Krieg und Frieden
Weltinnenpolitik und die Zukunft ziviler Konfliktbearbeitung
Marxismus-Feminismus ist, wie wir spätestens seit dem diesjährigen Kongress The Strength of Critique. Trajectories of Marxism-Feminism wissen, kein einheitliches Theoriegebäude. Keiner akademischen Schulbildung entsprungen, sondern in der Schule der Zweiten Frauenbewegung selbst und somit als Resultat kollektiver Theoriebildung entstanden, ist M-F dementsprechend heterogen. Gleichwohl gibt es einen gemeinsamen Fokus: Allen Ausrichtungen gemein ist die Skandalisierung von Ausbeutungsformen, die nicht in der normalen Lohnarbeit aufgeht. Wenn es Marx‘ eigentliche Leistung war, aufgedeckt zu haben, wie unter kapitalistischen Verhältnissen Aneignung fremden Eigentums in vertraglich korrekter Form stattfinden kann, nämlich „in den verborgenen Stätten der Produktion“ als Mehrwertakkumulation, so machten marxistisch orientierte Feministinnen spätestens ab den 1970er Jahren geltend, dass dieser sozusagen „normalen“ Form der Ausbeutung, die Marx mit dem Mehrwert vor Augen stand, eine andere, nicht nur von Marx selbst , sondern vor allem vom späteren Marxismus ignorierte Form der Ausbeutung zugrunde lag: Die in den Haushalten meist von Frauen gratis verrichtete Hausarbeit erwies sich bei näherer Betrachtung als die noch viel verborgenere Stätte der Reproduktion, die, so die These der damaligen Feministinnen, die Ausbeutung der normalen Lohnarbeit nicht nur überhaupt ermöglichte, sondern diese in ihrem Beitrag für die gesamte Kapitalakkumulation bei weitem Überstieg: Bevor ein Arbeiter in der Fabrik lohnerwerbstätig und damit an seinem Mehrwert ausbeutbar wird, ist sehr viel Gratis-Arbeit notwendig, die von den Lohnkosten in keinerlei Weise abgedeckt sind.
Wie richtig diese Annahme war, wissen wir spätestens seit der Erhebung des um die Gratisarbeit erweiterten Bruttoinlandproduktes: die Volumen der in Haushalten unbezahlt geleisteten Arbeit übersteigt heute in den meisten westlich-kapitalistischen Gesellschaften dasjenige der Lohnerwerbsarbeit (Madörin 2010).
Feministinnen stellten mit dieser Sichtweise eine zentrale Grundannahme von Marx in Frage, nämlich, dass sich die Kapitalakkumulation nach jenem ersten, auch von Marx anerkannten Prozess der „ursprünglichen Akkumulation“ ausschließlich im Rahmen der von ihm analysierten Mehrwertausbeutung abspiele. Und sie brachten damit auch andere politische Subjekte als den traditionellen Blue-Collar-Arbeiter ins Spiel. In einer auch heute noch beeindruckend eigenständigen Theoriebildung haben insb. die damaligen Bielefelder Soziologinnen Maria Mies, Veronika Bennholdt-Thomsen und Claudia von Werlhof in Anlehnung an Rosa Luxemburgs These, dass „der Kapitalismus auch in seiner vollen Reife in jeder Beziehung auf die gleichzeitige Existenz nichtkapitalistischer Schichten und Gesellschaften angewiesen ist“ (GS 5: 313), postuliert, dass die häusliche Produktion mit ihrer unbezahlten Reproduktionsarbeit als eine solche nicht-kapitalistische Produktionsweise aufzufassen sei. Rückblickend fasst Mies das, was sie und ihre Kolleginnen damals theoretisch zu fassen suchten, in das Bild einer „Unterwasser-Ökonomie“, in der die Lohnarbeit und damit die normale Form der Ausbeutung nur die „Spitze des Eisbergs“ ist, die auf einem unsichtbaren Sockel unbezahlter Subsistenzarbeit fußt, der ganz andern Formen von Enteignung ausgesetzt ist (Mies 2009: 275). Damit nahmen die Bielefelder Soziologinnen nicht nur die heutige Diskussion um Neue Landnahmen vorweg, deren zentrale Aussage es ist, dass Formen der „Akkumulation durch Enteignung“ von ihrem Umfang her die Ausbeutung der Lohnarbeit bei weitem übersteigt (Harvey 2005). Sie sahen es auch als Fehleinschätzung der damaligen Linken, davon auszugehen, dass der voranschreitende Kapitalismus schließlich alle Menschen in Normalarbeitsverhältnisse und damit in die „normale“ Form der Ausbeutung integrieren würde. Dessen Voranschreiten, so ihre damals geradezu visionäre These, führt im Gegenteil dazu, dass ein immer größerer Teil der Bevölkerung sich mehrheitlich außerhalb von Lohnverhältnissen reproduziert, dass mit anderen Worten mit zunehmender Ausdehnung kapitalistischer Verhältnisse auch eine (städtische) Subsistenzproduktion laufend wächst.
