Prager Frühling, Magazin für Freiheit und Sozialismus (www.prager-fruehling-magazin.de)
Redaktionsblog

prager frühling wirkt (Teil 2)

Beitrag von Thomas Lohmeier, geschrieben am 22.02.2009

Die Sonntags-FAZ von heute weiß zu berichten, dass Franz Müntefering eine Begrenzung der Managergehälter fordert. Da sage doch einer der prager frühling hätte keinen Einfluss. Kaum ist das Heft veröffentlicht, greift der Inhaber des Jobs, der nach seiner eigenen Einschätzung das schönste Amt nach Papst ist, die Idee des Einkommenskorridors aus unseren Thesen zu Demokratie und Herrschaft auf. Wie für einen SPD-Chef nicht andes zu erwarten, ist der Schritt nicht konsequent. Aber er geht immerhin in die richtige Richtung und das ist bei der SPD ja längst nicht selbstverständlich.

Linke Auswege aus der Krise − ökonomische und soziale Perspektiven

Beitrag von Lena Kreck, geschrieben am 19.02.2009

Endlich! Auch die Bundestagsfraktion DIE LINKE und die Rosa-Luxemburg-Stiftung haben für den 20. und 21. März eine Veranstaltung zur Weltwirtschaftskrise angesetzt. Die Podien sind prall gefüllt, so dass diese Veranstaltung zwar wenig partizipativ, doch aber informativ werden dürfte. Wem die Demo am 28.03. also nicht genügt und wer sich noch das eine oder andere starke Argument abholen möchte, der möge am 20. und 21.03. in den Bundestag kommen und der Konferenz beiwohnen.

Aus dem Programm:

Freitag
12.15 Uhr Ende des Neoliberalismus.
Alternativen zum finanzmarktgetriebenen Kapitalismus
Susan George, Ehrenpräsidentin ATTAC Frankreich, Transnational Institute

Samstag
10 Uhr Impulsreferate
Margret Mönig-Raane, Stellv. Vorsitzende Ver.di
Dr. Gregor Gysi, MdB
Wolfgang Neskovic, MdB

13 Uhr Parallele Workshops
I. Für eine Renaissance des Sozialstaats in Europa
Dr. Hans-Jürgen Urban, IG Metall
Dr. Ulrich Schneider, Paritätischer Wohlfahrtsverband
Dr. Heidi Knake-Werner, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Berlin
Adolf Bauer, Sozialverband Deutschland
Moderation Dr. Martina Bunge, MdB

II. Weltwirtschaftskrise und alternative Weltwirtschaftsordnung
Nicola Bullard, Focus on Global South
Peter Wahl, Weed, Attac
Roland Schneider, Internationaler Gewerkschaftsbund/TUAC
Moderation Heike Hänsel, MdB

III. Globale Wirtschaftsdemokratie als Alternative
Yash Tandon, Direktor South Centre
Prof. Michael R. Krätke, University of Lancaster
Susan George, Transnational Institute, Attac
Moderation Ulla Lötzer, MdB


Hier sind das vollständige Programm sowie die dringend zu beachtenden Anmeldegeschichten zu finden.

geBeutelt.

Beitrag von Lena Kreck, geschrieben am 10.02.2009

Trans4Mate hat ein neues Produkt im Angebot:

2009. Winter, Wirtschaftskrise und alle fühlen sich gebeutelt...

Trans4mate kommt in friedlicher Absicht für jene, die auch mit leeren Taschen noch schick und pc durch das Leben schreiten.
rot-weiß; blau-weiß-rot; rot-rot - so sieht das angebotene Spektrum aus.
PDS-Fahnen sollen ihre letzte Ruhe nun in Beutelform finden.
...die Beuteltiersaison ist eröffnet und die Trans4mation geht weiter.


Na, wenn das mal nicht ein verlockendes Angebot ist! Wir sehen uns beim großen Beutel-Schaulaufen.

Wenn das der Papst gewusst hätte ...

Beitrag von Thomas Lohmeier, geschrieben am 03.02.2009

Der Stellvertreter Gottes ist auf Erden schlecht beraten? Unvorstellbar. Auch wenn ich heute außerhalb eines Flugzeugs Atheist und innerhalb Agnostiker bin, so genoss ich doch eine katholische Erziehung. Seit früher Kindheit weiß ich daher: Gott sieht alles. Er ist barmherzig, nicht blind. Wenn der Hamburger Erzbischof Thissen nun erklärt, der Papst sei schlecht beraten gewesen und habe nicht gewusst, wem er seine Barmherzigkeit hat zuteil werden lassen, dann scheint der gute Mann den Namen und die Geisteskraft seines obersten Dienstherrn offenbar gering schätzen zu wollen. Wie gut für ihn, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, das zweite Gebot auch auf den Stellvertreter zu beziehen. Der Mann hätte sonst gesündigt.

