die Ultras von der FDP gemeinsam mit den Polithools vom rechten Rand: „Protektorat statt Europarat!“ Wird in Griechenland bald mehr als nur Deutsch gesprochen? Unsere AutorInnen stellen sich dem Einmarsch entgegen. Lucas Oberndorfer analysiert den autoritären Wettbewerbsetatismus als Krisenbearbeitungsstrategie ...
Von wegen „schönste Nebensache“ der Welt. Sex ist diesmal der Schwerpunkt unseres Heftes. Während uns die Starsoziologin Eva Illouz über den Zusammenhang von Kapitalismus und Partnerwahl aufklärt, analysiert Kathy Meßmer Intimchirurgie als widersprüchliche Praxis. Außerdem im Schwerpunkt: ...
Ach diese Linken! Sie wissen genau, wie es Frieden zwischen Ramallah und Tel Aviv geben kann und sie brüllen es heraus – in Düsseldorf und Frankfurt. Während die Einen schreien: „Straßenschlacht in Ramallah, die Panzer sind die Antifa“, brüllen die Anderen: „Intifada bis zum Sieg ...
prager frühling stößt an: ein Prosit den Parallelgesellschaften! Schon klar, Integration fordert immer die Anderen. Deshalben sagen wir: "Erst wenn Efes sich ins deutsche Biersortiment eingegliedert hat und ein Hefeweizen anbietet, werdet ihr merken, dass man so etwas nicht trinken kann." Wie aber geht sozialistischer Antirassismus? Etienne Balibar, Nichi Vendola und viele andere versuchen sich in Antworten ...
Dissidenz und ziviler Ungehorsam sind die Hefe linker Politik. Kann Sie auch Schmiermittel des Kapitalismus sein? Wo schlägt Subversion in unpolitischen Abweichungsfetisch um? Unsere Autor_innen schauen nach, diskutieren und polemisieren.
Ist geistiges Eigentum Diebstahl? Stellen Raubkopien das Ergebnis von Aneignung oder eine besonders perfide Ausbeutung des Kreativproletariats dar? Darüber diskutieren in unserem Heft u.a. Michael Hardt, Cornelia Koppetsch, Sabine Nuss und Stefan Meretz. Digital Natives diskutieren die Implikationen der Digitalisierung von Demokratie ...
„Crossover“ ist der Versuch, eine Diskussion über politische Kooperation von sozialistischen, grünen und sozialdemokratischen Positionen in Gang zu setzen, deren Ergebnis hegemoniefähige progressive Reformprojekte werden sollen. So nahe liegend dies angesichts des Niedergangs der neoliberalen Ära ist, so blockiert ist diese Perspektive dennoch ...
Den politischen Gemütszustand unserer Welt beschreibt nichts besser als der alte Kalauer: „Öko? Logisch.“ Niemand schmunzelt mehr drüber, aber alle nehmen den Schenkelklopfer für sich in Anspruch. Dass alles irgendwie auch „öko“ sein müsse, also die Sache mit der Umwelt halt ein Problem sei, ist – logisch – Allgemeinplatz geworden ...
Die Linke und die Nation ist der Schwerpunkt der fünften Ausgabe des prager frühlings. Außerdem beschäftigen wir uns unter dem Motto "balkan beats" mit der Linken in Post-Jugoslawien. Mit dabei sind Thomas Seibert, Julia Bonk, Klaus Höpcke, Michel Albert, Christin Löchner, Lothar Bisky, Ringo Bischoff, Katja Kipping, Andreas Fischer-Lescano und die Band Ego-Tronic ...
Original sanktionsfrei: Weg mit Hartz IV! Her mit dem schönen Leben! Neben vielen investigativen und weniger investigativen Beiträgen zum Hartz IV-Regime, wollen wir Euch in dieser Ausgabe auch unseren Vorschlag vorstellen, dem Hartz IV-Regime die Forderung nach einem Infrastruktursozialismus entgegen zu setzen ...
Februar 2009 erschien die dritte Ausgabe des prager frühling. Das Schwerpunktthema ist "Demokratie und Herrschaft" mit Beiträgen und Artikeln von Chantal Mouffe (University of Westminster, London), Jürgen Peters (IG Metall), Colin Crouch, Franziska Drohsel (Juso-Vorsitzende), die Gruppe Soziale Kämpfe, Sonja Buckel (Universität Frankfurt) und viele andere mehr ...
Mitte Oktober 2008 kam die zweite Ausgabe von prager frühling, dem neuem Magazin für Freiheit und Sozialismus. Das nächste Heft widmet sich schwerpunktmäßig dem Verhältnis von Politik und Kultur. Ziel der Redaktion ist es, politisches Engagement und Kultur einander näher zu bringen. Dabei geht es nicht um eine Kolonisierung des einen Bereichs durch den anderen ...
Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe des Magazins prager frühling heißt "Refound: NeuBegründung". Unsere Autorinnen erklären was der "Bruch nach vorn" ist. Mit dabei Frigga Haug, Thomas Seibert, Hans Jürgen Urban, Daniela Dahn und Michel Friedmann.