Mit dem in diesem Zusammenhang geprägten Begriff einer „Hausfrauisierung der Lohnarbeit“ nahmen sie damit in gewisser Weise auch die heutige Diskussion um Prekarisierung vorweg. Mit diesem Begriff verbanden die Bielefelder Soziologinnen schon damals den Übergang von – eben eigentlich nur für die kurze Zeit des Fordismus geltenden – Normalarbeitsverhältnissen in deregulierte Formen von Lohnarbeit für alle. Von „Hausfrauisierung“, so ihre damalige Prognose, würden im Zuge der Globalisierung alle Erwerbstätigen, also auch Männer, betroffen. Um dieses Phänomen zu bezeichnen, prägte Bennholdt-Thomsen bereits zu Beginn der 1980er Jahre den Begriff der „marginalen Masse“ (1981: 43). „Masse“ meint, dass mittlerweile (in weit entwickelten Kapitalismen wie den unsrigen) eine Mehrheit der Bevölkerung so funktionieren muss. „Marginal“ meint, dass sie eine „Randexistenz“ führen, die jedoch zur „Normalität“ wird. Die Bedeutung der „marginalen Masse“ liegt für Bennholdt-Thomsen darin, dass diese sich aus der Perspektive des Kapitals kostenlos reproduziert, ihm aber, je nach Bedarf, dennoch wieder zur Verfügung steht. Ihre Reproduktionskosten sind damit, obwohl sie Lohnerwerbstätige sind, in keiner Weise vom Kapital entschädigt, ein Umstand, den Marx kaum vorsah. Die „Hausfrauisierung der Lohnarbeit“ postuliert damit letztlich das – für kapitalistische Verhältnisse notwendige – Verquicksein von Lohn- und Subsistenzarbeit. Diese Theoretikerinnen gingen damit von einer gerade in fortgeschrittenen Kapitalismen notwendig werdenden Artikulation unterschiedlichen Produktionsweisen aus.
Dass heute der Care-Sektor zum privilegierten Ort hausfrauisierter Lohnarbeit und damit zum wichtigsten Arbeitsfeld der marginalen Masse geworden ist, konnten allerdings die Bielefelder Soziologinnen damals noch nicht vorhersehen. Durch die teilweise Überführung der vormals von Frauen unentgeltlich geleisteter Arbeit in die Lohnförmigkeit ist ein laufend expandierende wertschöpfungsschwacher Sektor entstanden, in dem es unter kapitalistischen Verhältnissen kaum möglich ist, ein existenzsicherndes Einkommen zu generieren. Die darin Tätigen, wiederum meist Frauen, bleiben deshalb, und weil sie heute oftmals selbst Haushaltsvorständinnen sind, für ihre eigene Reproduktion in großem Umfang auf die unbezahlte Arbeit – meinst anderer Frauen – angewiesen, die damit demselben Mechanismus ausgesetzt sind.