Zwar mag der Papst als menschliches Wesen nicht wie sein Vorgesetzter alles wissen, aber als Hörer von Radio Vatikan wird ihm kaum die Meldung vom 23. Januar entgangen sein, dass gegen den einst von seinem Vorgänger verstossenen und von ihm ex-exkommunizierten Richard Williamson die Staatsanwalt Regensburg wegen Leugnung des Holocaust ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat. Es sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt, dass kein geringerer als Kardinal Ratzinger 1988 mit dem Begründer der Priesterbruderschaft St. Pius X., Marcel Lefebvre, die Verhandlungen führte, die nach ihrem Scheitern zur Bischofweihe und zur Exkommunikation der jetzt Rehabilitierten führte. Kaum vorstellbar also, dass der Papst wirklich nicht wusste, was er tat, wie einst die Jünger Jesu.

Der Papst ist also nicht unwissend, wie der Erzbischof glaubt. Er ist unfehlbar. Als Stellvertreter Gottes entscheidet er über das Schicksal der Kirche Jesu Christi, niemand sonst. Wer das autoritär und oder gar undemokratisch findet, ist ein Idiot. Eine Kirche - die katholische zumal - ist keine basisdemokratische Vereinigung. Die Schäfchen dürfen ihre Hirten nicht wählen. Wieso auch? Die Hirten sind Abgesandte Gottes. Wem´s nicht passt, möge sich eine andere weltanschauliche Gemeinschaft suchen. Alle Versuche, eine gute katholische Basis gegen einen wahlweise autoritären oder unwissenden Papst zu konstruieren, sind daher gegen die katholische Kirche als wichtige Glaubensgemeinschaft gerichtet. Die Religionsfreiheit - auch die der Katholiken - aber gilt es zu verteidigen!

Die ganze Aufregung ist geheuchelt. Der Papst vollstreckt Gottes Willen. Das ist seine Aufgabe. Die Frage ist nur, warum machen die Demokraten nicht, was Aufgabe der Demokraten ist? Warum behandeln sie den päpstlichen Verein nicht wie jeden anderen - wie Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände oder Umwelt- und Tierschutzorganisationen? Warum erlauben sie, dass eine antidemokratische Vereinigung ihre Mitgliedsbeiträge vom Staat eingezogen und überwiesen erhält, wie es sonst nur noch in islamischen Gottesstaaten üblich ist? Und warum darf eine Vereinigung, die einen Holocaustleugner explizit aufnimmt und als Teil ihrer Gemeinschaft betrachtet, eigentlich an Schulen ihre Anschauung verbreiten? Warum wird im Land des Papstes eigentlich nicht durchgesetzt, was seit der Französischen Revolution Merkmal eines jeden liberalen Staatswesen ist: Die Trennung von Kirche und Staat.

Sozial und national.

Beitrag von Thomas Lohmeier, geschrieben am 25.01.2009

Eine der größten Lügen, die je über die Sozialdemokraten verbreitet wurde, war die, dass es sich bei ihnen um vaterlandslose Gesellen handeln würde. Wir müssen zur ihrer Entlarvung erst gar nicht das Jahr 1914 bemühen – lächerlich, die SPD von heute mit der von damals vergleichen zu wollen. Aber blicken wir einmal zehn Jahre zurück: Gerade war die erste rot-grüne Bundesregierung ins Amt gewählt worden. Die Sozialdemokraten regierten nicht nur in Deutschland. Frankreich, Großbritannien, Italien – wohin das Auge blickte, die sozialdemokratische Internationale war an der Macht. Für einen kurzen Moment hätte sie die Chance gehabt, die neoliberalen Verträge von Maastricht und Amsterdam um eine europäische Sozialpolitik zu ergänzen. Statt dessen: Nationale Interessen, definiert durch die Exportindustrie, wurden verteidigt. Vor allem der SPD waren die Expansionspläne des deutschen Kapitals gen Osten wichtiger, als eine sozialpolitische Vertiefung der EU. So blieben die Sozialdemokraten der verschiedenen Länder, was sie schon immer waren: Parteien ihres Vaterlands.

