So nicht!
Demokratie als Praxis
Der Alltag eines Kindes bzw. Jugendlichen sieht oft so aus: Ganze fünf Tage hat man die Schulbank gedrückt, in Windeseile Dinge von der Tafel abgekritzelt – dabei natürlich nur die Hälfte verstanden, für Tests gebüffelt, sich bis zum Abend mit den Hausaufgaben gequält, um am nächsten Morgen womöglich wieder schlecht gelaunt in die Schule zu gehen. Und das Woche für Woche, Jahr für Jahr.
Schule – ein Ort, der bisher nur wenige Gestaltungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche parat hält. Ein Ort, dem man erst einmal etwas skeptisch gegenüber steht, da er vor Autorität seitens der Erwachsenen, gespickt mit Regularien und Sanktionen, nur so strotzt und kognitive Inhalte vermittelt, deren Sinn und Zweck man als HeranwachsendeR nur selten versteht. Die Lehrpläne geben einen roten Faden vor, den die Lehrer_innen nur selten verlassen wollen, da dies mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist. Eine Mitwirkung der Kinder und Jugendlichen am Schulalltag ist nur wenig vorgesehen, da auch dies mit Unannehmlichkeiten, Zeitaufwand und ungewohnten Veränderungen verknüpft wäre. Daher befinden sich viele Schulen in dem Dilemma, dass ihre Schüler_innen und oft auch die Erwachsenen nicht gerade mit großer Freude ihren Alltag dort bestreiten.
Um genau dieses Dilemma zu beseitigen und um einen Raum des Miteinanders, des Vertrauens und der Akzeptanz der Vielseitigkeit zu schaffen, gründete sich 1992 aus einer Elterninitiative heraus die Freie Alternativschule Dresden e.V. (FAS). Eine solche Schule unterliegt aufgrund individueller und gesellschaftlicher Bedingungen einer ständigen Entwicklung und Veränderung. Eine Schule trägt immer eine gesellschaftliche Verantwortung, unabhängig davon, ob diese tatsächlich wahrgenommen wird oder nicht. Sie soll unser zukünftiges Leben sichern helfen und der nachfolgenden Generation bestehende Normen, Werte und Erkenntnisse vermitteln. Die FAS schafft ein Umfeld, in dem gesellschaftliche Zusammenhänge kritisch hinterfragt werden können und Ergebnisse dieser Arbeit in die Gestaltung des Schullebens einfließen. Dazu bedarf es einer flexiblen Struktur, damit sich die Schule ausgeglichen entwickeln kann. Wichtig sind dabei Grundregeln wie Integration, Demokratie, Recht auf Verschiedenheit, Information, Verantwortlichkeit und Solidarität.
Um genauer zu verstehen, was mit diesen Grundsätzen gemeint ist und wie deren Umsetzung im Alltag aussieht, hier ein paar Beispiele aus der alltäglichen FAS-Praxis:
Die FAS als Verein entscheidet selbständig im Rahmen von Mitgliederversammlungen über die Grundstruktur der Schule. Dazu zählen neben Konzeptdiskussionen und Finanzentscheidungen auch politische Aktivitäten und gemeinsames Feiern. Wichtig in der Ergebnisfindung ist, dass wir nach dem Konsensprinzip handeln. Ähnliches gilt für Entscheidungen, die wir im pädagogischen Team treffen. Diskussionen dauern dadurch meist länger, letztendlich lohnt es aber, sich genügend Zeit und Raum zu nehmen und keine Hauruckfestlegungen zu haben.
Diese Diskussionsatmosphäre hat sich auch auf die Kinder und Jugendlichen übertragen. Zu Beginn eines jeden Schuljahres geben sich die Schüler_innen in Zusammenarbeit mit den Erwachsenen ein Regelrahmenkonzept inklusive Sanktionen. Weiterhin findet wöchentlich ein Gruppenrat statt, wo eben jener Umgang mit den Regeln und mögliche Veränderungen besprochen werden. Vor allem für die Jugendlichen ist es von enormer Bedeutung, kein Regelwerk übergestülpt zu bekommen, welches sehr viel mehr dazu verleitet, es zu brechen. Und hier sprechen wir nicht nur davon, wie der Umgang mit Handys, dem Verlassen des Schulgeländes und dem Rauchen ist, nein, derartige Entscheidungen betreffen auch den Lehr- und Lernbereich. So lernen die Schüler_innen ab der 4. Klasse eigenverantwortlich darüber zu entscheiden, wann sie Aufgaben an welchem Ort und mit welchen Lernpartner_innen erledigen. Natürlich gehen die Kinder und Jugendlichen sehr unterschiedlich sowohl mit den Regeln als auch mit dem eigenverantwortlichen Lernen. Als pädagogisches Team haben wir jedoch die Möglichkeit, bei Bedarf Hilfestellung zu geben, so dass die Heranwachsenden in ihrer Selbständigkeit gestärkt werden.