Um die damalige Hausarbeitsdebatte und somit den Marxismus-Feminismus für postfordistische Verhältnisse zu adaptieren, ist deshalb ein Zusammengehen mit der seit Beginn der 1990er Jahre neu entstandenen Feministischen Ökonomie notwendig, die mit ihrem Begriff der Care-Ökonomie genau dieses Wechselverhältnis zwischen bezahlter und unbezahlter Care-Arbeit zu fassen sucht. Die feministische Ökonomie stellt damit ein wichtiges Mittel bereit, den Care-Sektor sowohl von den ökonomischen Dynamiken wie von den Größenordnungen her mit dem übrigen Teil der Wirtschaft in Beziehung zu setzen (Madörin 2010; 2014). Sie kann damit teilweise erklären, warum die auch von einem Teil der Frauenbewegung als Weg der Emanzipation angestrebte Überführung der vormals von Frauen gratis verrichteten Hausarbeit in die Lohnförmigkeit unter kapitalistischen Verhältnisses zwangsläufig dazu führt, dass der Care-Sektor ein Niedriglohnsektor bleibt.
Genau in diesem Punkt aber stimmt auch der produktivistische Bias des Marxismus nicht: Produktivitätsfortschritte erhöhen nicht zwangsläufig den Lebensstandard für alle. Wenn heute in fortgeschrittenen kapitalistischen Gesellschaften rund 30% des BIP dem wertschöpfungsschwachen Care-Sekor zuzurechnen sind, so stellt dies ganz neue Fragen – auch an eine marxistische Linke, die in diesem Punkt oftmals immer noch „fordistisch“ denkt.//
Insgesamt lässt sich deshalb mit Silvia Federici sagen, dass wir heute nicht mehr von einem generellen Widerspruch oder Interessenskonflikt zwischen Kapital und Arbeit ausgehen können, wie das noch zu Marx‘ Zeiten der Fall war. Nicht alle Lohnerwerbstätigen geraten heute unter Druck, sondern vorrangig diejenigen, die in irgendeiner Weise in Reproduktionsarbeit, bezahlte wie unbezahlte, involviert, d.h. im Care-Sektor tätig sind. So betrachtet verläuft der neue Widerspruch heute vielmehr zwischen dem wertschöpfungsschwachen und dem wertschöpfungsstarken Sektor resp. zwischen den Personengruppen, die jeweils darin beschäftigt sind.
Neoliberale Restrukturierungsprogramm intervenieren nicht zufällig vorrangig in diesen wertschöpfungsschwachen Sektor, weil er es ist, der die Kapitalinteressen am meisten tangiert. Neoliberalismus, so ließe sich aus der Perspektive eines aktualisierten Marxismus-Feminismus sagen, ist deshalb nicht einfach die Privatisierung von Bahn und Post. Er ist auch und vielleicht sogar vorrangig eine massiver Eingriff in die Weise, wie Menschen heute gezwungen sind, sich zu reproduzieren. Was sich hier vollzieht, ist ein stillschweigendes Strukturanpassungsprogramm für den Bereich der individuellen und sozialen Reproduktion, das weitgehen unbeachtet – und damit auch ungestört – von (traditioneller) linker Theoriebildung operiert.
Es sei denn, es interveniere hier ein neu erwachter Marxismus-Feminismus – was er ja glücklicherweise an verschiedensten Orten bereits tut.
Tove Soiland unterrichtet feministische und politische Theorie bei einer Gewerkschaft und anderen Bildungsinstitutionen. Sie ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift Widerspruch. Beiträge zu sozialistischer Politik.
Fraser, Nancy (2014: Behind Marx’s hidden abpode. In: New Left Revies 86, S. 55-72
Haug, Frigga (1990): Ökonomie der Zeit, darin löst sich schliesslich alle Ökonomie auf. Neue Herausforderungen an einen sozialistischen Feminismus. In: Das Argument 184, S. 879-893.
Bennholdt-Thomsen, Veronika (1981): Subsistenzproduktion und erweiterte Reproduktion. Ein Beitrag zur Produktionsweisendiskussion. In: Gesellschaft: Beiträge zur Marxschen Theorie 14 (hrsg. H.G. Backhaus et al.). Frankfurt: , S. 30-51.
Donath, Susan (2001): The Other Economy. A Suggestion for a Distinctively Feminist Economics. In: Feminist Economics, vol. 6, no. 1, 115-123, (dt. Übersetzung in: Bischel, Iris et al., 2014: Kritik des kritischen Denkens (= Denknetz Jahrbuch 2014). Zürich, 167-177).