Die Sozialdemokraten waren immer zuerst die Partei ihrer Nation. Internationalisierungsprozesse haben sie nur nachvollzogen. Ihr Internationalismus beschränkte sich auf Resolutionen. Und als sie die realpolitische Möglichkeit hatten, konnten sie selbst für die soziale Ausgestaltung der EU nicht über ihren nationalen Schatten springen. Sie blieben Verteidiger des Nationalstaats, anstatt Sozialpolitik europäisch zu gestalten. Auf die Möglichkeit, dem neoliberalen Wettbewerb der Nationalstaaten Einhalt zu gebieten, wurde verzichtet.

Wenn Müntefering nun der LINKEN eine „nationale soziale Politik“ attestiert, mag er damit Recht haben oder nicht. Aber warum konnotiert der Vorsitzende einer sozialnationaldemokratischen Partei dies eigentlich negativ?

democracy against the machine

Beitrag von Thomas Lohmeier, geschrieben am 18.01.2009

Am Wochenende war Endredaktion der neuen Ausgabe, die diesmal das Thema Demokratie und Herrschaft beleuchtet. Es soll unser Beitrag zu 60 Jahren Grundgesetz sein ;-). Freuen dürft ihr euch unter anderem auf Interviews mit der Professorin für Politische Theorie, Chantal Mouffe, dem Entdecker der Postdemokratie Colin Crouch und auf ein Streitgespräch zwischen der kritischen Staatstheoretikerin Sonja Buckel und der Juso-Vorsitzenden Franziska Drohsel. So weit die ersten Appetizer aus unserem Schwerpunkt. Mehr gibt`s später.

Die neue Ausgabe erscheint übrigens Mitte Februar. Wer jetzt gleich bestellt, bekommt sie auch nach Hause geliefert. Nicht mehr liefern können wir übrigens die erste Ausgabe des Magazins. Sie ist schlicht vergriffen. Lesen könnt ihr sie aber dennoch. Seit heute ist sie vollständig auf unsere Website.

Undogmatische Marxisten

Beitrag von Christian Wienert, geschrieben am 15.01.2009
Christian Wienert, Die Linke.SDS Potsdam

Spaltungserscheinungen aufgrund unüberbrückbarer Widersprüche in politischer Theorie und Praxis sind und waren in der politischen Linken nicht außergewöhnlich. Eine diesbezüglich höchst interessante Spaltung ereilte die stalinisierte KPD Thälmanns der späten zwanziger Jahre, als sich „rechte“ Parteimitglieder unter Führung der früheren Parteivorsitzenden Heinrich Brandler und August Thalheimer zu einer zunächst innerparteilichen Plattform zusammenschlossen, der KPD(Opposition).
Vor rund 80 Jahren, am 17. November 1928, erschien die erste Ausgabe des von der KPD(O) herausgegebenen Mitteilungsblattes „Gegen den Strom“, welches Wolfgang Abendroth später als die „beste marxistische Zeitschrift der späten Weimarer Republik“ bezeichnete. In ihr be-gründeten die Genossen aus Breslau, dem Ursprung der Opposition, ihren Schritt.

„Der Entschluss ist uns nicht leichtgefallen. Wir greifen zu diesem außergewöhnlichen Mittel in einer kommunistischen Partei, nachdem alle anderen Mittel erschöpft waren, nachdem wir mit äußerster Anspannung unserer Geduld vergebens versucht haben, die Par-teiinstanzen zur Wahrung der primitivsten Parteidemokratie anzuhalten.“

Schwere Anklagen richteten die Genossen an die Parteiführung und deren politische Linie. Die Rede war u.a. von „bürokratischer Entartung des Parteiapparats“, „ideeller und leider auch materieller Korruption“, „Willkürwirtschaft“ und „Unterdrückung der selbstständigen Regung und Willensbildung der Mitgliedschaft“. Sie entschieden sich für die Opposition, weil für sie das Interesse der Partei, das mit den Interessen der Revolution zusammenfiele, höher stünde als eine Parteiführung, die die Grundlagen einer wirklichen kommunistischen Politik zerstörte.