Allgemein ist festzustellen, dass die Menschen, die mit der FAS zu tun haben, sehr mit der Schule verbunden sind. Die Schüler_innen identifizieren sich mit ihrer Schule, kommen sehr gern dahin, wertschätzen das System des Mitmachens und das Vertrauen, welches ihnen entgegengebracht wird. Dies merkt man derzeit an dem Engagement und an Protesten gegen die schlechte Finanzierung von Schulen in freier Trägerschaft, bei denen zahlreiche Ideen für Aktionen von den Jugendlichen stammen.
Das Mitwirken der Schüler_innen am täglichen Leben in und an der FAS ist ein sich stetig bewegender Prozess, welcher auch die eine oder andere Hürde meistern muss. Für die Zukunft der Kinder ist es von enormer Bedeutung, dass sie lernen, im späteren Leben nicht alles einfach hinzunehmen, sondern dass sie sich einzumischen oder wehren. Denn Demokratie zu lernen und zu leben, ist sinnvoll - das ganze Leben lang!
Claudia Jobst koordinierte über viele Jahre die Linksjugend Sachsen. Sie arbeitet als Lehrerin an der freien Alternativschule Dresden.
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Ob PASOK in Griechenland oder die Parti Socialiste in Frankreich, in vielen Ländern sind die Sozialdemokraten zu Kleinstparteien geworden. Auch hierzulande geht’s der SPD alles andere als gut. Was bedeutet die Schwäche der SPD für die Linke? Was für eine sozialistische Europapolitik? Eine Ausgabe über Glanz und Elend der realexistierenden Sozialdemokratie.
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Putinversteherin und Faschistenfreund – in Diskussionen über den Umgang mit bewaffneten Konflikten, wird schnell auch rhetorisch scharf geschossen. In seiner neuen Ausgabe fragt prager frühling wie eigentlich linke Weltinnenpolitik geht und wie eine Neuerfindung des politischen Pazifismus ins Werk zu setzen wäre.
Griechenland hat die Austeritätspolitik abgewählt - durchgesetzt hat dies eine linke soziale Bewegung auf den Straßen und Plätzen. Ohne die enge Verzahnung mit Syriza als parlamentarischer Verlängerung wäre dies nicht möglich gewesen. In Dresden hingegen marschiert mit Pegida eine neue APO von rechts und mit der AfD rückt eine neue Rechtspartei in die Parlamente ein. Genügend Gründe also sich mit den Formatierungen parlamentarischer Demokratie zu beschäftigen. Spielräume für emanzipatorische Kämpfe zu ergründen und Beschränkungen einer Politik im Zählverein zu analysieren.
Elendig lange scheint es her, dass Francis Fukuyama en passant mit dem Ende der Geschichte auch das Ende des Zukunftsdenkens ausgerufen hat. Elendig ist das gegenwärtige Zukunftsdenken auch nach dem Ende dieses „Endes der Geschichte“. In Politik, Wissenschaft und Literatur ist der Bedeutungshorizont von Zukunft auf die Begrifflichkeiten der Versicherungsmathematik zusammengeschrumpft. Der Versuch einer Rettung
Emanzipatorische Alternative jenseits von Markt und Staat oder nur Lückenbüßer für vormals staatlich organisierte Aufgaben? Unsere Autor*innen haben sich auf die Suche nach heutigen Commons gemacht. Im ersten Teil der Ausgabe haben sie die Kontaktzonen zum Markt, Staat und Care-Ökonomien besichtigt und theoretisch vermessen. Im zweiten Teil der Ausgabe haben sie Gemeinschaftsgärten durchstreift sowie an „Energietischen“ gesessen, um Kämpfe um Commons zu dokumentieren.
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Unsere AutorInnen fragen sich, ob die Schwarmintelligenz den Cybersexismus überwinden kann und wo genau die Grenzen des digitalen Medienbaukastens verlaufen. Kai van Eikels analysiert die Ideologie des „Nerds“ und Mathias Schindler erklärt, wie es mit Wikipedia weitergeht. In den Feminismen gibt Dr. Lady Bitch Ray dem Feminismus der ersten Welle einen fetten Zungenkuss, während Stefan Gerbing in der ersten Hurenzeitung der Weimarer Republik geblättert hat.
Nein, ihr habt’s wieder falsch verstanden! Entschleunigung heißt nicht Breitbandrossel, liebe Telekom. Und Du, Frankfurter Polizei: Die Entdeckung der Langsamkeit meint nicht, zehn Stunden Zwangsentschleunigung im Kessel. In der Stress-Ausgabe prager frühling geht’s, darum wie man es richtig macht.
Der Realsozialismus ist auch auf der Speisekarte gescheitert: Als Diktatur des schlechten Geschmacks. Die Verhältnisse an kapitalistischen Tafel sind nicht weniger ungenießbar. Tausch von ökonomischem und sozialem Kapital geht vor. Wenn Renate Künast eine Flasche fairen Bio-Orangensaft kauft, geht locker das Tagesbudget eines Hartz-IV beziehenden Kindes über die Theke ...
Die neue Ausgabe des prager frühling erscheint am 26.10.2012 und kann hier bestellt werden.Im Schwerpunkt geht es diesmal um die „Neue soziale Idee“ und damit die Frage nach emanzipatorischen Potentialen, aber auch den Grenzen einer linken Sozialpolitik.