Federici, Silvia (2010): The reproduction of labour-power in the global economy, Marxist theory and the unfinished feminist revolution. Reading for Jan. 27, 2009, UC Santa Cruz seminar “The Crisis of Social Reproduction and Feminist Struggle”.
https://caringlabor.wordpress.com/2010/10/25/silvia-federici-the-reproduction-of-labour-power-in-the-global-economy-marxist-theory-and-the-unfinished-feminist-revolution/ (4.2.2015).
Feministische Autorinnengruppe (2013): Das Theorem der neuen Landnahme: eine feministische Rückeroberung. In: Baumann, Hans/Bischel, Iris et al. (Hg.): Care statt Crash. Sorgeökonomie und die Überwindung des Kapitalismus. (= Denknetz Jahrbuch 2013). Zürich, 99-118.
Harvey, David (2005): Der Neue Imperialismus. Hamburg: VSA.
Luxemburg, Rosa (1978, erst. 1912): Die Akkumulation des Kapitals. Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus. In: Rosa Luxemburg: Gesammelte Werke Band 5, Ökonomische Schriften. Ostberlin (zit. als GW Bd. 5).
Madörin, Mascha (2010): Care-Ökonomie – eine Herausforderung für die Wirtschaftswissenschaften. In: Bauhardt, Christine / Cağlar, Gülay (Hg.): Gender and Economics. Feministische Kritik der politischen Ökonomie. Wiesbaden, 81-103.
Madörin, Mascha (2011): Das Auseinanderdriften der Arbeitsproduktivitäten: Eine feministische Sicht. In: Denknetz (Hg.): Gesellschaftliche Produktivität jenseits der Warenform. Jahrbuch 2011. Zürich, 56-70.
Madörin, Mascha (2014): Kommentar zu Donaths Artikel aus der Sicht einer feministischen Politökonomin. In: Bischel, Iris / Knobloch, Ulrike et al.: Kritik des kritischen Denkens. (= Denknetz Jahrbuch 2014). Zürich, 178-187.
Marx, Karl (1962): Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Berlin (MEW 23).
Mies, Maria (2009): Hausfrauisierung, Globalisierung, Subsistenzproduktion. In: Linden, Marcel von der / Roth, Karl Heinz: Über Marx hinaus. Hamburg, 255-290.
Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter.
Weltinnenpolitik und die Zukunft ziviler Konfliktbearbeitung
„Sag mir, wie hältst Du es mit der Weltpolizei?“
Thesen der Redaktion zur Weltinnenpolitik
Streitgespräch mit Kathrin Vogler, Arvid Bell, Martin Glasenapp und Jan van Aken
Zur Semantik internationaler Politik
Interview mit der Journalistin und Publizistin Carolin Emcke
Internationale Politik als radikale Realpolitik
Konfliktbearbeitung als Alternative zu Militärinterventionismus
Im Internationalismus linkssozialistischer Parteien kommt der Osten Europas bisher nicht vor
Interview mit Miriam Saage-Maaß vom European Center for Constitutional and Human Rights
Auch in der fünften Dimension präsentiert sich das Militär lieber als Verteidigungsarmee
In Friedensfragen sind NVA-Generäle schlechte Ratgeber
Chancen und Hindernisse einer rot-grün-roten Außen- und Sicherheitspolitik
Vergessene Kriege und identifikationsträchtige Konflikte für Linke
Das große Marxismus-Feminismus-Outing
Marxismus feministisch vom Kopf auf die Füße stellen
Zwischen dem Pfad von Solidarität & Demokratie und dem Kurs der Spaltung
Rosa Luxemburgs Antikriegspolitik
Rezension des neuen Buchs von Slavoj Zizek
Wir stehen an einem Wendepunkt. Seit zwei Jahren erleben wir eine neue Welle von Protesten und Ordnungskämpfen . Gleichzeitig gibt es einen neuen Rechtsterrorismus und den Versuch der Landnahme rechter Netzwerke bis weit hinein in Polizei und Militär ...
Welche Serien sehen Linke, und warum? Warum gehört Beckenbauer aus dem DFB geschmissen und was machen Feine Sahne Fischfilet in Paris? Was haben Soccer und Sozialismus miteinander zu tun und welche Musik würde der klassische Pianist Igor Levit gern bei einer Demo hören? Diese Fragen beantwortet die neue Ausgabe des Magazins für Freiheit und Sozialismus.