Stalinisierung und ultralinke Wende
Die Kritik kam nicht über Nacht. Schon kurz nach der Gründung der KPD gab es in der Partei Genossen, die der zunehmenden Beeinflussung durch die Kommunistische Internationale und die KPR kritisch gegenüber standen. Die Treue zu Sowjetrussland und die ungebrochene Bewunderung für die Revolution in Russland führten zu einem Großteil unkritischer Parteimitglieder, die Andersdenkende schnell als Feinde des Kommunismus brandmarkten. Bis zum Oktober 1923, als die Arbeiterregierungen in Sachsen und Thüringen nach dem missglückten Aufstandsversuch in Hamburg aufgelöst wurden, war die KPD eine mehr oder weniger selbstständige Partei, die trotz aller Hochachtung für die Oktoberrevolution ein distanziertes, aber solidarisches Verhältnis zu Sowjetrussland besaß. Mit der neuen Führung um Ruth Fischer und vor allem der um Ernst Thälmann war diese Zeit vorbei. Spätestens ab 1927 zeigten sich Anzeichen einer ultralinken Wende in der Partei. Thälmann kooperierte eng mit Stalin und die Gleichschaltung der Kommunistischen Parteien mit der KPdSU wurden vorangetrieben.
Thalheimer und Brandler, die mittlerweile im „Ehrenexil“ in der Sowjetunion lebten, versuchten von Moskau aus auf die Entwicklungen in der KPD Einfluss zu nehmen. Sie plädierten weiterhin für Eigenständigkeit und definierten die ultralinke Strategie als nicht marxistisch. In der Parteiführung sprach man daraufhin von der „rechten Gefahr“ und versuchte Thalheimer und Brandler politisch auszuschalten. Doch beide forderten immer vehementer ihre Rückkehr nach Deutschland und konnten dies nach vierjährigem Exil 1928 durchsetzen. Im Spätsommer desselben Jahres erreichten die Gegner der Parteiführung die Absetzung Ernst Thälmanns, der in einen Korruptionsskandal verwickelt war. Im Oktober beschloss das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationalen in Moskau jedoch, Thälmann wieder einzusetzen und den ZK-Beschluss aufzuheben. Thalheimer und Brandler begannen, Gleichgesinnte um sich zu sammeln, die sich nicht der Direktive aus Moskau unterwerfen wollten.

Gründung der KPD (O)
Entgegen dem stalinistischen Verständnis einer monolithischen Kommunistischen Partei wur-de die KPD(O) zunächst als innerparteiliche Plattform und nach Ausschluss ihrer Mitglieder aus der KPD bald darauf als eigenständige Partei gegründet. Gründungsmotive waren die Ab-lehnung der Partei-Führung, der innerparteilichen Bürokratie und der politischen Linie der KPD.
Bezüglich des Parteiapparats klagte die Opposition:

„Die Revolution vorbereiten, führen und durchführen kann nur eine Partei deren Mitglieder politisch selbstständig sind, in denen der Geist der revolutionären Initiative und der Kritik lebendig ist.“

In mehreren Punkten kritisierte die Opposition die politische Linie de Parteiführung. Deren „Gerassel mit revolutionären Phrasen“ machte solange keinen Sinn, wie es nicht „organisch mit Tageskämpfen verbunden wird“, klagten die Genossen aus Breslau. Die sogenannten „re-volutionären Übergangslosungen“, die den täglichen sozialen Kämpfen revolutionäre Per-spektiven gaben und sie auf die proletarische Diktatur hin ausrichteten, wurden nämlich von der KPD-Führung abgelehnt.
Eng damit verbunden war die Kritik am „kommunistischen Abenteurertum“ der Partei in der Gewerkschaftspolitik, die auf Konfrontation mit den reformistisch geführten Arbeitern ausge-richtet wäre und die Gewerkschaften mitsamt ihren Mitglieder in Gegnerschaft zur KPD brächten.
Die Hauptkritik der KPD(O) an der Mutterpartei betraf die Behinderung einer Einheitsfront gegen den Faschismus. Dies gipfelte gar in einem von der NSDAP initiierten und von der KPD unterstützten Volksentscheid gegen die SPD-Regierung in Preußen 1930 und einer ge-meinsamen Streikfront von Nationalsozialisten und Kommunisten während des Berliner Ver-kehrsarbeiterstreiks von 1932. Das Festhalten an der Sinowjewschen „Sozialfaschismustheo-rie“ gegen die SPD, die freilich ebenfalls Schuld am Nichtzustandekommen der Einheitsfront traf, war nach Meinung der KPD(O) ein fataler Fehler der Mutterpartei.
Das Ziel der KPD, wie auch der KPD(O), war die Beseitigung der bürgerlich-parlamentarischen Republik und die Errichtung einer Räterepublik. Während die KPD(O) jedoch zunächst für die Verteidigung der Weimarer Republik gegen den Faschismus plädierte, verkannte die KPD, dass die bürgerlich-parlamentarische Republik der bessere Kampfboden für Kommunisten gewesen wäre als der Faschismus. Von Anfang an machte die Opposition die KPD auf Bedrohung durch den Faschismus aufmerksam. August Thalheimer, der bereits in der KPD zu den führenden Theoretikern gehörte, entwickelte dazu eine brillante marxistische Analyse des Faschismus.