Und in Berlin singen die Ultras von der FDP gemeinsam mit den Polithools vom rechten Rand: „Protektorat statt Europarat!“ Wird in Griechenland bald mehr als nur Deutsch gesprochen? Unsere AutorInnen stellen sich dem Einmarsch entgegen. Lucas Oberndorfer analysiert den autoritären Wettbewerbsetatismus als Krisenbearbeitungsstrategie ...
Von wegen „schönste Nebensache“ der Welt. Sex ist diesmal der Schwerpunkt unseres Heftes. Während uns die Starsoziologin Eva Illouz über den Zusammenhang von Kapitalismus und Partnerwahl aufklärt, analysiert Kathy Meßmer Intimchirurgie als widersprüchliche Praxis. Außerdem im Schwerpunkt: ...
Ach diese Linken! Sie wissen genau, wie es Frieden zwischen Ramallah und Tel Aviv geben kann und sie brüllen es heraus – in Düsseldorf und Frankfurt. Während die Einen schreien: „Straßenschlacht in Ramallah, die Panzer sind die Antifa“, brüllen die Anderen: „Intifada bis zum Sieg ...
prager frühling stößt an: ein Prosit den Parallelgesellschaften! Schon klar, Integration fordert immer die Anderen. Deshalben sagen wir: "Erst wenn Efes sich ins deutsche Biersortiment eingegliedert hat und ein Hefeweizen anbietet, werdet ihr merken, dass man so etwas nicht trinken kann." Wie aber geht sozialistischer Antirassismus? Etienne Balibar, Nichi Vendola und viele andere versuchen sich in Antworten ...
Dissidenz und ziviler Ungehorsam sind die Hefe linker Politik. Kann Sie auch Schmiermittel des Kapitalismus sein? Wo schlägt Subversion in unpolitischen Abweichungsfetisch um? Unsere Autor_innen schauen nach, diskutieren und polemisieren.
Ist geistiges Eigentum Diebstahl? Stellen Raubkopien das Ergebnis von Aneignung oder eine besonders perfide Ausbeutung des Kreativproletariats dar? Darüber diskutieren in unserem Heft u.a. Michael Hardt, Cornelia Koppetsch, Sabine Nuss und Stefan Meretz. Digital Natives diskutieren die Implikationen der Digitalisierung von Demokratie ...
„Crossover“ ist der Versuch, eine Diskussion über politische Kooperation von sozialistischen, grünen und sozialdemokratischen Positionen in Gang zu setzen, deren Ergebnis hegemoniefähige progressive Reformprojekte werden sollen. So nahe liegend dies angesichts des Niedergangs der neoliberalen Ära ist, so blockiert ist diese Perspektive dennoch ...
Den politischen Gemütszustand unserer Welt beschreibt nichts besser als der alte Kalauer: „Öko? Logisch.“ Niemand schmunzelt mehr drüber, aber alle nehmen den Schenkelklopfer für sich in Anspruch. Dass alles irgendwie auch „öko“ sein müsse, also die Sache mit der Umwelt halt ein Problem sei, ist – logisch – Allgemeinplatz geworden ...
Die Linke und die Nation ist der Schwerpunkt der fünften Ausgabe des prager frühlings. Außerdem beschäftigen wir uns unter dem Motto "balkan beats" mit der Linken in Post-Jugoslawien. Mit dabei sind Thomas Seibert, Julia Bonk, Klaus Höpcke, Michel Albert, Christin Löchner, Lothar Bisky, Ringo Bischoff, Katja Kipping, Andreas Fischer-Lescano und die Band Ego-Tronic ...
Original sanktionsfrei: Weg mit Hartz IV! Her mit dem schönen Leben! Neben vielen investigativen und weniger investigativen Beiträgen zum Hartz IV-Regime, wollen wir Euch in dieser Ausgabe auch unseren Vorschlag vorstellen, dem Hartz IV-Regime die Forderung nach einem Infrastruktursozialismus entgegen zu setzen ...
Februar 2009 erschien die dritte Ausgabe des prager frühling. Das Schwerpunktthema ist "Demokratie und Herrschaft" mit Beiträgen und Artikeln von Chantal Mouffe (University of Westminster, London), Jürgen Peters (IG Metall), Colin Crouch, Franziska Drohsel (Juso-Vorsitzende), die Gruppe Soziale Kämpfe, Sonja Buckel (Universität Frankfurt) und viele andere mehr ...
Mitte Oktober 2008 kam die zweite Ausgabe von prager frühling, dem neuem Magazin für Freiheit und Sozialismus. Das nächste Heft widmet sich schwerpunktmäßig dem Verhältnis von Politik und Kultur. Ziel der Redaktion ist es, politisches Engagement und Kultur einander näher zu bringen. Dabei geht es nicht um eine Kolonisierung des einen Bereichs durch den anderen ...
Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe des Magazins prager frühling heißt "Refound: NeuBegründung". Unsere Autorinnen erklären was der "Bruch nach vorn" ist. Mit dabei Frigga Haug, Thomas Seibert, Hans Jürgen Urban, Daniela Dahn und Michel Friedmann.