Die Gegenwart ist reich an Mythen: Die Linke interessiere sich nicht mehr für die Arbeiterklasse und der globale Aufbruch von `68 sei ein Aufstand der ohnehin Privilegierten. Dieser grassierenden Geschichtslosigkeit entgegen rekonstruieren wir das Unabgegoltene des Aufstands im Mai `68 und fragen nach den Folgen der Niederschlagung des Prager Frühling für die Linke in Ost- und Westeuropa ...
Die politische Linke habe sich die letzten Jahrzehnte zu viel mit Gedöns und zu wenig mit Klassenpolitik beschäftigt, so ist im politischen Feuilleton derzeit häufiger zu lesen. Nur: Stimmt das überhaupt? Und was hieße Klassenpolitik auf der Höhe der Zeit?
Ob PASOK in Griechenland oder die Parti Socialiste in Frankreich, in vielen Ländern sind die Sozialdemokraten zu Kleinstparteien geworden. Auch hierzulande geht’s der SPD alles andere als gut. Was bedeutet die Schwäche der SPD für die Linke? Was für eine sozialistische Europapolitik? Eine Ausgabe über Glanz und Elend der realexistierenden Sozialdemokratie.
Sie hassen und sie brauchen sich. Die völkische Rechte nutzt islamistischen Terror und neo-salafistische Ideologie zur Selbstermächtigung und zur geistigen Aufrüstung beim Kampf um die Straße. Unsere Autor*innen gehen der Frage nach, woher sich diese „autoritären Revolten” speisen, wie ihnen zu begegnen ist und welche Rolle eine emanzipatorische Linke dabei spielen sollte.
In EU und Euroraum erleben wir wie der neoliberale, finanzgetriebene Kapitalismus einfach so weitermacht wie bisher. Was eine linke Antwort ist, kann als umstritten gelten: Rückzug in den nationalstaatlich organisierten Kapitalismus oder eine solidarische und demokratisierte Wirtschaftsordnung in Europa?
Wer ist das Volk in „Wir sind das Volk“? — Wir haben uns in Europa und den Amerikas auf die Suche nach dem Volk der rechten Wutbürger und dem Volk des Linkspopulismus begeben. Gefunden haben unsere AutorInnen populistische Elemente in der repräsentativen Demokratie und einen radikaldemokratische Impetus des Linkspopulismus. In den Beiträgen werden Fragen nach der (Un)Möglichkeit des Pluralismus innerhalb linkspopulistischer Strategien und nach der Realpolitik des Populismus an der Macht gestellt.
Terror, Gewalt, Kriminalität — SicherheitspolitikerInnen behaupten darauf eine Antwort zu haben. Aber was war eigentlich noch mal die Frage? Unsere AutorInnen haben versucht herauszufinden, was das eigentlich ist: Sicherheit. Sie haben sich an Antworten darauf versucht, ob es eine linke und emanzipatorische Sicherheitspolitik geben kann und worin diese eigentlich bestehen sollte.
Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen. … oder höchstens eine ganz kleine vielleicht oder einen Zaun aus Natodraht. Die selektive Abschottung des „Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“ nach außen ist in seiner bisherigen Form gescheitert. Unsere AutorInnen intervenieren in diese Neuaushandlung zentraler Fragen von Nationalstaatlichkeit, globalen Rechten und Demokratie ...
Putinversteherin und Faschistenfreund – in Diskussionen über den Umgang mit bewaffneten Konflikten, wird schnell auch rhetorisch scharf geschossen. In seiner neuen Ausgabe fragt prager frühling wie eigentlich linke Weltinnenpolitik geht und wie eine Neuerfindung des politischen Pazifismus ins Werk zu setzen wäre.
Griechenland hat die Austeritätspolitik abgewählt - durchgesetzt hat dies eine linke soziale Bewegung auf den Straßen und Plätzen. Ohne die enge Verzahnung mit Syriza als parlamentarischer Verlängerung wäre dies nicht möglich gewesen. In Dresden hingegen marschiert mit Pegida eine neue APO von rechts und mit der AfD rückt eine neue Rechtspartei in die Parlamente ein. Genügend Gründe also sich mit den Formatierungen parlamentarischer Demokratie zu beschäftigen. Spielräume für emanzipatorische Kämpfe zu ergründen und Beschränkungen einer Politik im Zählverein zu analysieren.