Thalheimers Faschismusanalyse
Ausgangspunkt dafür war Karl Marx’ Analyse des Bonapartismus im Frankreich des 19. Jh. Wie dieser war, laut Thalheimer, auch der Faschismus eine Form der offenen Diktatur des Kapitals mit einer verselbstständigten Exekutivgewalt. Während der Bonapartismus die offe-ne Diktatur des Kapitals in Zeiten der freien Konkurrenz war, so bildete der Faschismus die offene Diktatur des Kapitals im Zeitalter des Monopolkapitalismus (Imperialismus). Sie stell-ten beide die finale Form der bürgerlichen Herrschaft dar, wären aber keine einmaligen Er-eignisse, sondern könnten jederzeit wieder auftreten, solange die Arbeiterklasse nicht die Fä-higkeit besäße, die Macht endgültig an sich zu reißen und den Zyklus zu beenden. Thalheimer warnte vor der drohenden Gefahr des Faschismus, indem er klarstellte, dass in allen kapitalis-tischen Ländern die Bestrebungen dahin gingen, das parlamentarische System auszuhöhlen, um stärkere Garantien für die Bourgeoisie zu schaffen. Allerdings würde nicht gesetzmäßig (gewissermaßen als fließender Übergang) der Faschismus folgen, denn die Herstellung der offenen Diktatur wäre nur durch einen Putsch bzw. einen Staatsstreich möglich. Nur durch diesen „Sprung“ könnte das parlamentarische System vollständig beseitigt werden. Thalheimer sagte ausdrücklich, dass die Regierung Papen-Schleicher nur noch ein kurzer Zwischenakt zur offenen direkten faschistischen Diktatur wäre, wenn nicht die Arbeiterklasse in letzter Stunde entscheidend eingreife.
Doch die dafür notwendige Einheitsfront von Kommunisten und Sozialdemokraten kam nicht zustande. Die Opposition war bis zur Illegalität eine kleine und für die deutsche Politik unbe-deutende Partei. Erfolge bei größeren Wahlen blieben aus. Zu Reichstagswahlen trat die Op-position gar nicht erst an, sondern unterstützte die KPD.
Die Stalinisierung und blinde Moskautreue der KPD sollte sich später als Fehler erweisen. Doch die Einsicht kam zu spät. Stattdessen wurde die „Rechtsabweichung“ in der KPD als Gefahr für die kommunistische Bewegung dämonisiert, während die tatsächliche Bedrohung in dem Sektierertum der Ultralinken auf Kosten des Pluralismus und der innerparteilichen Demokratie lag.
Kurze Zeit später saßen rechte und linke Kommunisten sowie Sozialdemokraten Seite an Sei-te in den faschistischen Konzentrationslagern. Wie kleinlich wirken dagegen die vorherigen Auseinandersetzungen innerhalb der sozialistischen Bewegung.

Zum Autor:
Christian Wienert hat Geschichte studiert, war stellv. Kreisvorsitzender der LINKEN Potsdam und engagiert sich in der dortigen Hochschulgruppe DIE LINKE.SDS.

Antikapitalistischer Ratschlag:

Beitrag von Kolja Möller, geschrieben am 05.01.2009

Die Interventionistische Linke, ein Netzwerk unterschiedlicher außerparlamentarischer und linksradikaler Gruppen, lädt für den Sonntag, 25.1. ins Frankfurter Gewerkschaftshaus zum antikapitalistischen Ratschlag. Das Programm ist viel versprechend: Neben einer einleitenden Diskussionsrunde, an der sich auch Prager Frühling-Redaktionsmitglied Norbert Schepers beteiligen wird, gibt’s Arbeitsgruppen und Leitfragen, die sich die Organisatoren überlegt haben. Wollen wir also hoffen, dass am Ende „was rüber kommt“: Aktionstage, Kampagnen. was Konkretes jedenfalls. Und hoffen wir auch, dass die Diskussionen und Arbeitsgruppen nicht nur dazu dienen, dass alle möglichen linke Kleinsekten ihre jeweilige Generallinie vorstellen.

50? Pah. 100 Milliarden!