Elendig lange scheint es her, dass Francis Fukuyama en passant mit dem Ende der Geschichte auch das Ende des Zukunftsdenkens ausgerufen hat. Elendig ist das gegenwärtige Zukunftsdenken auch nach dem Ende dieses „Endes der Geschichte“. In Politik, Wissenschaft und Literatur ist der Bedeutungshorizont von Zukunft auf die Begrifflichkeiten der Versicherungsmathematik zusammengeschrumpft. Der Versuch einer Rettung
Emanzipatorische Alternative jenseits von Markt und Staat oder nur Lückenbüßer für vormals staatlich organisierte Aufgaben? Unsere Autor*innen haben sich auf die Suche nach heutigen Commons gemacht. Im ersten Teil der Ausgabe haben sie die Kontaktzonen zum Markt, Staat und Care-Ökonomien besichtigt und theoretisch vermessen. Im zweiten Teil der Ausgabe haben sie Gemeinschaftsgärten durchstreift sowie an „Energietischen“ gesessen, um Kämpfe um Commons zu dokumentieren.
Die heilige Dreifaltigkeit der Linken ist die Trinität aus Protestieren, Opponieren, Mitregieren. Bei der Frage, in welcher Beziehung die drei stehen, gerät die Gemeinde oft ins Stammeln und die politischen Theologen antworten mit dürren Dogmen. Unsere AutorInnen haben zunächst gefragt, wo er ist, der ominöse Ort der Macht und sind ihm dann mit steilen Thesen auf den Leib gerückt.
Unsere AutorInnen fragen sich, ob die Schwarmintelligenz den Cybersexismus überwinden kann und wo genau die Grenzen des digitalen Medienbaukastens verlaufen. Kai van Eikels analysiert die Ideologie des „Nerds“ und Mathias Schindler erklärt, wie es mit Wikipedia weitergeht. In den Feminismen gibt Dr. Lady Bitch Ray dem Feminismus der ersten Welle einen fetten Zungenkuss, während Stefan Gerbing in der ersten Hurenzeitung der Weimarer Republik geblättert hat.
Nein, ihr habt’s wieder falsch verstanden! Entschleunigung heißt nicht Breitbandrossel, liebe Telekom. Und Du, Frankfurter Polizei: Die Entdeckung der Langsamkeit meint nicht, zehn Stunden Zwangsentschleunigung im Kessel. In der Stress-Ausgabe prager frühling geht’s, darum wie man es richtig macht.
Der Realsozialismus ist auch auf der Speisekarte gescheitert: Als Diktatur des schlechten Geschmacks. Die Verhältnisse an kapitalistischen Tafel sind nicht weniger ungenießbar. Tausch von ökonomischem und sozialem Kapital geht vor. Wenn Renate Künast eine Flasche fairen Bio-Orangensaft kauft, geht locker das Tagesbudget eines Hartz-IV beziehenden Kindes über die Theke ...
Die neue Ausgabe des prager frühling erscheint am 26.10.2012 und kann hier bestellt werden.Im Schwerpunkt geht es diesmal um die „Neue soziale Idee“ und damit die Frage nach emanzipatorischen Potentialen, aber auch den Grenzen einer linken Sozialpolitik.
Und in Berlin singen die Ultras von der FDP gemeinsam mit den Polithools vom rechten Rand: „Protektorat statt Europarat!“ Wird in Griechenland bald mehr als nur Deutsch gesprochen? Unsere AutorInnen stellen sich dem Einmarsch entgegen. Lucas Oberndorfer analysiert den autoritären Wettbewerbsetatismus als Krisenbearbeitungsstrategie ...
Von wegen „schönste Nebensache“ der Welt. Sex ist diesmal der Schwerpunkt unseres Heftes. Während uns die Starsoziologin Eva Illouz über den Zusammenhang von Kapitalismus und Partnerwahl aufklärt, analysiert Kathy Meßmer Intimchirurgie als widersprüchliche Praxis. Außerdem im Schwerpunkt: ...
Ach diese Linken! Sie wissen genau, wie es Frieden zwischen Ramallah und Tel Aviv geben kann und sie brüllen es heraus – in Düsseldorf und Frankfurt. Während die Einen schreien: „Straßenschlacht in Ramallah, die Panzer sind die Antifa“, brüllen die Anderen: „Intifada bis zum Sieg ...
prager frühling stößt an: ein Prosit den Parallelgesellschaften! Schon klar, Integration fordert immer die Anderen. Deshalben sagen wir: "Erst wenn Efes sich ins deutsche Biersortiment eingegliedert hat und ein Hefeweizen anbietet, werdet ihr merken, dass man so etwas nicht trinken kann." Wie aber geht sozialistischer Antirassismus? Etienne Balibar, Nichi Vendola und viele andere versuchen sich in Antworten ...
Dissidenz und ziviler Ungehorsam sind die Hefe linker Politik. Kann Sie auch Schmiermittel des Kapitalismus sein? Wo schlägt Subversion in unpolitischen Abweichungsfetisch um? Unsere Autor_innen schauen nach, diskutieren und polemisieren.
Ist geistiges Eigentum Diebstahl? Stellen Raubkopien das Ergebnis von Aneignung oder eine besonders perfide Ausbeutung des Kreativproletariats dar? Darüber diskutieren in unserem Heft u.a. Michael Hardt, Cornelia Koppetsch, Sabine Nuss und Stefan Meretz. Digital Natives diskutieren die Implikationen der Digitalisierung von Demokratie ...
„Crossover“ ist der Versuch, eine Diskussion über politische Kooperation von sozialistischen, grünen und sozialdemokratischen Positionen in Gang zu setzen, deren Ergebnis hegemoniefähige progressive Reformprojekte werden sollen. So nahe liegend dies angesichts des Niedergangs der neoliberalen Ära ist, so blockiert ist diese Perspektive dennoch ...
Den politischen Gemütszustand unserer Welt beschreibt nichts besser als der alte Kalauer: „Öko? Logisch.“ Niemand schmunzelt mehr drüber, aber alle nehmen den Schenkelklopfer für sich in Anspruch. Dass alles irgendwie auch „öko“ sein müsse, also die Sache mit der Umwelt halt ein Problem sei, ist – logisch – Allgemeinplatz geworden ...
Die Linke und die Nation ist der Schwerpunkt der fünften Ausgabe des prager frühlings. Außerdem beschäftigen wir uns unter dem Motto "balkan beats" mit der Linken in Post-Jugoslawien. Mit dabei sind Thomas Seibert, Julia Bonk, Klaus Höpcke, Michel Albert, Christin Löchner, Lothar Bisky, Ringo Bischoff, Katja Kipping, Andreas Fischer-Lescano und die Band Ego-Tronic ...
Original sanktionsfrei: Weg mit Hartz IV! Her mit dem schönen Leben! Neben vielen investigativen und weniger investigativen Beiträgen zum Hartz IV-Regime, wollen wir Euch in dieser Ausgabe auch unseren Vorschlag vorstellen, dem Hartz IV-Regime die Forderung nach einem Infrastruktursozialismus entgegen zu setzen ...
Februar 2009 erschien die dritte Ausgabe des prager frühling. Das Schwerpunktthema ist "Demokratie und Herrschaft" mit Beiträgen und Artikeln von Chantal Mouffe (University of Westminster, London), Jürgen Peters (IG Metall), Colin Crouch, Franziska Drohsel (Juso-Vorsitzende), die Gruppe Soziale Kämpfe, Sonja Buckel (Universität Frankfurt) und viele andere mehr ...
Mitte Oktober 2008 kam die zweite Ausgabe von prager frühling, dem neuem Magazin für Freiheit und Sozialismus. Das nächste Heft widmet sich schwerpunktmäßig dem Verhältnis von Politik und Kultur. Ziel der Redaktion ist es, politisches Engagement und Kultur einander näher zu bringen. Dabei geht es nicht um eine Kolonisierung des einen Bereichs durch den anderen ...
Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe des Magazins prager frühling heißt "Refound: NeuBegründung". Unsere Autorinnen erklären was der "Bruch nach vorn" ist. Mit dabei Frigga Haug, Thomas Seibert, Hans Jürgen Urban, Daniela Dahn und Michel Friedmann.