Beitrag von Jörg Schindler, geschrieben am 05.01.2009
50? Pah. 100 Milliarden!

Eine Nachricht aus der Gruft: "...Zusammenfassend lässt sich vor diesem Hintergrund feststellen, dass für zusätzliche Ausgaben, wie Ihr sie im Rahmen Eures Wirtschaftskonzeptes vorseht, schlichtweg keine Finanzmittel zur Verfügung stehen. Sicherlich ist Euch einsichtig, dass es zutiefst unseriös und politisch zudem außerordentlich gefährlich wäre, wenn die LINKE zusätzliche neue Ausgaben beschließen würde, ohne dass sie diese hinreichend konzeptionell mit zusätzlichen Einnahmen untersetzen kann. ...Obwohl wir zudem die Notwendigkeit sehen, wirtschaftspolitische Konzepte der LINKEN weiter zu entwickeln und Sympathie für viele Eurer Vorstellungen haben, halten wir es für inakzeptabel zugunsten der Wirtschaftspolitik andere wesentliche Politikschwerpunkte und öffentlich proklamierte Kernforderungen der LINKEN zurückzustellen oder mit rein fiktiven Mehreinnahmen zu untersetzen." Zutiefst unseriös wäre das also, quasi außerordentlich gefährlich, wenn DIE LINKE ein Zukunftsinvestitionsprogramm (ZIP) von 50 Milliarden Euro fordern würde, wie es der Gewerkschaftsflügel der LINKEN vertrete. Helmut Holter störte noch etwas besonders, nämlich: "...Seit Jahren begleitet und ärgert mich der Vorwurf, DIE LINKE sei eine wirtschaftsferne und unternehmerfeindliche Partei, die nur auf Umverteilung setze."

Das war einmal. Man könne meinen, heute lebten wir in einer anderen Welt. Die Große Koalition diskutiert heute über ein Konjunkturprogramm; die Vorschläge der SPD sind denen des ZIP in weiten Teilen ähnlich: Anhebung der Spitzensteuersätze, Mehrausgaben für Schulen und Verschrottungsprämien für Non-Ök-PKW. Größenordnung: 30 bis 50 Milliarden.

Und Bodo Ramelow, LINKE-Spitzenkandidat in Thüringen, setzt jetzt noch einen drauf: "...Insgesamt werden aber mittelfristig 100 Milliarden Euro benötigt, 50 Milliarden für Investitionen und Bildung sowie 50 Milliarden für die Ankurbelung der Binnennachfrage. Dazu gehört insbesondere das Aufstocken der Niedrigeinkommen...."
50? Pah! Unter 100 Milliarden machts DIE LINKE also jetzt nicht mehr. Wie sagt der Ossi doch so oder so ähnlich: Dem Investör ist nichts zu schwör. Denn alle alten Sanierer entdecken jetzt doch noch Keynes. Das freut mich. Aber psst: Folgende Leute dürfen davon nichts erfahren: Carl Wechselberg, Angelika Gramkow, Ronald Weckesser, Angelika Klein, Mike Huster, Ralf Christoffers und Barbara Höll. Denn so besteht der Bodo niemals den Seriösitäts-Check. Und Helmut Holter muss weiter das Vorurteil entkräften, DIE LINKE sei eine unternehmerfeindliche Partei, die nur auf Umverteilung setze. Gruft, geh bloß schnell wieder zu.

Schöner Schenken mit prager frühling

Beitrag von Norbert Schepers, geschrieben am 19.12.2008
verschenke prager frühling

Alle Jahre wieder stellt sich kurz vor Weihnachten die Frage nach dem passenden Geschenk.
In übervolle Einkaufstempel hetzen und etwas erstehen, was am Ende doch wieder zurückgetauscht werden muss, war gestern. Ab diesem Jahr gibt es eine Alternative: das prager-frühling-Jahresabo. Gehe einfach auf Abonnieren und bestelle zum Preis von 15 Euro ein Jahresabo.

Die dadurch gewonnene Zeit kann dann genutzt werden, um was Schönes zu lesen, z.B. die aktuelle Ausgabe vom prager frühling zu den Schwerpunkten „Ho-Ho-Hochkultur? - Zum Verhältnis von Politik und Kultur“ sowie „feminism, baby - Yes, we can zur Frage Wie feministisch ist die Linke?“

Zum Schenken lädt auch unsere schöne Postkarte "verschenke prager frühling" ein, hier als PDF zum Download.

Auf jeden Fall wünschen wir Euch eine schöne Weihnachtszeit,
Eure Redaktion

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